marktbericht
Die Zins- und Tech-Ängste der US-Märkte beherrschen auch weiter das heimische Börsenparkett. Bei nervösem Handel verliert der DAX weiter an Boden und droht, nach unten durchzufallen.
Lange Gesichter an der Börse: Denn der DAX setzt heute seine jüngste Talfahrt mit dem Rutsch auf das tiefste Niveau seit Juni fort. Am Nachmittag verliert der Index über 1,5 Prozent und rauscht in Richtung Tagestief, das derzeit bei 23.175 Punkten liegt. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte gibt deutlich um rund 2,0 Prozent nach.
Damit steht der DAX erstmals seit April wieder unter seiner 200-Tage-Durchschnittslinie, die ein beliebter markttechnischer Indikator für den längerfristigen Trend ist. Ein Tagesschluss darunter würde die Lage aus Sicht der Experten von Index Radar weiter eintrüben und den Weg abwärts Richtung 23.000-Punkte-Marke freigeben.
Auf der Verkaufsseite fallen vor allem die zinssensitiven DAX-Banken Deutsche Bank und Commerzbank negativ auf, die rund vier Prozent verlieren. Noch stärker geben Siemens Energy nach, die am DAX-Ende stehen, allerdings zuvor gut gelaufen waren.
Gegenwind kommt derzeit primär aus New York. Die großen Indizes eröffnen heute allesamt im Minus. Der Leitindex Dow Jones verliert in den ersten Handelsminuten 0,8 Prozent. Seit dem Rekordhoch am Mittwoch hat der bekannteste Wall-Street-Index rund vier Prozent eingebüßt. Die technologielastige Nasdaq gibt rund 1,2 Prozent ab, der S&P 500 rund 0,75 Prozent.
Die US-Anleger treibt unter anderem die Frage um, ob der Zinssenkungszyklus in den USA nach nur zwei Lockerungen schon wieder beendet sein könnte. „Legt die Fed wegen der unklaren Datenlage im Dezember nur eine Pause ein, oder aber ist alle Aufregung der vergangenen Tage umsonst und am 10. Dezember sinken die Leitzinsen weiter?“, so Maximilian Wienke, Analyst bei eToro.
Um Rückschlüsse auf den Kurs der US-Notenbank ziehen zu können, warten Anleger mit Spannung auf während des „Shutdowns“ ausgefallene US-Wirtschaftsdaten. „Durch die lange Datenpause fehlt es Anlegern an Orientierung, um die wirtschaftliche Lage und die Zinsperspektive der Fed richtig einzuschätzen“, so der Experte weiter.
KI-Platzhirsch Nvidia legt morgen nach US-Börsenschluss seine Quartalszahlen vor. Diese könnten Experten zufolge weltweite Kursturbulenzen auslösen.
„Als Eckpfeiler der Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) werden die Zahlen darüber entscheiden, ob die Expansion weitergeht oder ob wir in eine Konsolidierungsphase eintreten“, sagt Chris Murphy, leitender Anlagestratege beim Vermögensverwalter Susquehanna – und damit wohl auch, ob die hohen Bewertungen der Tech-Branche gerechtfertigt sind. Zuletzt waren Zweifel aufgekommen und die Angst, dass die KI-Blase platzen könnte, hatte sich verstärkt.
Die weltgrößte Baumarktkette Home Depot hat im dritten Quartal weiter die Kaufzurückhaltung der Kunden zu spüren bekommen und zeigt sich pessimistischer für das Gesamtjahr. Erwartet wird nun ein Rückgang des bereinigten Gewinns je Aktie um rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 15,24 Dollar, wie der US-Konzern heute in Atlanta im Bundesstaat Georgia mitteilte. Zuvor war noch einen Rückgang um zwei Prozent erwartet worden.
Operativ verdiente Home Depot im abgelaufenen Quartal mit rund 5,4 Milliarden Dollar 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,6 Milliarden Dollar – ein Rückgang um 1,3 Prozent. Die Aktie gehört zu den schwächsten Werten im Leitindex Dow Jones.
