marktbericht
Wenig Bewegung vor Inflationsdaten: Nach dem zuletzt guten Lauf des DAX halten sich die Investoren am deutschen Aktienmarkt heute zurück. Im Fokus bleibt die Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik.
Nach dem Rekordlauf und dem darauffolgenden Dämpfer ist der DAX heute zunächst ohne Schwung gestartet. Im Fokus steht weiterhin die Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik. Zudem warten die Anlegerinnen und Anleger auf Inflationszahlen aus Deutschland. Und: Nach dem gestrigen Feiertag dürften nicht wenige Investoren bereits in einem verlängerten Wochenende sein – mit einem entsprechend eher dünnen Handel.
Der DAX stieg zum Handelsbeginn um knapp 0,3 Prozent auf 24.001 Punkte. Bereits gestern war er nicht an seinen Rekord vom Mittwoch bei fast 24.326 Zählern herangekommen – trotz eines anfänglichen Auftriebs dank eines guten Quartalsberichts von Nvidia und dem Dämpfer für Trumps Zollpolitik vor einem US-Gericht. Auf einen freundlichen Handelsstart waren leichte Gewinnmitnahmen in einem eher dünnen Feiertagshandel zu Christi Himmelfahrt gefolgt.
Für das Jahr 2025 liegt der DAX aktuell etwa 20 Prozent im Plus. Im Wochenverlauf legte der deutsche Leitindex um rund 1,3 Prozent zu. Der MDAX zog derweil um 2,7 Prozent an und schloss damit für das Gesamtjahr zum DAX auf. Er befindet sich auf dem höchsten Niveau seit drei Jahren, notiert heute zum Handelsstart aber leicht im Minus.
Die Lage an den Finanzmärkten sei nach den Gerichtsentscheidungen rund um die Zollpolitik der US-Regierung unübersichtlich, schreiben die Fachleute der Landesbank Helaba. „Ein Großteil der Zölle wurde für nichtig erklärt und blockiert, inzwischen hat ein Berufungsgericht die Maßnahmen aber wieder in Kraft gesetzt, vorläufig. Es bleibt spannend.“ 30 Minuten vor US-Börsenschluss war die Entscheidung wieder aufgehoben worden.
„Die finale Entscheidung wird wohl der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof der USA, treffen müssen“, sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Bis zu diesem Urteil kann es allerdings dauern. Und so lange wird die handelspolitische Unsicherheit für die Börsen deutlich erhöht bleiben.“
Heute rücken nun Konjunkturdaten in den Blick. Die Helaba-Experten verweisen insbesondere auf Inflationszahlen aus den Bundesländern am Vormittag sowie dann die gesamtdeutschen Preisdaten um 14.00 Uhr. „Im Hinblick auf die EZB-Ratssitzung in der kommenden Woche sind diese Informationen wichtig.“ Damit spielen sie auf die dann anstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank an. Kurz nach den gesamtdeutschen Inflationsdaten stehen dann noch Preisdaten aus den USA auf der Agenda.
Das Hin und Her der US-Gerichte zu den Zöllen von Trump macht die Anlegerinnen und Anleger in Asien nervös. Der 225 Werte umfassende Tokioter Nikkei-Index verlor heute 1,2 Prozent auf 37.965 Punkte. Der breiter gefasste Topix lag knapp im Minus bei 2.809 Zählern. Auch die Börse Shanghai und der der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gaben leicht nach. Der Hongkonger Hang-Seng-Index und der südkoreanische Kospi rutschten um 1,5 und knapp ein Prozent ab.
„Japanische Aktien legten gestern in der Hoffnung zu, dass die Auswirkungen der Zölle auf die Weltwirtschaft abgemildert würden, doch diese Hoffnung wurde über Nacht wieder zunichte gemacht“, sagte Shuutarou Yasuda vom Analysehaus Tokai Tokyo Intelligence Laboratory. Für schlechte Stimmung sorge zudem die Feststellung von US-Finanzminister Scott Bessent, dass die von ihm geleiteten Gespräche zwischen den USA und China „ein wenig“ ins Stocken geraten seien, sagte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Die Anlegerinnen und Anleger an der Wall Street indes hatte das juristische Tauziehen unter dem Strich weitgehend kalt gelassen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss gestern 0,3 Prozent fester mit 42.215 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,4 Prozent auf 19.175 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 ebenfalls 0,4 Prozent auf 5.912 Stellen.
Der deutsche Einzelhandel hat im April überraschend Umsatzeinbußen erlitten. Der Umsatz nahm um 1,2 Prozent zum Vormonat ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Real, also inflationsbereinigt, ergab sich ein Minus von 1,1 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Im März war das Geschäft allerdings besser gelaufen als gedacht. Destatis revidierte die Daten nun: Demnach verzeichnete der Einzelhandelsumsatz gegenüber Februar nach Revision der vorläufigen Ergebnisse einen Zuwachs von real 0,9 Prozent (ursprünglich minus 0,2 Prozent) und nominal ebenfalls von 0,9 Prozent (ursprünglich minus 0,1 Prozent).
„Aufgrund der kräftigen Aufwärtsrevision des Vormonats ist der Umsatzrückgang halbwegs verkraftbar“, kommentiert Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Gegenüber April 2024 verbuchten die Einzelhändler außerdem ein reales Wachstum von 2,3 Prozent. Hier hatten Fachleute nur ein Plus von 1,8 Prozent erwartet. „Gegenüber dem Vorjahresmonat steht immerhin noch ein klares Plus“, so Krüger. Dennoch sei der Auftakt ins zweite Quartal für den deutschen Einzelhandel „ziemlich verkorkst“ ausgefallen, sagt Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.
Der Kurs des Euro hat heute zunächst etwas nachgegeben. Die Gemeinschaftswährung kostete im frühen Handel mit 1,1347 Dollar etwas weniger als am Vorabend. Nach einem anfänglichen, kurzen Rutsch bis auf fast 1,12 Dollar hatte der Eurokurs gestern nach der Bekanntgabe von US-Konjunkturdaten zugelegt und sich wieder der Marke von 1,14 Dollar angenähert.
Heute stehen eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten an. Vor allem die Preisdaten aus Deutschland, Spanien und den Vereinigten Staaten könnten die Devisenmärkte stärker beeinflussen.
Der Bitcoin hat sich nach den jüngsten Verlusten stabilisiert. Der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung lag am Morgen bei rund 106.000 Dollar und damit in etwa auf dem Niveau vom Vorabend. Im Verlauf der Woche war der Bitcoin von fast 111.000 Dollar zum Start kontinuierlich gefallen. Einer der kursbewegenden Faktoren war die Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump und die vielen unterschiedlichen Signale an die Märkte. Alles in allem profitiert der Bitcoin allerdings weiter von der Wahl Trumps, der als Förderer von Kryptowährungen gilt und auch Geschäfte mit diesen macht.
Die Ölpreise sind leicht gesunken. Damit steuern die Ölnotierungen auf die zweite Verlustwoche in Folge zu. Am Wochenende wird eine neuerliche Produktionserhöhung des Öl-Förderverbundes OPEC+ erwartet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am Morgen 63,95 Dollar und damit 20 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel ebenfalls um 20 Cent auf 60,74 Dollar.
Die Ölfördergruppe OPEC+ hatte auf einer Online-Sitzung von beteiligten Ölministern am Mittwoch zunächst noch keine Entscheidung getroffen. Analysten erwarten, dass eine Kerngruppe aus acht Ländern am Samstag die weitere Strategie festlegen wird. Investoren warten mit Spannung auf die Entscheidung, damit die Ungewissheit über die erwartete Erhöhung des Ölangebots ab Juli aus dem Markt sei, sagte Ölmarkt-Analyst Priyanka Sachdeva vom Ölmakler Phillip Nova Pte in Singapur.
Der Wolfsburger Autobauer Volkswagen verhandelt mit dem US-Handelsministerium über die Beilegung des Zollstreits und bietet im Gegenzug weitere Investitionen in den USA an. „Ich war selbst in Washington und wir sind seitdem in regelmäßigem Austausch“, sagte Konzern-Chef Oliver Blume der Süddeutschen Zeitung. Primärer Ansprechpartner sei der US-Handelsminister, „aber letztlich gehen die Themen auch über den Tisch des US-Präsidenten“. Blume betonte, er spreche dort für den VW-Konzern, aber er habe immer Lösungen im Blick, die generell angewendet werden könnten.
Der Münchner Agrarkonzern BayWa bekommt die Krise auch im operativen Geschäft zu spüren. Der Umsatz schrumpfte im ersten Quartal um neun Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, wie die BayWa mitteilte. Der Konzern begründete den Rückgang mit „Sondereffekten im Zuge der laufenden Transformation“. Durch den Abbau von bisher rund 700 Stellen und Standortschließungen sowie einer Konzentration auf margenstärkere Produkte werde sich aber die „Ertragsqualität deutlich verbessern“, wenn man die Effekte aus dem tiefgreifenden Umbau ausklammere. Zahlen nannte die BayWa zur Ertragslage nicht.
Der auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt tätige Solarhersteller Meyer Burger stellt seine Solarmodulproduktion in den USA ein. Das Unternehmen sehe sich aufgrund fehlender finanzieller Mittel gezwungen, seine noch im Hochlauf befindliche Solarmodulproduktion in den USA zu stoppen, teilte es in Thun in der Schweiz mit. Den 282 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei gekündigt worden. „Die Zukunft des Standorts ist offen“, hieß es weiter. Gerade erst wurde die Fertigung im US-Bundesstaat Arizona mit in Deutschland hergestellten Solarzellen aufgebaut. Meyer Burger befindet sich in Gesprächen zur Restrukturierung mit Anleihegläubigern. Betroffen seien zwei Wandelanleihen, die 2027 und 2029 fällig sind.
Der Laborausrüster Stratec ist mit einem Umsatz- und Ergebnisplus ins Jahr gestartet. Der Konzernumsatz kletterte im ersten Quartal auf 60,4 Millionen Euro von 53,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Firma mitteilte. Vor dem Hintergrund anziehender Testvolumen habe sich insbesondere das Geschäft mit Serviceteilen und Verbrauchsmaterialien sehr dynamisch entwickelt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sei auf 5,4 Millionen Euro von 2,9 Millionen Euro gestiegen. Das bereinigte Konzernergebnis kletterte auf 3,2 Millionen Euro. Der Ausblick für 2025 wurde bestätigt.
Der Pharmakonzern Roche hat erneut positive Daten zu Fenebrutinib vorgelegt, einem Mittel zur Bekämpfung von Multipler Sklerose. Das Mittel habe die Krankheitsaktivität und Behinderungsprogression bei Studienteilnehmern bis zu 96 Wochen lang fast komplett unterdrückt, teilte Roche heute mit. Die neuesten Ergebnisse aus der Phase-II-Studie wurden auf der Jahrestagung des Consortium of Multiple Sclerosis Centers (CMSC) in der US-Stadt Phoenix vorgestellt.