Immer mehr junge Menschen, insbesondere die nach 1997 geborene Generation Z, wenden sich an KI-Chatbots wie ChatGPT, um sich Outfit-Ratschläge geben zu lassen. Wie das US-Magazin Fast Company berichtet, ermöglichen neue Shopping-Funktionen personalisierte Produktempfehlungen und konkrete Kauflinks direkt im Chatfenster. Nutzer:innen geben Anlässe wie „Dinner heute Abend“ oder Stilpräferenzen wie „Streetwear“ vor und erhalten individuelle Vorschläge. Die Kurzvideo-Plattform Tiktok ist voll mit Beispielen davon.
OpenAI selbst spricht von „Conversational Shopping“, also dem dialogorientierten Einkaufen. Saguna Goel, Produktleiterin im ChatGPT-Suchteam, erklärt gegenüber Vogue Business, dass diese Bewegung von den Käufer:innen selbst angeführt werde und nicht nur die Gen Z, sondern Menschen jeden Alters sowie Stylist:innen und Influencer:innen umfasse.
KI-Styleberatung: Chancen und Risiken für die Modebranche
Für Modemarken eröffnet dieser Trend neue Kommunikations- und Vertriebskanäle. Speziell kleinere Unternehmen ohne riesige Werbebudgets könnten laut Fast Company davon profitieren, da KI-Empfehlungen zumindest aktuell und noch ohne bezahlte Platzierungen auskommen und so für mehr Chancengleichheit sorgen könnten.
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Große Player wie H&M experimentieren bereits mit KI-gestützten Werkzeugen wie dem „Creator Studio“, bei dem Nutzer:innen personalisierte Kleidungsstücke entwerfen können, wie Fashion United im November 2024 meldete. Die strategische Bedeutung von KI für Trendanalysen und schnelle Markteinführungen wird auch von Bright Places hervorgehoben.
Gleichzeitig wächst die Sorge vor den Auswirkungen auf kreative Berufe in der Modeindustrie. Das Branchenmagazin Business of Fashion weist darauf hin, dass KI zunehmend kreative Funktionen wie Styling und Fotografie übernimmt. Kreative müssten nun verstärkt auf typisch menschliche Stärken wie emotionale Intelligenz und kulturelle Kompetenz setzen und KI als Werkzeug in ihre Abläufe integrieren. Einige Marken würden bereits verlangen, dass Kreative ihren KI-Einsatz dokumentieren, um originären Input nachzuweisen und geistiges Eigentum zu schützen.
Retortenmode: Verliert der Style seine Seele?
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Befürchtung, persönlicher Stil könnte durch KI-generierte Vorschläge verwässert werden und zu einer modischen Monokultur führen. Die schnelle Verbreitung von Mikrotrends durch Algorithmen sei eine reale Gefahr, konstatiert Fast Company. Zudem kritisierte Fashion United Deutschland schon im August 2024, dass KI-generierte Models nicht zeigen, wie Kleidung an einem echten menschlichen Körper sitze.
Demgegenüber steht das Potenzial der KI, Modeberatung zu demokratisieren und persönliche Styling-Dienste, die früher Luxus waren, einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wie das Portal Kunstplaza darlegt. Die Herausforderung liege in der Balance zwischen KI-Innovation und menschlicher Kreativität, wobei auch Datenschutzbedenken beim Teilen persönlicher Präferenzen und Bilder eine Rolle spielten.
Eine Vielzahl spezialisierter KI-Tools für Modedesigner:innen, wie sie etwa Unite.AI auflistet, drängt bereits auf den Markt. Die Modebranche steht, wie von Kernpunkt für den E-Commerce-Bereich 2025 prognostiziert, durch KI, den Wunsch nach Nachhaltigkeit und tiefer Personalisierung vor einem tiefgreifenden Wandel.