Was genau ist die Inflation? Wie wird sie ermittelt? Und warum unterliegt sie so starken Schwankungen? Antworten auf häufige Fragen. 28.11.2024 | 1:21 min
Diese Überraschung ist dem Statistischen Bundesamt gelungen, allerdings im negativen Sinne. Laut erster Schätzung der Wiesbadener Statistiker stiegen im Dezember die Verbraucherpreise um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat an. Dies ist der höchste Wert seit fast einem Jahr.
Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig:
- Im Dezember verbilligte sich Energie zwar erneut. Allerdings fiel der Rückgang mit 1,7 Prozent zum Vorjahresmonat nicht mehr so stark aus wie im November mit 3,7 Prozent.
- Nahrungsmittel kosteten 2 Prozent mehr (November: +1,8 Prozent). „Gerade die höheren Lebensmittelpreise dürften viele in der Weihnachtszeit unmittelbar im Portemonnaie gespürt haben“, sagte die Konjunkturexpertin von KfW Research, Stephanie Schoenwald.
- Dienstleistungen verteuerten sich um 4,1 Prozent (November: +4,0 Prozent) – getrieben auch durch kräftige Lohnerhöhungen, die die Unternehmen an ihre Kunden weiterreichen.
Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Muss die Jahresprognose überdacht werden?
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank schätzt die Daten deshalb so ein:
Ein nochmaliger Anstieg der Inflationsrate war erwartet worden, allerdings nicht so stark.
Ulrich Kater, Volkswirt
In Deutschland lag die Inflation 2024 mit 2,2 Prozent deutlich unter der Teuerung der zwei Jahre davor. Doch der Dezember zeigt: das Inflationsgespenst ist noch nicht besiegt.06.01.2025 | 1:45 min
Noch seien allerdings zu wenige Details über die Zusammensetzung bekannt. „Aber es ist unwahrscheinlich, dass sich mit diesen Zahlen ein neues Inflationsbild ergibt. Wenn aber die Zahlen im kommenden Monat nicht wieder deutlich rückläufig sind, müssen die Prognosen für das Gesamtjahr überdacht werden“, so Kater.
Heißt: Besorgt ist man noch nicht, allerdings mit Betonung auf noch. Klar dürfte trotzdem sein: Das Inflationsbiest ist nicht besiegt und steht in den kommenden Monaten wieder unter verstärkter Beobachtung. Der Gründe dafür gibt es nämlich genügend.
Inflation ist der Prozess der Geldentwertung, der sich durch allgemeine Preiserhöhungen bemerkbar macht. Mit dem verfügbaren Einkommen kann dann weniger gekauft werden. Man spricht davon, dass die Kaufkraft sinkt. Deflation beschreibt den umgekehrten Prozess: Die Preise sinken, man kann sich von seinem Einkommen mehr leisten.
Die Inflation wird mithilfe des Verbraucherpreisindex berechnet. Er misst die durchschnittlichen Preise von Waren und Dienstleistungen für den privaten Konsum. Von Energie über Lebensmittel bis hin zu Friseurbesuchen oder Pauschalreisen. Vergleicht man den heutigen Verbraucherpreisindex mit dem Wert zwölf Monate zuvor, erhält man die Inflationsrate.
Als Grundlage für den Verbraucherpreisindex dient ein repräsentativer Warenkorb mit rund 700 Arten von Gütern. Darin befinden sich alle möglichen Produkte und Dienstleistungen, die tagtäglich gekauft oder in Anspruch genommen werden. Jedes Produkt wird dabei unterschiedlich gewichtet, weil die Menschen anteilig zum Beispiel mehr Geld für die Miete als für Kleidung ausgeben. Wenn die Bürgerinnen und Bürger ein Produkt nicht mehr kaufen, fliegt es aus dem Warenkorb. Geben die Menschen anteilig mehr für bestimmte Produkte aus, bekommen sie ein höheres Gewicht im Korb und werden wichtiger bei der Berechnung der Inflation.
Was die Inflation antreibt
Wer beispielsweise dieser Tage zum Tanken an die Zapfsäule musste, hat den Neujahrsschock schon hinter sich. Die Preise für Benzin und Diesel haben kräftig angezogen. Hauptgrund dafür ist die höhere CO2-Bepreisung, die mit Jahresbeginn von 45 auf 55 Euro pro ausgestoßener Tonne gestiegen ist.
Es gibt Struktureffekte, die die Preise weiter in die Höhe treiben – etwa der Wandel zur Klimaneutralität, erklärte Michael Hüther vom Institut der Deutschen Wirtschaft.29.11.2024 | 3:57 min
Risikofaktor Donald Trump
Für den Chefvolkswirt der ING, Carsten Brzeski, treffen da zwei Trends aufeinander: „Die Spätfolgen der vergangenen zwei bis drei Jahre, mit gestiegenen Materialkosten auf der einen, aber auch deutlich höheren Arbeitskosten auf der anderen Seite.“ Die sogenannten Zweit- und Drittrundeneffekte, die jetzt also zum Tragen kommen.
Nach seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus will Donald Trump Mexiko, Kanada und China mit höheren Zöllen belegen. Dies werde eine seiner ersten Amtshandlungen sein, schrieb er.26.11.2024 | 0:30 min
Blick in die Zukunft: Grund zu Optimismus?
Auch wenn man sich sicher andere Gründe für einen Rückgang bei der Inflation wünschen würde, sind dies Argumente, die nicht von der Hand zu weisen sind.
Inflation pro Jahr
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Immerhin: Im Gesamtjahr belief sich die Inflation auf 2,2 Prozent, was einer Normalisierung gleichkommt und weit weg ist von den 6,9 Prozent, die beim historischen Höchststand im Jahr 2022 erreicht wurden.