marktbericht
Der DAX befindet sich nach einer schwachen Vorwoche im Stabilisierungsmodus. Doch trotz der Erholung erwarten Fachleute eine Korrektur am deutschen Aktienmarkt. Hart trifft es heute derweil die Schweizer Börse.
Nach einem von Konjunktursorgen getriebenen Rückschlag hat sich der deutsche Aktienmarkt zum Wochenstart etwas erholt. Der DAX steigt am Mittag um 1,3 Prozent auf 23.731 Punkte, nachdem er am Freitag noch 2,7 Prozent eingebüßt hatte. Durchwachsene Geschäftszahlen großer Unternehmen sowie überraschend schwache Jobdaten hatten für die deutlichen Verluste gesorgt.
„Nach einem so schwachen Handelstag wäre es nicht untypisch, wenn heute einige Schnäppchenjäger unterwegs sind und Positionen aufbauen“, kommentiert Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Vor allem für diejenigen, die das letzte Allzeithoch bei DAX und Co. unterinvestiert verfolgen mussten, dürfte ein solcher Rücksetzer eine willkommene Kaufgelegenheit sein.“
Angesichts der Unsicherheiten rund um weltweite Zoll-Deals mit den USA, eher trüber Wirtschaftsaussichten und der heißen Phase der Berichtssaison hierzulande dürfte der DAX Beobachtern zufolge dennoch auf ungemütliche Handelstage zusteuern. Das Börsenbarometer habe mit dem Absturz am Freitag unter 23.500 Punkte endgültig vom Konsolidierungs- in den Korrekturmodus gewechselt, betont etwa Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.
„Auch wenn in den kommenden Tagen leichte Erholungsbewegungen zu sehen sein sollten, dürfte die übergeordnete Richtung zunächst abwärtsgerichtet bleiben“, glaubt der Experte. Trotz der jüngsten Kursverluste verzeichnet der DAX im laufenden Jahr immer noch einen Gewinn von rund 18 Prozent. „Die Korrektur war überfällig“, sagt deshalb Christoph Geyer, Experte für die technische Analyse von Finanzmärkten.
Für Unsicherheit sorge zudem die Entlassung der Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik durch US-Präsident Donald Trump. Künftig könnten nun durchaus Zweifel an wichtigen Konjunkturdaten aufkommen. Zudem habe sich das technische Bild massiv getrübt, schreiben die Experten der Helaba.
Die untere Begrenzung der „Schiebezone“ des Monats Juli knapp unterhalb von 24.000 Punkten sei unterschritten worden. Dort befinde sich auch die 55-Tage-Linie und sei nun Teil einer ersten Widerstandszone. „Als potenzielle Haltemarken sind das Zwischentief bei 23.274 zu nennen, ebenso wie das Tief bei 23.051“, so die Fachleute.
Trumps verwirrende Zollpolitik ruft Sorgen um die allgemeine Wirtschaftsentwicklung wach. Unter den anstehenden Wirtschaftsdaten dürften daher die Zahlen zu den Exporten der deutschen Industrie am Donnerstag in den Fokus rücken. „Diese werden einen Hinweis geben, wie stark die höheren Zölle die Exporte in die USA bereits bremsen“, sagt Ralph Solveen, Volkswirt bei der Commerzbank. Was die Wirtschaftsentwicklung in den USA und damit die Richtung der Zinspolitik der US-Notenbank Fed betrifft, könnten die heutigen Juni-Daten zu den Auftragseingängen der US-Industrie Aufschluss geben.
Unterdessen haben Deutschlands Maschinen- und Anlagenbauer im Juni deutlich weniger neue Aufträge eingeworben. Das zweite Quartal war preisbereinigt um zwei Prozent rückläufig, wie der Branchenverband VDMA in Frankfurt berichtet. Dank eines starken Auftakts blieb im ersten Halbjahr noch ein Mini-Wachstum der realen Auftragswerte um ein Prozent. „Dieser Zuwachs kommt allein aus der steigenden Nachfrage aus den Euro-Ländern und dürfte ein positives Zeichen dafür sein, dass Europa tatsächlich dabei ist, den eigenen Standort zu stärken“, erklärt dazu VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt.
Die Schweizer Börse hat heute mit deutlichen Einbußen auf die von den USA gegen die Schweiz verhängten hohen Zölle reagiert. Der Standardwerteindex SMI fiel im Eröffnungshandel um knapp zwei Prozent und lag zuletzt noch 1,1 Prozent im Minus bei 11.709 Punkten. „Wir glauben, dass es eine gewisse Hoffnung auf eine Einigung über die US-Zölle für die Schweiz gibt, die das Zollniveau näher an die 15-Prozent-Basislinie für andere Länder bringen könnte“, erklärt Vontobel-Analyst Mark Diethelm.
Bleibe der Zollsatz bei den von Trump festgelegten 39 Prozent bestehen, drohten vor allem den Uhrenherstellern und Maschinenbauern erhebliche Ertragseinbußen. Das könnte zu Verlagerungen von Produktionen ins Ausland führen, so Diethelm. Die Schweizer Regierung setzt auf schnelle Nachverhandlungen und will alles tun, um guten Willen zu zeigen und das Schweizer Angebot an die USA zu überarbeiten, bevor die Zölle am 7. August in Kraft treten.
Die Inflation in der Türkei ist im Juli überraschend deutlich gesunken. Die Verbraucherinnen und Verbraucher mussten für Waren und Dienstleistungen 33,52 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit November 2021. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Rückgang auf 34,05 Prozent gerechnet. Im Juni hatte die Teuerungsrate noch bei 35,05 Prozent gelegen. Von Juni auf Juli zogen die Preise um 2,06 Prozent an. Experten hatten 2,4 Prozent erwartet.
Der Euro hat jüngste Kursgewinne zum Dollar nicht ganz halten können. Die Gemeinschaftswährung startete schwächer in die Handelswoche und wurde am Morgen bei 1,1576 Dollar gehandelt. Das ist etwas tiefer als am Freitagabend, als der Eurokurs noch kräftig gestiegen war. Ein unerwartet schwacher US-Arbeitsmarktbericht hatte die Spekulation auf sinkende Zinsen durch die US-Notenbank Fed verstärkt, den Dollar unter Druck gesetzt und dem Euro im Gegenzug Auftrieb verliehen.
Die Ölpreise haben sich heute wenig bewegt und die Verluste der vergangenen Handelstage vorerst nicht fortgesetzt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete 69,65 Dollar. Das waren zwei Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im September stieg geringfügig um sechs Cent auf 67,39 Dollar. Gestern hatten sich die in der Opec+ zusammengeschlossenen Ölländer, darunter Saudi-Arabien und Russland, darauf geeinigt, die tägliche Fördermenge ab September um 547.000 Barrel zu erhöhen.
Aus Branchensicht stehen heute europaweit Bankenwerte ganz oben in der Anlegergunst. Sie profitierten von einem positiven Ausgang eines weiteren „Stresstests“ der Europäischen Bankenaufsicht EBA. Demnach sind die Geldhäuser in der EU für eine schwere Wirtschaftskrise gut gerüstet. Im diesjährigen Szenario verbuchten die untersuchten Institute zwar insgesamt Verluste, behielten aber starke Kapitalpuffer. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank gewinnen am Mittag mehr als zwei Prozent.
Das Bundeskartellamt legt RTL2 und Warner Bros Discovery bei ihren Plänen für ein Gemeinschaftsunternehmen für die Vermarktung von TV-Werbeflächen keine Steine in den Weg. Die Bonner Kartellwächter gaben die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens frei. Die Zusammenarbeit der beiden kleineren Konkurrenten könne den Wettbewerb im TV-Markt sogar fördern, hieß es zur Begründung. „Die Fernsehwelt ist im Umbruch, und es besteht ein verstärktes Interesse an Kooperationen, um im zunehmenden Wettbewerb mit internationalen Playern bestehen zu können“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt.
Infineon-Chef Jochen Hanebeck hofft auf einen Verzicht der USA bei der Einführung von Zöllen auf Halbleiter. Derzeit laufe noch eine Untersuchung in den USA, und es könne dazu kommen, dass auch Halbleiter direkt mit Zöllen belegt würden, sagte Hanebeck in Dresden. „Wir halten das für grundfalsch, weil die Halbleiterindustrie eine globale Industrie ist.“ Kein Land könne alle Halbleiter herstellen. Zölle führten zu ökonomischen Effekten, die am Ende nur allen schadeten. „Insofern hoffen wir, dass noch eine Einsicht kommt.“
Der hessische Auto- und Industriezulieferer Norma ist auf der Suche nach einer neuen Vorstandschefin bei Bosch fündig geworden. Britta Seeger werde den Posten zum 1. November übernehmen, teilte das Unternehmen mit. Seeger ist beim Autozulieferer Robert Bosch zurzeit für den Bereich Komfortantriebe verantwortlich, der das Geschäft mit elektrischen Antrieben für Sitze, Schiebedächer und Fensterheber umfasst. Seit Mitte Februar wird Norma nach dem Rücktritt von Vorstandschef Guido Grandi im Streit um die Strategie interimistisch vom vorherigen Aufsichtsratschef Mark Wilhelms geführt. Er kehrt nach Seegers Amtsantritt in den Aufsichtsrat zurück.
Der britische Ölkonzern BP hat nach eigenen Angaben vor der Küste Brasiliens das größte Öl- und Gasvorkommen seit einem Vierteljahrhundert gefunden. Die Lagerstätte liege im sogenannten Santos-Becken in einem Gebiet in der Tiefsee, das unter einer dicken Salzschicht liege, teilte das Unternehmen heute mit. BP hatte sich den Bumerangue-Block im Dezember 2022 gesichert. Das Unternehmen plant, seine Förderung bis 2030 deutlich zu steigern. Am Dienstag will BP seine Ergebnisse für das zweite Quartal vorlegen.
Der Autozulieferer Stabilus wird nach einem schwächeren dritten Quartal vorsichtiger für das Gesamtjahr. Umsatz und Ergebnisse gingen in den drei Monaten bis Ende Juni deutlich zurück. Dabei bekommt das Unternehmen die zurückhaltende Nachfrage der Automobilbauer zu spüren. Auch die US-Zölle belasten. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September 2025 rechnet das Unternehmen daher nur noch mit dem unteren Ende der jeweiligen Ziele, wie es heute mitteilte. So peilt Stabilus für den Umsatz nun etwa 1,3 Milliarden Euro an. Zuvor waren bis zu 1,45 Milliarden Euro im Plan. Davon sollen nun 11 Prozent als operatives Ergebnis hängen bleiben, nach zuvor bis zu 13 Prozent.
Die Schweizer Großbank UBS hat in den USA einen Rechtsfall beigelegt, den sie durch Übernahme der Credit Suisse (CS) im Jahr 2023 geerbt hatte. Mit dem US-Justizministerium (DOJ) sei eine Einigung erzielt worden, um eine Altlast im Zusammenhang mit ausstehenden Verpflichtungen aus einer 2017 getroffenen Vereinbarung zwischen dem DOJ und der CS für ihr altes Residential-Mortgage-Backed-Securities-Geschäft (RMBS) zu regeln, erklärte die UBS. Im dritten Quartal 2025 erwartet die UBS eine Gutschrift im Bereich „Non-core and Legacy“ durch die Auflösung einer Eventualverbindlichkeit, die im Zusammenhang mit der CS-Übernahme gebildet wurde.
Digitalminister Karsten Wildberger zeigt sich offen für den Einsatz von Technologien wie der umstrittenen Analyse-Software des US-Unternehmens Palantir bei deutschen Sicherheitsbehörden. „Wir sollten aber auch europäische Unternehmen haben, die solche Lösungen bieten können“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Menschen und Staaten, die andere wertepolitische Vorstellungen haben und ganze Länder bedrohen, nutzen zunehmend Technologie. Wir sollten ebenfalls Technologien nutzen, um unseren Staat und unsere Demokratie zu schützen“, so der Minister. „Wenn ein Anbieter eine solche Technologie bereitstellt, sollten wir in sie investieren.“