marktbericht
Nach dem US-Angriff auf den Iran meiden die Anleger riskante Anlagen wie Aktien, der DAX steuert auf Kursverluste zu. Die Ölpreise steigen weiter – wird Teheran nun die Straße von Hormus schließen?
Nach diesem Wochenende ist auch den Anlegern an den Börsen klar: Die Ankündigung einer zweiwöchigen Bedenkzeit war ein Trick von US-Präsident Donald Trump gewesen – ein Täuschungsmanöver, um den Eindruck zu erwecken, ein Militärschlag der USA gegen den Iran stehe noch nicht unmittelbar bevor.
Wer vor dem Wochenende noch Aktien gekauft hatte, war dementsprechend ein hohes Risiko eingegangen – und wird heute dafür bestraft. Der DAX steuert auf merkliche Kursverluste zu, der Broker IG taxiert die 40 deutschen Standardwerte zur Stunde 0,6 Prozent tiefer bei 23.218 Punkten. Das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump weckt international Befürchtungen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten.
Am Freitag hatte der deutsche Leitindex angesichts der vagen Hoffnung auf eine diplomatische Lösung mit Blick auf den Iran nach drei Verlusttagen in Folge ein Plus von 1,3 Prozent auf 23.350 Punkte verbucht. Auf Wochensicht verbuchte er gleichwohl ein Minus von 0,7 Prozent.
Mit den sich nun abzeichnenden neuerlichen Kursverlusten dürfte sich der DAX seinem Tief vom Freitag bei 23.187 Zählern wieder nähern. Bei einem Rutsch darunter, könnte sich die Abwärtsbewegung erneut verschärfen. Zudem gerät die zuletzt noch erfolgreich getestete 50-Tage-Durchschnittslinie wieder ins Visier der technisch orientierten Anleger.
Mit dem überraschenden Angriff auf unterirdische iranische Atomanlagen hat US-Präsident Trump international Befürchtungen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten geweckt. „Der Ball liegt nun in Teheran“, kommentierte Marktexperte Stephen Innes von SPI Asset Management. „Das große Risiko besteht nicht in dem, was passiert ist, sondern darin, was folgen wird.“
Die hohen geopolitischen Risiken spiegeln sich einmal mehr besonders deutlich am Ölmarkt wider. Der Preis für die Nordseesorte Brent steigt aktuell um 1,1 Prozent auf 76,28 Dollar je Barrel (159 Liter), während der Preis für die US-Sorte WTI ebenfalls um 1,1 Prozent auf 74,86 Dollar anzieht. Beide Ölsorten waren zuvor mehr als drei Prozent auf 81,40 Dollar beziehungsweise 78,40 Dollar gestiegen und hatten damit jeweils ein Fünfmonatshoch erreicht.
Im Fokus der Ölanleger steht weiterhin die Wasserstraße von Hormus, über die etwa ein Viertel des weltweiten Ölhandels und 20 Prozent der Flüssiggaslieferungen laufen. Sollte der Iran die Passage durch die Straße von Hormus blockieren, so hätte dies massive Folgen für den Ölmarkt.
Die Bank Goldman Sachs erklärte in einem Bericht vom Sonntag, dass die Sorte Brent kurzzeitig einen Höchststand von 110 Dollar pro Barrel erreichen könnte, wenn die Ölströme durch die kritische Wasserstraße einen Monat lang halbiert würden, und in den folgenden elf Monaten um zehn Prozent niedriger bleiben würde.
Leicht negative Impulse für den Aktienhandel in Europa kommen von den asiatischen Aktienmärkten. In Tokio liegt der 225 Wert umfassende Nikkei-Index im späten Handel 0,2 Prozent tiefer. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandswerten büßt zur Stunde ebenfalls 0,2 Prozent ein.
Auch die Wall Street dürfte mit Kursverlusten auf die Entwicklungen am Wochenende im Nahen Osten reagieren. Die US-Futures liegen aktuell leicht im Minus. Vor dem Wochenende hatte der US-Standardwerteindex Dow Jones kaum verändert bei 42.206 Punkten geschlossen. Der breit gefasste S&P 500 verlor am Freitag 0,2 Prozent auf 5.967 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 0,5 Prozent auf 19.447 Stellen nach.
Im frühen Devisenhandel ist der Dollar erneut gefragt: Die US-Devise hatte angesichts der stark gestiegenen geopolitischen Spannungen in den vergangenen Tagen ihren Status als sicherer Hafen wieder zurückgewinnen können. Der Euro notiert aktuell bei 1,1495 Dollar, nachdem er vor dem Wochenende noch klar über 1,15 Dollar gelegen hatte.
Der Goldpreis, der in einer ersten Reaktion auf die US-Angriffe auf den Iran noch einen Satz nach oben bis auf 3.398 Dollar gemacht hatte, sendet mittlerweile hingegen eher Entspannungssignale: Aktuell kostet eine Feinunze des gelben Edelmetalls 3.3.58 Dollar und damit sogar etwas weniger als vor dem Wochenende.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.