marktbericht
Vor dem Zinsentscheid der EZB halten sich die Anleger erwartungsgemäß zurück. Die Industrieaufträge setzen zwar einen positiven Impuls, aber angesichts der Unsicherheiten im Handelsstreit bleibt die Reaktion verhalten.
Der DAX notiert im frühen Handel in etwa auf seinem Vortagesniveau bei 24.290 Punkten. Ungeachtet neuer US-Zollerhöhungen hat der DAX gestern seine Rekordjagd fortgesetzt, er knackte am Vormittag sein erst in der vergangenen Woche aufgestelltes Rekordhoch und stieg um bis zu 1,1 Prozent auf 24.346 Punkte. Aus dem Handel ging er 0,8 Prozent fester bei 24.276 Zählern. Das Jahresplus liegt derzeit bei rund 22 Prozent.
Eine Konsolidierung käme für die Anleger nicht überraschend: Die Finanzmärkte befänden sich in einer vorsichtig zuversichtlichen Haltung, schreiben die Marktbeobachter der Helaba. Allerdings bezeichnen sie das Korrekturrisiko nach den jüngsten Gewinnen als hoch.
Für die Experten von Index Radar bleibt eine insgesamt abnehmende Dynamik auffällig: „Trotz neuer Hochs fehlen klare Anschlusskäufe, was auf ein ausdünnendes Momentum und zunehmende Selektivität hindeutet.“
Die heutige Zögerlichkeit hängt ferner mit dem EZB-Zinsentscheid zusammen. Vor der Verkündung könnte sich der Handel tendenziell ruhig gestalten. Ökonomen erwarten eine erneute Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Spannend für die Investoren werden aber wie immer vor allem die Signale von Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde für das weitere Vorgehen auf der anschließenden Pressekonferenz.
Die EZB werde voraussichtlich ihre Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte senken, meint Shaan Raithatha, Ökonom bei Vanguard Europa. „Begleitet wird der Schritt wohl von einer deutlichen Abwärtskorrektur der Inflationsprognosen angesichts nachlassender Lohnzuwächse, sinkender Energiepreise und eines stärkeren Euro“, stellt der Fachmann fest.
Auch beim zweiten Thema, das die Märkte heute beschäftigt, ist Warten angezeigt: In dieser Woche soll ein Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping in Sachen Zollstreit stattfinden.
Unterstützung erhält der DAX von aktuellen Konjunkturdaten: Die deutsche Industrie hat wegen der anziehenden Binnennachfrage im April überraschend mehr Aufträge an Land gezogen. Ihr Neugeschäft wuchs um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Fachleute hatten mit einem Rückgang gerechnet.
„Nach dem guten Vormonat ist der erneute Zuwachs ein starkes Zeichen. Die Auftragslage befindet sich zwar weiter im Tal, der Blick zeigt aber aufwärts“, kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Krüger.
Angesichts der Unsicherheiten durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump waren auch die Anleger an der Wall Street gestern zurückhaltend. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 42.427 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 notierte kaum verändert bei 5.970 Zählern, und der technologielastige Nasdaq zog um 0,3 Prozent auf 19.460 Stellen an.
Konjunktursorgen haben die japanischen Aktienanleger heute vorsichtig gestimmt. Der Nikkei-Index verlor 0,5 Prozent auf 37.554 Punkte, der breiter gefasste Topix gab ein Prozent nach. Mit Enttäuschung aufgenommene Wirtschaftsdaten vom Arbeitsmarkt und Dienstleistungssektor aus den USA bereiteten den Investoren Kopfzerbrechen. Die Anleger seien nun mit Blick auf den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht der Regierung etwas in Alarmbereitschaft versetzt, sagte Shuutarou Yasuda von Tokai Tokyo Intelligence Laboratory.
Am chinesischen Aktienmarkt hielten sich die Indizes knapp im Plus. Der Shanghai-Composite und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen rückten um jeweils 0,1 Prozent vor.
Unter den großen Tech-Firmen liegt die Deutsche Telekom bei den Treibhausgasen nach einem UN-Bericht weltweit auf Platz 18. Deutlich mehr klimaschädliche Gase produzieren vor allem chinesische und amerikanische Firmen, wie aus dem Bericht der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) hervorgeht. Getrieben werde dies durch Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI). Insgesamt werden 200 Tech-Firmen betrachtet. 166 davon haben ihre Treibhausgasemissionen veröffentlicht.
Die mit Abstand meisten Emissionen produzierte nach dieser Aufstellung China Mobile, gefolgt vom US-Giganten Amazon. Deutlich niedriger liegen dahinter Samsung Electronics aus Südkorea, gefolgt von China Telecom, China Unicom und der Halbleiterfirma TSMC aus Taiwan. Dahinter liegen die Google-Mutter Alphabet und Microsoft. Der Facebook-Konzern Meta kommt auf Platz 15. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2023, weil aktuellere Angaben nicht für alle Firmen vorlagen.
Thyssenkrupp will beim geplanten Börsengang der Marine-Tochter Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) fast die Hälfte der Anteile abspalten und den Aktionären in ihre Depots legen. „Die neue Holding-Gesellschaft der TKMS, an der die Aktionäre der Thyssenkrupp AG im Zuge der Abspaltung zu 49 Prozent beteiligt sein werden, soll an der Frankfurter Wertpapierbörse zum Börsenhandel zugelassen werden“, sagte Vorstandsmitglied Volkmar Dinstuhl. Die Entscheidung darüber sollen die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung treffen.
Der Cloud- und Webhosting-Anbieter Ionos steigt knapp zweieinhalb Jahre nach seinem Börsengang in den Nebenwerteindex MDAX. auf. Die United-Internet-Tochter, die eine Kursrally hinter sich hat, verdrängt Jenoptik, deren Aktie im vergangenen Jahr ein Drittel verloren hat, wie die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx mitteilte.