Die deutsche Wirtschaft ist auch im dritten Quartal nicht gewachsen: Das Bruttoinlandsprodukt blieb nach ersten Berechnungen unverändert. Nur knapp entgeht Deutschland damit einer technischen Rezession.
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland hat im dritten Quartal stagniert. Das Statistische Bundesamt errechnete nach vorläufigen Daten ein Wachstum von null Prozent des Bruttoninlandsprodukts (BIP) gemessen am Vorquartal.
Zu Jahresbeginn noch Mini-Wachstum
Im ersten Quartal des Jahres war das BIP noch um 0,3 Prozent gewachsen. Im zweiten Quartal von April bis Juni war es nach revidierten Angaben des Statistikamtes um 0,2 Prozent gesunken.
Mit dem nun gemeldeten Nullwachstum im dritten Quartal entgeht die deutsche Wirtschaft knapp einer technischen Rezession. Laut Ökonomen liegt eine solche vor, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinander folgenden Quartalen zurückgeht.
Vieles belastet – von Zöllen bis Bürokratie
Die deutsche Wirtschaft sieht sich derzeit großen Herausforderungen gegenüber: Eine schwache Nachfrage in wichtigen Branchen wie Autobau und Chemie macht der Industrie zu schaffen, während hohe US-Zölle den Export von Waren „Made in Germany“ bremsen. Unternehmen werden belastet durch hohe Energiepreise und überbordende Bürokratie.
Unterdessen halten sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim Konsum zurück – auch weil die Menschen für Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oft mehr zahlen müssen als vor der Corona-Pandemie.
„Es läuft nicht in Deutschland“
„Wir sollten diese Zahl (0,0 Prozent) grundsätzlich nicht zu hoch hängen. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die ersten Wachstumsberechnungen sehr revisionsanfällig sind“, gibt KfW-Experte Philip Scheuermeyer mit Blick auf die vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal zu bedenken.
„Es läuft weiterhin nicht in Deutschland“, konstatiert dagegen LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Das deutsche Ergebnis wirke zudem deswegen besonders trist, weil es offenbar in den anderen Ländern des Euroraums besser laufe.
Auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe, zeigt sich ernüchtert: „Die Wirtschaftsaktivität zeigt weiterhin große Tristesse. Durch den US-Zollschock und den intensiven Wettbewerb mit China wird es die exportorientierte Industrie weiter schwer haben.“
Anschub durch das Fiskalpaket?
Eine gewisse Hoffnung setzen Ökonomen zwar in das Fiskalpaket der Bundesregierung. Doch dieses könnte sich als konjunkturelles Strohfeuer entpuppen – die so wichtigen Strukturreformen würden dadurch jedenfalls nicht ersetzt.
Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute hatten bereits im September anlässlich der Vorlage ihrer Gemeinschaftsdiagnose gewarnt: Die deutsche Wirtschaft stehe nach wie vor auf „wackeligen Beinen“. Denn das für 2026 erwartete leichte Wachstum wird vor allem durch staatliche Investitionen getrieben. Damit sich der Aufwärtstrend fortsetze, brauche es grundlegende Reformen.
Eurozone wächst im Sommer etwas stärker als erwartet
Unterdessen ist die Wirtschaft der gesamten Eurozone im Sommer etwas stärker als erwartet gewachsen. In den 20 Ländern des Währungsraums habe die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zugelegt, wie die Statistikbehörde Eurostat nach einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Anstieg um 0,1 Prozent erwartet.
Das stärkste Wirtschaftswachstum im Quartalsvergleich erreichten Portugal mit 0,8 Prozent und Spanien mit 0,6 Prozent. Unter den großen Volkswirtschaften hat Frankreich mit einem Wachstum von immerhin 0,5 Prozent die Experten positiv überrascht.
