marktbericht
Der DAX hat gestern zum fünften Mal in Folge im Minus geschlossen. Heute dürfte er zunächst höher in den Handel starten, nachdem Trump die Märkte gestern mit einem Dementi über die Powell-Entlassung beruhigen konnte.
Der DAX dürfte heute höher in den Handel starten. Der Broker IG taxiert ihn eineinhalb Stunden vor dem Auftakt des XETRA-Handels rund 0,6 Prozent fester auf 24.234 Punkte. Gestern hatte der deutsche Leitindex zum fünften Mal in Folge nachgegeben. Inflationssignale aus den USA konnten ihn nur zwischenzeitlich stützen. Das Börsenbarometer fiel am Ende um 0,2 Prozent auf 24.009 Zähler.
„Anleger am deutschen Aktienmarkt sind verunsichert“, schreiben die Expertinnen und Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick. Von einer nachhaltigen Stimmungserholung könne nicht gesprochen werden, denn dafür gebe es noch zu viele Unwägbarkeiten. „Dazu zählt auch der bislang ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und der EU.“ Noch immer drohe ein Zoll von 30 Prozent und eine Eskalation des Streits, sollte bis Ende des Monats keine Einigung erzielt werden.
Aus technischer Sicht kann die jüngste DAX-Abschwächung den Fachleuten zufolge als Korrektur eines intakten Aufwärtstrends im DAX bezeichnet werden. „Wichtig Unterstützungen haben gehalten, wie die 21- und 55-Tagelinien, die heute bei 23.842 beziehungsweise 23.789 verlaufen.“
Gegen Handelsende hatten gestern neuerliche Spekulationen über eine Entlassung des US-Notenbankchefs Jerome Powell für Nervosität unter den Anlegerinnen und Anlegern gesorgt. Auch der Dollar war unter Druck geraten, und die Anleiherenditen von US-Staatsanleihen waren gefallen. Der Goldpreis hatte deutlich zugelegt. Nach Trumps Dementi am Abend beruhigten sich die Märkte wieder. Die US-Zentralbankpolitik dürfte nun jedoch weiter im Fokus vieler Investoren stehen.
So hat der Präsident der New Yorker Notenbank, John Williams, nach den Angriffen Trumps auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank gepocht. Gerätselt wird zudem, ob die Fed mit Blick auf das Thema Zinssenkungen bei ihrer abwartenden Haltung bleibt. Die jüngsten Inflationsdaten deuten dem Chef des Fed-Ablegers von Atlanta, Raphael Bostic, zufolge auf einen wachsenden Preisdruck infolge der Importzölle hin. Er sprach sich dafür aus, von einer Lockerung der Geldpolitik zunächst abzusehen.
Auf der Datenseite steht heute die Inflation im Euroraum zur Veröffentlichung an. Die Teuerungsrate dürfte im Juni mit zwei Prozent exakt auf der Zielmarke der EZB gelandet sein.
An den asiatischen Börsen haben sich die Anlegerinnen und Anleger vor den mit Spannung erwarteten Quartalszahlen wichtiger Technologieunternehmen zurückgehalten. So gab in Tokio der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,1 Prozent auf 39.603 Punkte nach und der breiter gefasste Topix notierte 0,1 Prozent höher bei 2.823 Zählern. Die Börse Shanghai blieb fast unverändert bei 3.503 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 0,2 Prozent auf 4.015 Punkte.
Im Fokus steht vor allem TSMC. Der weltgrößte Hersteller von KI-Chips dürfte einen Rekordgewinn für das zweite Quartal ausweisen, auch wenn US-Zölle und ein starker Taiwan-Dollar den Ausblick belasten könnten. Auch die Zahlen des Streaming-Anbieters Netflix stehen auf dem Radar der Investoren. „Da Netflix den S&P 500 seit Jahresbeginn um beachtliche 33 Prozentpunkte übertroffen hat und die Analysten voll auf die positive Anlagestory setzen, muss Netflix mit deutlich besseren Ergebnissen und einer Prognoseanhebung glänzen“, sagte Chris Weston, Forschungsleiter bei Pepperstone.
Die US-Börsen hatten sich gestern mit Gewinnen aus dem Handel verabschiedet. Der Leitindex Dow Jones verzeichnete ein Plus von 0,5 Prozent auf 44.255 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,3 Prozent auf 6.264 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 0,3 Prozent auf 20.730 Stellen an. Die Veröffentlichung des Konjunkturberichts der Federal Reserve, dem „Beige Book“, überraschte Anlegerinnen und Anleger nicht. Die US-Konjunktur hat sich der US-Notenbank zufolge zuletzt leicht belebt, der Ausblick ist jedoch neutral bis leicht pessimistisch.
Das Börsendebüt eines von Präsidentensohn Donald Trump Jr. unterstützten Online-Waffenhändlers ist zum Rohrkrepierer geworden. Die Aktie der Firma GrabAGun schloss den ersten Handelstag mit einem Minus von knapp 24 Prozent ab. Trump Jr. war zuvor unter den Investoren und Managern von GrabAGun, die begleitet von „USA!“-Rufen die Glocke zum Auftakt des Handels an der New Yorker Börse läuteten. Der Trump-Sohn hält dem Börsenprospekt zufolge rund ein Prozent der GrabAGun-Aktien. Der Anteil dürfte nach dem Kurssturz rund vier Millionen Dollar wert sein. Der Online-Händler für Waffen und Munition war über die Fusion mit einer bereits börsennotierten Blankoscheck-Firma an den Markt gegangen.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat nach starken Zuwächsen im zweiten Quartal sein Gewinnziel präzisiert. Für 2025 werde nun ein Wachstum des operativen Kernergebnisses im niedrigen Zehnerbereich anvisiert, teilte das Basler Unternehmen mit. Bisher war ein Zuwachs im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erwartet worden. Die Umsatzprognose bekräftigte Novartis und geht weiter von einem Wachstum unter Ausschluss von Wechselkurseinflüssen im hohen einstelligen Prozentbereich aus.
Schwerer Schlag für die Aktionäre des Spezialverpackungshersteller Gerresheimer: Der Konzern hat die Gespräch mit Finanzinvestoren über ein mögliches Übernahmeangebot beendet. Nach eingehender Analyse des aktuellen Diskussionsstandes sei nach Einschätzung der Gesellschaft eine Fortführung der Gespräche nicht im besten Interesse des Unternehmens und seiner Stakeholder, teilte Gerresheimer mit. Das sich in schwierigem Fahrwasser befindliche Unternehmen steht schon seit Jahren wiederholt im Fokus von Finanzinvestoren. Dabei ging es immer wieder um eine mögliche Aufspaltung des Konzerns.
Beim Umbau des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer bekommt der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson mehr Zeit. Der bislang nur bis Ende März 2026 gültige Arbeitsvertrag des US-Amerikaners sei um drei Jahre verlängert worden, teilte das Unternehmen in Leverkusen mit. „Bill Anderson hat die richtigen Weichen gestellt und mit einem umfassenden Programm den Turnaround initiiert“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Winkeljohann. Anderson übernahm Bayer 2023.