#Interview
In den vergangenen Jahren flossen rund 50 Millionen Eigen- und Fremdkapital in Foodji, das auf smarte Essensautomaten setzt. „Wir haben ambitionierte Wachstumspläne und wollen noch mehr Menschen am Arbeitsplatz mit gesundem Essen versorgen“, sagt Gründer Felix Munte.

Das Münchner Unternehmen Foodji, 2016 von Felix Munte, Daniel von Canal, Oliver Friedmann, Moritz Munte und Nicolas Luig gegründet, setzt auf vollautomatische Essensautomaten. Das Speisenangebot wird dabei “mit eigens entwickelter künstlicher Intelligenz auf die Wünsche der Mitarbeitenden zugeschnitten”. Next Food Capital, Movendo Capital und DLF Venture investierten zuletzt 5,3 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Insgesamt flossen bisher 20 Millionen Eigenkapital und 30 Millionen Fremdkapital in Foodji. 110 Mitarbeitende arbeiten derzeit für die Bajuwaren.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Felix Munte einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei Foodji.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Foodji erklären?
Stell dir vor, du hättest damals bei deiner Arbeitsstelle einen Privatkoch gehabt, der rund um die Uhr für dich da ist. Er weiß genau, was du gerne isst, und kocht es immer frisch. Genau das macht Foodji – nur ohne einen Menschen in der Küche.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Wir haben zahlreiche Einsatzmöglichkeiten getestet, darunter Hotels, Universitäten und Krankenhäuser. Doch den perfekten Product-Market-Fit haben wir in der Betriebsversorgung gefunden. Essen ist ein fundamentales menschliches Grundbedürfnis, kein Luxus oder Benefit. In Deutschland bieten schätzungsweise mehr als 90 % der Unternehmen mit mindestens 30 Beschäftigten aktuell keine interne Verpflegungsmöglichkeit am Arbeitsplatz an – genau das wollen wir ändern. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Mitarbeiterbindung und Employee Wellbeing sind wir überzeugt: Gesundes und frisches Essen am Arbeitsplatz wird in Zukunft zum Standard werden.
Wie hat sich Foodji seit der Gründung entwickelt?
Foodji ist stark gewachsen und mittlerweile sind wir über 100 Beschäftigte. Gemessen an der Zahl unserer Kunden sind wir in Deutschland der größte Caterer für automatisierte Verpflegung mit ultrafrischem Essen am Arbeitsplatz. In den letzten drei Jahren haben wir unser Unternehmen verzehnfacht.
Zuletzt konntet Ihr weitere Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Wir haben einen strukturierten Prozess aufgesetzt und tausende mögliche Partner weltweit gescreent. Mit rund 200 bis 300 sind wir in den Austausch gegangen, haben hunderte Pitches gehalten und unzählige Absagen bekommen – über mehrere Investitionsrunden – das gehört dazu. Am Ende zählt nur das eine “Ja”. Entscheidend war, früh die richtigen Investoren mit passender Investment-These und Finanzierungszyklus anzusprechen und unser komplexes Geschäftsmodell verständlich zu machen. Durch eine Kombination aus Netzwerk und Kaltakquise haben wir die passenden Partner gefunden, die an unsere Vision glauben.
KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Künstliche Intelligenz ist ein zentraler Bestandteil von Foodji. Unsere Algorithmen prognostizieren die Nachfrage an jedem Standort, optimieren die Logistik und sorgen dafür, dass immer die passenden Gerichte zur richtigen Zeit verfügbar sind. Dadurch reduzieren wir Lebensmittelverschwendung und steigern gleichzeitig die Effizienz unseres Angebots. KI hilft uns, den perfekten Speiseplan für jeden Standort zu erstellen und unsere Prozesse kontinuierlich zu verbessern.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Den einen großen Fehler gab es nicht, aber als Pionier in einem neuen Markt erleben wir täglich Herausforderungen und machen Fehler. Es gehört dazu, dass nicht immer alles auf Anhieb funktioniert. Wir lassen uns für die großen Entscheidungen die notwendige Zeit, sind Entscheidungen reversibel, agieren wir sehr schnell. Wichtig ist, mutig zu bleiben, neue Wege zu gehen und aus Fehlern zu lernen. Nur so kann man Innovationen vorantreiben.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben einen klaren Fokus auf den Product-Market-Fit und das dafür nötige Angebot, um ein wirtschaftliches Geschäftsmodell zu etablieren. Wir haben uns nicht verleiten lassen, zu früh ins Ausland zu expandieren, sondern uns darauf konzentriert, den deutschen Markt zu dominieren. Zudem haben wir von Anfang an mit den richtigen Partnern und Kapitalgebern gearbeitet, die uns langfristig unterstützen – auch in herausfordernden Phasen.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Der wichtigste Tipp: Fokus behalten. Gerade in der Wachstumsphase gibt es viele Möglichkeiten, aber nicht alle sind sinnvoll. Zudem sollte man viel Zeit in das Recruiting der richtigen Mitarbeiter:innen investieren. Um erfolgreich zu sein, braucht es ein starkes Team, das die Vision lebt, unternehmerisch denkt und bereit ist, auch mal die Extrameile zu gehen.
Wo steht Foodji in einem Jahr?
Wir haben ambitionierte Wachstumspläne und wollen noch mehr Menschen am Arbeitsplatz mit gesundem Essen versorgen. Eine vierstellige Anzahl an Foodji-Standorten ist unser klares Ziel.
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