marktbericht
Der DAX wird leicht im Minus erwartet. Auch am Aktienmarkt stehen die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine heute im Fokus. Dazu kommen zahlreiche Unternehmenszahlen und Konjunkturdaten.
Nach seinem Rekord vom Montag bleibt der DAX wohl auch heute im Konsolidierungsmodus. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex etwa 0,3 Prozent tiefer auf 23.464 Punkte. Nach seinem langen Hochlauf, der zu Wochenbeginn für ein Rekordhoch von 23.912 Punkten und ein Jahresplus von 20 Prozent gesorgt hatte, bleibt der DAX anfällig für eine Korrektur.
Gestern hatte der DAX ein technisches Warnzeichen gesendet, weil er zwischenzeitlich das alte Rekordhoch von Mitte März bei 23.475 Punkten unterschritt. Anschließend entspannte sich die technische Lage wieder etwas. Letztlich gaben die Standardwerte knapp 0,5 Prozent auf 23.527 Punkte nach.
Nach der jüngsten Rally nähere sich das Börsenbarometer dem Überkauft-Bereich, sagte Thomas Altmann von QC Partners. Eine Verschnaufpause sei nun eher der Normalfall und weniger eine Überraschung. „Der DAX hat keinen weiteren Rückenwind erhalten, und so stehen die Zeichen auf Konsolidierung“, schreiben auch die Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick.
Im Mittelpunkt stehen heute neben zahlreichen Unternehmenszahlen die geplanten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul. Außerdem beraten die Außenministerinnen und Außenminister der 32 Nato-Staaten im türkischen Küstenort Antalya vor allem über den weiteren Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mit Spannung warten Anlegerinnen und Anleger zudem auf einen Auftritt von Fed-Chef Jerome Powell auf einer Konferenz in Washington.
Zuletzt hatten Einigungen im Handelsstreit mit den USA die Risikobereitschaft wieder erhöht und die Konjunktursorgen in den Hintergrund gerückt, hieß es von der Helaba. „Dennoch werden neue Wirtschaftsdaten mit Aufmerksamkeit verfolgt und heute gibt es davon reichlich.“ So stehen unter anderem vorläufige Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone im ersten Quartal auf dem Plan. Zudem werden Daten zur Industrieproduktion in den USA, die US-Einzelhandelsumsätze, die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenzahlen sowie Konjunkturzahlen der US-Notenbank erwartet.
Die New Yorker Börsen boten zur Wochenmitte kein einheitliches Bild. An der Wall Street bröckelten die Standardwerte erneut ab, weil viele Anlegerinnen und Anleger ihre jüngsten Gewinne realisierten. Der Dow Jones ging 0,21 Prozent tiefer bei 42.051 Punkten aus dem Handel. Gefragter waren die Technologiewerte, der Nasdaq 100 gewann 0,6 Prozent auf 21.319 Punkte. Hintergrund ist die entsprechende Fantasie in den Golfstaaten im Zuge des Besuchs von US-Präsident Donald Trump in der Region und die damit verbundenen Aufträge für die Wirtschaft.
Nach der kaum bewegten Wall Street dominierten am Morgen in Asien die Verlierer. In Tokio gab der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,9 Prozent auf 37.791 Punkte nach. Der breiter gefasste Topix notierte 1,0 Prozent niedriger bei 2.736 Zählern. Die Börse Shanghai verlor 0,4 Prozent auf 3.390 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,5 Prozent auf 3.925 Punkte.
Die Erleichterungsrally im Zuge der Zoll-Entspannung zwischen China und den Vereinigten Staaten werde inzwischen einem Realitätscheck unterzogen, schrieb der Marktexperte Stephen Innes von SPI Asset Management. Die Folge seien erste Gewinnmitnahmen. Nun warten die Anlegerinnen und Anleger auf neue Impulse und Schlagzeilen zum Thema Handelskrieg.
Am Rohstoffmarkt hat sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee im frühen Handel um 2,1 Prozent auf 64,69 Dollar je Barrel (159 Liter) verbilligt. Das US-Öl WTI notierte 2,2 Prozent schwächer bei 61,75 Dollar. Die Anlegerinnen und Anleger erwarten ein mögliches Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran. Ein Berater des Oberhaupts des Iran hatte im US-Fernsehen erklärt, Iran sei bereit, einem Atomabkommen mit den USA im Gegenzug für die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen zuzustimmen. Damit könnte mehr iranisches Öl auf den Markt kommen. Zudem drückte ein Anstieg der US-Lagerbestände den Preis.
Großaufträge für Lokomotiven unter anderem in den USA und ein lange ersehnter Aufschwung in China haben die Auftragsbücher des Münchner Technologiekonzerns Siemens im zweiten Quartal gefüllt. Das Unternehmen sammelte Bestellungen im Wert von 21,6 Milliarden Euro ein, das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Siemens-Chef Roland Busch sprach von einem erfolgreichen Quartal. „Unsere weltweite Präsenz macht uns widerstandsfähig.“ Analysten hatten mit etwas weniger Bestellungen gerechnet. Der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis um sechs Prozent auf 19,8 Milliarden Euro zu. Der Gewinn im industriellen Geschäft verbesserte sich um 29 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.
Die Allianz bleibt auf Rekordkurs. Das operative Ergebnis sei im ersten Quartal um sechs Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen und sei damit so hoch gewesen wie nie, teilte der Versicherungsriese heute mit. „Wir haben unsere Wachstumsdynamik und attraktive Margen in allen Geschäftsbereichen beibehalten“, sagte Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre. Die Allianz sei auf gutem Weg zu ihrem Ziel eines operativen Gewinns von 15 bis 17 Milliarden Euro. Der bereinigte Nettogewinn nach Anteilen Dritter trat in den ersten drei Monaten mit 2,6 Milliarden Euro auf der Stelle, weil die Allianz eine Steuerrückstellung im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus einem Joint Venture in Indien verkraften musste.
Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA senkt wegen der zuletzt starken Wechselkursschwankungen, etwa beim Dollar, seine Ziele für das Jahr. Zudem spiegele die leichte Anpassung der Prognose auch im Laborgeschäft die „gegenwärtigen Unsicherheiten mit Blick auf die Zölle wider“, teilte der DAX-Konzern heute mit. Dennoch bleibe Merck zuversichtlich, nachhaltiges Wachstum zu erzielen. So rechnet das Management für das Gesamtjahr nun mit einem Umsatz in der Bandbreite von 20,9 bis 22,4 Milliarden Euro, zuvor standen noch 21,5 bis 22,9 Milliarden Euro im Plan. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll jetzt 2025 bei 5,8 bis 6,4 herauskommen statt wie zuvor angepeilt bei 6,1 bis 6,6 Milliarden Dollar.
Die Deutsche Telekom hat im ersten Quartal weiter vom Wachstum der US-Tochter profitiert und hebt ihren Gewinnausblick für das Gesamtjahr leicht an. Auch dank des im ersten Quartal noch stärkeren Dollar legte der Umsatz des DAX-Konzerns um 6,5 Prozent auf 29,8 Milliarden Euro zu, wie die Bonner heute mitteilten. Auch die anziehenden Serviceerlöse im deutschen Mobilfunk trugen dazu bei. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda AL) stieg um 7,9 Prozent auf knapp 11,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich führten vor allem Sondereffekte zu einem deutlichen Anstieg des Gewinns um 43,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.
Der Energiekonzern RWE hat zum Jahresstart wie erwartet einen Rückgang des operativen Gewinns hinnehmen müssen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im ersten Quartal um 23,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Unter anderem verbuchte der DAX-Konzern einen ziemlich schwachen Start ins Jahr beim Handel mit Energie. Weiterhin hätten schwache Windverhältnisse in Europa zu einer geringeren Windstromproduktion auf See und an Land und damit zu Ergebniseinbußen geführt, teilte RWE heute in Essen mit. Die Jahresprognose bestätigte der Vorstand.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat trotz Einbußen im Stahlgeschäft seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2024/25 bestätigt. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) werde weiter in einer Größenordnung von 600 Millionen bis eine Milliarde Euro erwartet, teilte der Konzern mit. Im zweiten Quartal fuhr Thyssenkrupp allerdings nur ein bereinigtes operatives Ergebnis von 19 Millionen Euro ein – 90 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Belastet wurde das Ergebnis durch die Stahlsparte, die mit einem Fehlbetrag von 23 Millionen Euro in die Verlustzone rutschte. Konzernchef Miguel Lopez setzt nun auf bessere Rahmenbedingungen in der zweiten Jahreshälfte.
Für den geplanten Abbau von 3.900 Stellen bei der Commerzbank haben Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung einen Rahmensozialplan und -interessensausgleich vereinbart. Vorgesehen sind demnach insbesondere Altersteilzeitangebote und Vorruhestandsregelungen, aber auch Aufhebungsverträge mit Abfindung. Die Stellen sollen bis zum Jahr 2028 wegfallen.
Die arabische Fluggesellschaft Qatar Airways will nach Angaben der US-Regierung bis zu 210 Jets von Boeing kaufen. Der Deal für Maschinen der Typen 787 Dreamliner und 777X habe ein Volumen von 96 Milliarden Dollar, teilte das Weiße Haus mit. Es sei die bisher größte Bestellung von Boeing-Großraumflugzeugen. Die Unternehmen unterzeichneten die Vereinbarung beim Besuch von US-Präsident Donald Trump in Katar. Für Boeing war Firmenchef Kelly Ortberg dabei. Trump schien zwischenzeitlich das Volumen auf 200 Milliarden Dollar zu beziffern, bevor das Weiße Haus die Zahl von 96 Milliarden nannte. Details zu dem Deal blieben zunächst unklar.
Der Netzwerk-Ausrüster Cisco rechnet dank der hohen Nachfrage nach Produkten infolge des KI-Booms mit anhaltend guten Geschäften. Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2024/25 wurde nach Ablauf des dritten Quartals leicht erhöht. Auch beim Gewinn ist Cisco trotz der Folgen der US-Zollpolitik etwas optimistischer. Cisco sammelte zudem im vergangenen Geschäftsquartal Aufträge für Infrastruktur zum Betrieb Künstlicher Intelligenz in Höhe von 600 Millionen Dollar ein. Damit wurde die Milliardengrenze in diesem Bereich ein Quartal früher als geplant überschritten.