marktbericht
Der DAX bleibt zum Handelsstart unter der Marke von 24.000 Punkten. Die Anleger vermissen Impulse, die den Leitindex nach vorn tragen könnten. Außerdem überwiegen beim Zollstreit die Unsicherheiten.
Der DAX startet mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 23.961 Punkten in den neuen Handelstag. Gestern war der DAX um ein halbes Prozent auf 23.910 Punkte zurückgefallen.
„Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage ist die aktuelle Konsolidierung im DAX mehr als gesund. Der Schwung scheint für den Moment raus, ein Indexstand über 24.000 Punkten attraktiv für Gewinnmitnahmen und echte positive Impulse sind derzeit eher Mangelware“, meint Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.
Die Aktienexperten von HSBC ziehen eine Bilanz des ersten Börsenhalbjahres: „Mit einer DAX-Performance von rund 20 Prozent fällt die Wertentwicklung in den ersten sechs Monaten absolut überzeugend aus“, schreiben sie in ihrem Tageskommentar.
Wenn der DAX im ersten Halbjahr zweistellig zulege, dann würden in der zweiten Jahreshälfte im historischen Mittel weitere Anschlussgewinne von 7,8 Prozent folgen. „Das alte Mantra: ‚Stärke zieht weitere Stärke nach sich‘ lässt also hoffen“, so die Fachleute.
Die Investoren beschäftigen sich derzeit mit der Frist vom 9. Juli. Um steigende US-Zölle zu vermeiden, müssen andere Länder früheren Ankündigungen zufolge mit den USA bis dahin Abkommen schließen. US-Präsident Donald Trump hat jedoch inzwischen erklärt, er könne die Frist für die Zölle verlängern oder „verkürzen“.
Analyst Thomas Altmann von QC Partners verwies aber darauf, dass die Europäische Union einen großen Schritt auf US-Präsident Donald Trump zugeht: „Die Bereitschaft, den Basiszoll von 10 Prozent dauerhaft zu akzeptieren, zeigt, wie sehr die EU einen Handelsdeal erreichen will. Damit würden die in der EU ansässigen Firmen ihre Planungssicherheit zurückgewinnen.“
Neben den Verhandlungen zu Handelsabkommen mit den USA haben Anleger auch die Juni-Inflationsdaten für die Eurozone im Blick. Billigere Energie und langsamer steigende Lebensmittelpreise hatten die Inflationsrate in Deutschland im vergangenen Monat überraschend auf 2,0 Prozent fallen lassen.
Etwas Auftrieb kommt von der Wall Street, wo der Dow Jones Industrial gestern seine Erholungsrally auf das höchste Niveau seit Februar fortgesetzt hat. In den Nasdaq-Indizes sowie im marktbreiten S&P 500 gab es weitere Rekorde.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 44.094 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,5 Prozent auf 6.204 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 0,5 Prozent auf 20.369 Stellen an.
Die japanische Börse tendierte dagegen schwächer. In Tokio gab der Nikkei-Index 1,2 Prozent auf 39.994 Punkte nach. Der Ton zwischen den USA und Japan im Handelsstreit hat sich verschärft. Die Regierung in Tokio betonte, dass sie den japanischen Agrarsektor bei den Zollverhandlungen nicht opfern werde. Trump hatte sich zuvor in den sozialen Medien beschwert, dass Japan nicht genug amerikanischen Reis importiere.
In China zogen die Aktienmärkte dagegen leicht an, angeführt von Kursgewinnen bei Finanzwerten. Die Börse Shanghai stieg um 0,4 Prozent; der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen legte um 0,2 Prozent zu.
Der Kurs des Euro ist heute erstmal seit fast vier Jahren über die Marke von 1,18 Dollar gestiegen. Zuletzt notierte der Euro mit 1,1783 Dollar etwas darunter, blieb aber auf dem höchsten Niveau seit September 2021.
Der Euro ist zum Dollar schon länger wieder im Aufwind. Allein neun Prozent habe die Gemeinschaftswährung in den letzten drei Monaten zulegt, was eines der besten Quartale überhaupt darstellt, so Devisen-Experte Volkmar Baur von der Commerzbank. „Vieles davon ist allerdings mehr auf US-Dollar-Schwäche als auf Euro-Stärke zurückführen.“
Der französische Autobauer Renault hat vor einer milliardenschweren Abschreibung auf seine Beteiligung an Nissan gewarnt. Im ersten Halbjahr werde ein außerordentlicher Verlust in Höhe von 9,5 Milliarden Euro infolge einer Wertminderung anfallen.
Nach einer seit zwei Jahrzehnten währenden Partnerschaft reduziert Renault schrittweise seinen Anteil an dem japanischen Autokonzern, der mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen hat und um Liquiditätsbeschaffung bemüht ist. Renault hält 35,7 Prozent an Nissan, davon 17,05 Prozent direkt und den Rest über einen Trust.
Die russische Regierung hat den deutschen Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck auf eine Sanktionsliste gesetzt. Der entsprechende Regierungserlass stammt von Freitag, wurde aber erst gestern veröffentlicht. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Westen Sanktionen gegen Moskau verhängt. Als Antwort hat auch der Kreml eine eigene Sanktionsliste mit westlichen Unternehmen erstellt. Mit diesen ist jeglicher Handel untersagt. Zahlungsverpflichtungen gegenüber solchen Konzernen sind nichtig.
Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing bekommt einen neuen Finanzchef. Der bisherige Finanzvorstand von Lockheed Martin, Jesus „Jay“ Malave, übernehme den Job zum 15. August von Brian West, teilte Boeing mit. West hatte für den Konzern eine der größten Kapitalbeschaffungen der US-Geschichte organisiert, weil Boeing nach mehreren Verlustjahren in Folge dringend frisches Geld benötigte.