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Der DAX ist mit Gewinnen in die neue Woche gestartet. Doch ob diese bis zum Handelsschluss halten, ist fraglich. Ein Blick ins Nachbarland Frankreich mahnt die Anleger zur Vorsicht.
Der DAX startet den nächsten Stabilisierungsversuch. Im frühen Handel geht es für die deutschen Standardwerte um 0,7 Prozent auf 23.754 Punkte nach oben. Der DAX war in der vergangenen Woche schwach in den September gestartet, dem an der Börse ein Ruf als schlechtester Börsenmonat vorauseilt. Zwar konnte sich der deutsche Leitindex von seinem Kursrutsch im Wochenverlauf etwas erholen. Doch am Freitag ging es erneut abwärts.
Marktbeobachter werten die frühen Kursgewinne daher in erster Linie als technische Gegenreaktion auf die jüngsten Verluste. Ein echter Befreiungsschlag sieht anders aus: Erst mit einem Anstieg über die runde Marke von 24.000 Punkten und die darüber verlaufende 50-Tage-Linie würden sich auch die mittelfristigen Perspektiven für den DAX wieder aufhellen.
Ob die frühen Kursgewinne bis zum Handelsschluss halten, ist ohnehin fraglich. Denn am Nachmittag stellt Frankreichs Premierminister François Bayrou in der Nationalversammlung die Vertrauensfrage. Seine Regierung droht zu stürzen. Das hoch verschuldete Land muss den Gürtel enger schnallen, es gibt jedoch keine Einigkeit über den Sparkurs.
„Ein positiver Ausgang ist alles andere als sicher“, schrieb die Landesbank Helaba in einem Marktkommentar. Mit einem Sturz der Regierung könnten Investoren beim Kauf französischer Anleihen höhere Risikoprämien verlangen. Das würde Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaftskraft in der Eurozone, finanziell noch stärker unter Druck setzen.
Gemischte Signale kamen am Morgen von der deutschen Konjunktur. So sind die deutschen Exporte im Juli wegen der schrumpfenden Nachfrage aus den USA und China überraschend gesunken. Sie fielen um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,2 Milliarden Euro. Die Ausfuhren in die USA fielen auf den niedrigsten Wert seit Dezember 2021.
Derweil ist das produzierende Gewerbe im Juli gegenüber dem Juni kräftig um 1,3 Prozent gewachsen. Gleichzeitig wurde der Juni-Wert deutlich nach oben revidiert. „Dies macht Hoffnung, dass die Industrie den Tiefpunkt durchschritten hat und die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal wieder zulegt“, betont Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.
Unterdessen gibt ein Blick auf die jüngsten US-Konjunkturdaten Anlass zur Sorge. So war der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag überraschend schwach ausgefallen, Konjunkturängste kamen auf. Damit sei die Tür für eine Zinssenkung der Fed förmlich aufgerissen, kommentierte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners.
Am Markt wurden allerdings bereits auch die ersten Stimmen laut, die US-Notenbank könnte mit ihrer Zinssenkung zu spät dran sein. Aktuell rechnen laut dem Fed Watch Tool der CME Group 90 Prozent der Marktteilnehmer damit, dass die Federal Reserve (Fed) auf ihrer nächsten Sitzung am 16. und 17. September die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird. Zehn Prozent setzen gar auf einen großen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten.
Negative Nachrichten kamen am Morgen aus China: Inmitten des Handelsstreits mit den USA hat sich das Exportwachstum der Volksrepublik im August verlangsamt. Die Ausfuhren stiegen nur noch um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist weniger als von Experten erwartet und das schwächste Plus seit sechs Monaten. Die Lieferungen in die USA brachen um rund 33 Prozent ein.
Das dämpfte an den chinesischen Aktienmärkten die Kauflaune der Anleger. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten Aktien der Festlandbörsen stieg zuletzt um 0,2 Prozent auf 4.469 Punkte. In Tokio reagierte der Nikkei 225 mit einem Plus von 1,5 Prozent auf fast 43.644 Punkte auf die Nachricht, dass Premierminister Shigeru Ishiba seinen Rücktritt angekündigt hatte.
Die US-Futures tendieren am Morgen leicht aufwärts. Am Freitag hatte sich der Standardwerteindex Dow Jones noch mit einem Minus von 0,5 Prozent bei 45.400 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,3 Prozent auf 6.481 Zähler, und der technologielastige Nasdaq stagnierte bei 21.700 Punkten.
Am Rohstoffmarkt behält Gold seine jüngste Bestmarke im Visier. Eine Feinunze Gold kostet im frühen Handel knapp 3.597 Dollar. Am Freitag hatte das gelbe Edelmetall bei 3.600 Dollar ein frisches Rekordhoch markiert. Gold profitiert von den gestiegenen Unsicherheiten und Zinssenkungserwartungen der Anleger.
Die Ölpreise legen am Morgen zu. Die Rohölsorte Brent aus der Nordsee kostet aktuell 66,65 Euro und damit 1,8 Prozent mehr. Hintergrund ist ein Beschluss der OPEC+, die Fördermenge ab Oktober langsamer als bisher zu erhöhen. Die Fördererhöhung fällt mit 137.000 Barrel pro Tag deutlich geringer aus als die Steigerungen von rund 555.000 Barrel pro Tag im September und August.
„Der Ölmarkt hat sich leicht erholt, gestützt auf die Erleichterung über die moderate Produktionserhöhung der OPEC+ und eine technische Gegenbewegung nach dem Rückgang der Vorwoche“, sagte Toshitaka Tazawa, Analyst bei Fujitomi Securities.
Vor Beginn der Automobilmesse IAA Mobility rücken die Auto-Aktien im DAX in den Fokus. Zwei Tage vor dem offiziellen Ausstellungsstart präsentiert etwa VW die vier neuen E-Modelle von VW, Skoda und Cupra, darunter der ID.Polo, der zu Preisen ab knapp unter 25.000 Euro an den Start gehen soll.
Mercedes-Benz hat in München mit dem vollelektrischen GLC seinen neuen Hoffnungsträger vorgestellt. Der SUV aus dem mittleren Segment des Autobauers war bislang nur als Verbrenner oder Plug-in-Hybrid erhältlich. „Der GLC ist das meistverkaufte Modell bei Mercedes-Benz, deswegen ist dieses Auto so wichtig“, sagte Mercedes-Chef Ola Källenius.
Der Energiekonzern RWE hat zur Finanzierung von Investitionen ins deutsche Übertragungsnetz eine langfristige Partnerschaft mit Apollo Global Management geschlossen. RWE bringt seinen 25,1-prozentigen Anteil am Übertragungsnetzbetreiber Amprion in ein neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen mit Apollo ein und erhält dafür 3,2 Milliarden Euro von der Beteiligungsgesellschaft.
Postbank kommt bei Filialschließungen voran
Die Postbank will bis zum Jahresende drei Viertel ihres geplanten Filialabbaus abgeschlossen haben. „Von 230 geplanten Filialschließungen bei der Postbank haben wir bislang 161 umgesetzt“, sagte der zuständige Deutsche-Bank-Manager Dominik Hennen dem „Handelsblatt“. „Bis Ende 2025 werden es etwa 175 Standorte sein.“ Die Postbank gehört seit 2010 zur Deutschen Bank.
Der Rückversicherer Munich Re verspricht sich von der nächsten Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft attraktive Geschäftschancen – trotz sinkender Preise. Bei der Neuverhandlung der Verträge mit Erstversicherern dürfte die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz weiter wachsen, erklärte Munich-Re-Vorstand Thomas Blunck gestern beim jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo.
Ein US-Anwalt namens Mark Zuckerberg klagt gegen den von seinem Namensvetter geführten Facebook-Konzern Meta, weil seine Profile bei dem Online-Netzwerk immer wieder gesperrt werden. Meta werfe ihm dabei stets vor, sich für einen prominenten Nutzer auszugeben, heißt es in der Klage. Die berufliche Facebook-Seite des Insolvenzanwalts aus dem Bundesstaat Indiana ist seit Mai erneut blockiert und bis heute nicht wieder freigeschaltet worden.
Der Online-Händler und Logistiker Amazon hat seinen Standort in Werne vergrößert. Es seien 900 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden und damit nun etwas mehr als 2.000 vorhanden, teilte das Unternehmen anlässlich der heutigen Inbetriebnahme. Das dortige Logistikzentrum wurde innerhalb von zehn Monaten zu einem sogenannten Umverteilzentrum erweitert.
Robinhood steigt in S&P 500 auf
Der Online-Broker Robinhood steigt demnächst in den S&P 500 auf. Der Konzern verwaltet Kundenvermögen in Milliardenhöhe, von Aktien, ETFs und Optionen bis hin zu Kryptowährungen. Zudem werden ab dem 22. September Applovin, eine Werbeplattform für App- und Spieleentwickler, sowie der Industriedienstleister Emcor Group in den Index mit den 500 bedeutendsten US-börsennotierten Unternehmen aufgenommen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.