marktbericht
Der DAX ist mit starken Kursgewinnen in den Handel gestartet. Angesichts einer Atempause für die EU im Zollstreit mit den USA schöpfen Anleger neuen Mut. Die Börse folgt damit einmal mehr dem „Trump-Muster“.
Die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten hält die Anleger an den Börsen weiter in Atem. Nach dem Zoll-Schock und Kurseinbruch vom Freitag reagieren Investoren zu Beginn der neuen Woche erleichtert, dass US-Präsident Donald Trump nach einem „sehr netten Telefonat“ mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Einführung der neuen Abgaben auf Einfuhren aus der EU um gut einen Monat auf den 9. Juli verschieben will.
Risikofreudige Investoren sehen sich dadurch in ihrer Haltung ermutigt, dass Abkommen mit dem US-Präsidenten möglich sind – dass der selbsternannte „Deal-Maker“ Trump diesem Ruf auch gerecht werden will. Der DAX schnellt in den ersten Handelsminuten um 1,7 Prozent auf 24.038 Punkte in die Höhe – und macht damit seine gesamten Kurverluste vom Freitag auf einen Schlag wieder wett.
Marktbeobachter erkennen darin bereits ein wohl vertrautes Muster: „Zuerst eine Drohung, dann ein Rücksetzer, unmittelbar gefolgt von einem schnellen Wiedereinstieg spekulativer Anleger in der Erwartung eines Einlenkens des US-Präsidenten“, beschreibt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets den üblichen Ablauf. Dieses „Trump-Muster“ erweise sich für risikofreudige Investoren zunehmend als erfolgreiche Strategie.
Die Hoffnung auf einen Zoll-Deal zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) treibt auch den Euro am Morgen in die Höhe. Die Gemeinschaftswährung steigt in der Spitze um 0,5 Prozent auf 1,1418 Dollar – den höchsten Stand seit knapp vier Wochen. Commerzbank-Devisenanalyst Michael Pfister rechnet nun allerdings mit „unruhigen Tagen und Wochen“.
Die US-Währung bleibt unterdessen angesichts der Sorgen um das hohe US-Haushaltsdefizit unter Druck. Der Dollar-Index verliert bis zu 0,4 Prozent auf 98,6940 Punkte und notiert damit so tief wie seit über einem Monat nicht mehr.
Positive Impulse für den DAX kommen derweil auch von den US-Futures. So gewinnt der Future auf den Dow Jones aktuell 1,0 Prozent, der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 liegt sogar 1,2 Prozent im Plus. An der Wall Street findet heute kein Handel statt, die Börsen bleiben wegen des Feiertags „Memorial Day“ geschlossen.
Die wichtigsten Aktienmärkte in Fernost haben zu Beginn der neuen Börsenwoche keine gemeinsame Richtung gefunden. Kursgewinnen in Japan standen Verluste in Festland-China und Hongkong gegenüber. Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss mit einem Plus von 1,0 Prozent. Dagegen verlor der chinesische CSI-300-Index mit den wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandsbörsen zuletzt 0,6 Prozent. Der Hongkonger Hang Seng büßte 1,3 Prozent ein.
Die Ölpreise ziehen am Morgen an. Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,3 Prozent auf 64,42 Dollar je Barrel (159 Liter).
Angesichts der wieder steigenden Risikofreude der Anleger ist der „sichere Hafen“ Gold zu Wochenbeginn nicht gefragt. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls fällt am Morgen um 0,1 Prozent auf 3.339 Dollar.
Die nachlassende Risikoaversion der Investoren spiegelt sich derweil auch an den Kryptomärkten wider. So setzt der Bitcoin seine Erholung nach der Kurskorrektur vom Freitagabend fort und legt etwa ein Prozent auf knapp 110.000 Dollar zu. In der Vorwoche war die Cyberdevise erstmals über die Marke von 112.000 Dollar gestiegen, vor allem Hoffnungen auf eine Deregulierung der Branche unter Trump gaben Kryptowährungen zuletzt Auftrieb.
Im Strafprozess zur Dieselaffäre sind vier frühere Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Braunschweig verurteilte zwei Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen, zwei Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp soll einem Medienbericht zufolge in eine Finanzholding umgebaut werden Der Vorstand um Konzernchef Miguel Lopez wolle damit die Basis schaffen, um weitere Teile zu verkaufen, berichtete Bild am Sonntag unter Berufung auf Konzernkreise. Zudem solle die Zentrale von aktuell 500 auf 100 Mitarbeiter verkleinert werden.
Der Bauunternehmer Günter Papenburg plant nach seinem gescheiterten Übernahmeversuch keine weitere Aufstockung seines Anteils am Stahlkonzern Salzgitter. „Ich wollte eine freundliche Übernahme und werde jetzt auch keine weiteren Aktien kaufen“, sagte er der Braunschweiger Zeitung. Papenburg hält bereits 29,9 Prozent an dem Konzern und ist damit größter Anteilseigner.
Die von US-Präsident Donald Trump neu angedrohten Importzölle in Höhe von 25 Prozent für iPhones würden auch für Smartphones anderer Hersteller gelten. „Es wäre auch Samsung, und jeder, der das Produkt herstellt, sonst wäre es nicht fair“, sagte Trump im Weißen Haus vor Journalisten. Die neue Abgabe auf die Einfuhr von Smartphones solle voraussichtlich ab Ende Juni eingeführt werden.
Eine neue Vereinbarung zwischen Boeing und der US-Regierung soll dem Konzern einen Prozess zu den zwei tödlichen Abstürzen von Flugzeugen des Typs 737 Max ersparen. Boeing werde als Teil des Deals zusätzlich gut 1,1 Milliarden Dollar ausgeben, teilte das US-Justizministerium mit. Ein Richter müsste der Vereinbarung zustimmen, damit sie wirksam wird.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.