Nachdem JD.com erst kürzlich durch die geplante Übernahme von Mediamarkt und Saturn (bzw. deren Ceconomy-Mutter) Schlagzeilen machte, hat der chinesische E-Commerce-Riese jetzt ein neues Portal gelauncht. Joybuy ist der Name der Plattform, die zunächst in Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland und den Niederlanden an den Markt geht. Einige weitere Länder könnten bald folgen.
Gleichzeitig ist das aber auch eine Umbenennung. Es handelt sich bei Joybuy nämlich um die ehemals als Ochama bekannte Handelsplattform. Die wurde am 23. August abgeschaltet – und zwar in insgesamt 19 Märkten, von denen dem Vernehmen nach also etliche nicht zurückkommen werden, da man sich mit Joybuy auf bestimmte Länder fokussieren will.
Interessant ist die Migration der Daten, die seit einigen Tagen vorgenommen wird, wenn Kund:innen nicht explizit widersprechen (was manche Kund:innen sicherlich nicht einmal bemerkt haben werden). Nach deutschem Datenschutzrecht stellt sich die Frage, ob die Übertragung an eine andere Gesellschaft in dieser Form überhaupt rechtlich möglich ist – ein Punkt, den die Verbraucherschützer:innen sicherlich intensiv prüfen werden.
Aus Ochama wird Joybuy
Die Positionierung von Joybuy klingt noch relativ offen, man wolle „JD.coms europäische Online-Einzelhandelsmarke für alle Produktkategorien, die Kunden ein schnelleres, bequemeres und kostengünstigeres Einkaufserlebnis bieten soll“ werden. Das lässt Raum für viele Erlösmodelle und Geschäftsfelder. Wann genau Joybuy in Deutschland startet, ist noch unklar, die Website spricht nur von einem baldigen Launch.
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Anders als Ochama, das es ja zunächst auch in einzelnen Märkten als Präsenzhandel gab, wird Joybuy ein reines Onlineportal bleiben, heißt es. Ob es aber beispielsweise irgendwelche Marketing- und Sales-Symbiosen mit dem noch zu genehmigenden Zukauf von Ceconomy geben wird, bleibt offen. Während Ochama zuletzt vor allem mit Pick-up-Points arbeitete, könnte hier etwa das Netz der Mediamarkt- und Saturn-Filialen hinzukommen.
Wem Joybuy als Name bekannt vorkommt, der hat ein gutes Gedächtnis. JD.com hatte von 2015 an bereits eine Website mit dem Namen am Start, die aber immer eher unter dem Radar lief und offenbar im Vergleich mit Aliexpress auch nicht die Erwartungen der Beteiligten erfüllte.
Am Joybuy-Shop wird noch fleißig geschraubt
Vor wenigen Stunden ging der deutsche Shop in Betrieb – teilweise deutsch lokalisiert, aber bei Weitem noch nicht komplett. Derzeit sieht es so aus, dass Joybuy selbst im französischen Shop mit (teilweise) englischsprachiger Lokalisierung arbeitet – das ist erstaunlich, wenn man die hohe Sprachverbundenheit vieler Französ:innen kennt. Wann hier für Abhilfe gesorgt wird und wie die genaue Strategie des Shops aussieht, bleibt abzuwarten. Erstaunlich ist aber auch ein zweiter Faktor: Wer eines der Angebote anklickt, soll sich gleich registrieren, um überhaupt die Produktdetailseite sehen zu können – für den europäischen Markt kein vertretbarer Workflow.

Noch viel zu tun: Die Lokalisierung von Joybuy ist noch ausbaufähig. (Screenshot: t3n)
Klar ist aber, dass ein Shop in der aktuellen Form die Mitbewerber:innen nicht aus der Ruhe bringen muss. Beobachten werden aber gerade deutsche Onlinehändler:innen die Bemühungen von JD.com sicherlich, insbesondere weil sich zumindest theoretisch Brand Awareness und Synergieeffekte von der Ceconomy-Übernahme erwarten lassen.
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