marktbericht
Die Rekordjagd setzt sich fort, der DAX markiert im frühen Handel ein neues Allzeithoch. Zumindest im Augenblick hat der Zollstreit seinen Schrecken verloren. Wie lange lässt sich das Thema im Tagesgeschäft verdrängen?
Direkt zum Handelsstart hat der DAX um 0,3 Prozent zugelegt und einen neuen Rekordstand bei 24.619 Punkten erreicht. Gestern war der DAX um 1,4 Prozent gestiegen und hatte im Handelsverlauf ein Rekordhoch bei 24.609 Zählern markiert. Im bisherigen Jahresverlauf zog der deutsche Leitindex bereits rund 23 Prozent an.
Die Charttechniker von HSBC sehen jetzt ein Anschlusspotenzial bis auf rund 26.500 Punkte. „In der Summe sollte sich die Rally des bisherigen Jahresverlaufs weiter fortsetzen“, so ihre Einschätzung. Auch die positive Saisonalität im Juli spräche dafür.
„Der Zollkonflikt mit den USA bleibt das beherrschende Thema an den Finanzmärkten“, schreiben die Experten der Helaba in ihrem Tageskommentar. Hoffnungen auf einen weitgehend akzeptablen Handelskompromiss zwischen den USA und der EU hätten den deutschen Aktienmarkt weiter nach oben getrieben und zu einem neuen Allzeithoch verholfen, so die Marktbeobachter.
„Mit dem neuen Rekordhoch im DAX gehen die Anleger wieder voll ins Risiko“, stellt Jochen Stanzl fest, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. „Dass die USA weiterhin mit der Europäischen Union verhandeln, wertet die Börse als ein Zeichen der Stärke.“
Für weiteren Auftrieb könnten die starken US-Vorgaben sorgen. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Federal Reserve nährt die Hoffnung, dass es trotz eines möglichen Inflationsdrucks noch zu Zinssenkungen in den USA kommen könnte. Aus dem Protokoll der Fed-Sitzung von Mitte Juni ging hervor, dass die meisten Fed-Vertreter davon ausgingen, dass Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres angemessen sein würden, da die Preisschocks durch Trumps Importzölle voraussichtlich „vorübergehend oder bescheiden“ sein würden.
Ihr Hauptaugenmerk richten Anleger heute auf die Bekanntgabe der wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe. Nach den überraschend starken Beschäftigtendaten der vergangenen Woche erhoffen sie sich zusätzliche Rückschlüsse auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank.
US-Anleger lassen sich von den jüngsten Zolldrohungen des US-Präsidenten Donald Trump jedenfalls nicht verunsichern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Mittwoch 0,5 Prozent fester mit 44.458 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 stieg um 0,6 Prozent auf 6263 Zähler und der Index der Tech-Börse Nasdaq knapp ein Prozent auf 20.611 Stellen.
„Anleger ignorieren das Grundrauschen“, sagte der Börsenexperte Oliver Pursche vom Anlageberater Wealthspire. Schließlich habe sich die Furcht vor wirtschaftlichen Turbulenzen und einer galoppierenden Inflation durch die Zölle bislang nicht bewahrheitet. Am Dienstag hatte Trump Zölle von 50 Prozent auf Kupfer und 200 Prozent auf Pharmazeutika angedroht. Außerdem würden die Waren enger Verbündeter wie Japan oder Südkorea sowie mehrerer anderer Staaten ab dem 1. August mit Abgaben von 25 Prozent belegt.
Die stockenden Zollverhandlungen Japans mit den USA haben der Tokioter Börse heute zugesetzt. Der Nikkei-Index fiel um 0,4 Prozent auf 39.646 Zähler, der breiter gefasste Topix gab 0,6 Prozent nach. „Der Nikkei hat Mühe, über die 40.000-Punkte-Marke zu steigen“, sagte Wataru Akiyama, Stratege bei Nomura Securities. Angesichts der mangelnden Fortschritte bei den Zollverhandlungen und der am 20. Juli anstehenden Oberhauswahl seien die Investoren eher vorsichtig unterwegs.
Am chinesischen Aktienmarkt ging es dagegen etwas bergauf. Die Börse Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stiegen jeweils um 0,5 Prozent. Die Anleger hofften auf baldige Konjunkturanreize durch die chinesische Regierung. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten könnten sich in der zweiten Hälfte dieses Jahres deutlich verschlechtern, da die Nachfrage an mehreren Fronten deutlich schwächer werde, warnte Ting Lu von Nomura.
Der Gewinn von Südzucker ist im ersten Quartal eingebrochen. So schrieb das Zuckergeschäft wegen deutlich gesunkener Preise sowie geringerer Exportmengen ebenso rote Zahlen wie die Biosprit-Tochter Cropenergies. Das operative Konzernergebnis sackte daher in den drei Monaten bis Ende Mai von 155 auf 22 Millionen Euro ab. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verminderte sich von 230 auf 96 Millionen Euro. Der Umsatz ging ebenfalls zurück und betrug 2,15 Milliarden, nach 2,55 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.
Im ersten Halbjahr erzielte die familiengeführte Optikerkette nach ersten Berechnungen einen Anstieg des Umsatzes um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Eine bessere Produktivität und Kostendisziplin sorgten für einen überproportionalen Anstieg des bereinigten Ebitda um 26 Prozent auf 290 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge verbesserte sich deutlich auf 23,7 (Vorjahr: 21,1) Prozent.
Die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile US beendet ihre Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) auf Druck der Regierung von Donald Trump. In einem Schreiben an den Chef der US-Telekom-Regulierungsbehörde FCC, Brendan Carr, erklärte T-Mobile US, man werde die eigenen DEI-bezogenen Richtlinien „nicht nur dem Namen nach, sondern in der Substanz“ beenden. Es werde keine individuellen Rollen oder Teams mehr geben, die sich mit DEI befassen, hieß es. Zudem würden alle Verweise auf DEI auf den T-Mobile US-Websites und aus Schulungsmaterialien für Mitarbeiter entfernt.
Der Autobauer Volkswagen hat einem Medienbericht zufolge die Lieferung seines Elektro-Kleinbusses ID.Buzz in die USA vorerst gestoppt. Hintergrund seien neben einem Rückruf auch die Strafzölle der Regierung von US-Präsident Donald Trump, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. Ein Sprecher der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge habe bestätigt, dass der ID.Buzz derzeit nicht in die USA ausgeliefert werde, so die Zeitung. Als Grund sei ein Rückruf wegen einer aus Behördensicht zu breiten Rücksitzbank des US-Modells genannt worden.