Verglichen mit internationalen Konkurrenten schafft die Deutsche Bank nur eine vergleichsweise überschaubare Rendite. Wie er aufholen will, erklärt Konzernchef Sewing im Interview bei tagesschau24.
Wenn der Aktienkurs eines DAX-Unternehmens von Anfang der 2000er-Jahre innerhalb von rund 15 Jahren von 100 auf sieben Euro abschmiert, machen sich die Vorstandschefs dieser Unternehmen rar. Insofern war der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank ein äußerst seltener Gast auf dem Frankfurter Börsenparkett in den vergangenen Jahren. Christian Sewing kam heute für ein Interview gut gelaunt – nach hervorragenden Quartalszahlen.
„Wir sind sehr zufrieden“, sagte Sewing im Update Wirtschaft bei tagesschau24. „Unser Vorsteuerergebnis und auch das Nachsteuerergebnis ist um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, und das gibt uns die Zuversicht, auch die hohen Ziele, die wir haben – zehn Prozent Eigenkapitalrendite – dieses Jahr zu erreichen.“
Das Ziel noch nicht erreicht
Die Eigenkapitalrendite zeigt an, wie effizient vorhandenes Eigenkapital eingesetzt wird. Zehn Prozent ist das Ziel, da ist man noch nicht, sondern hinkt damit im internationalen Vergleich weiter hinterher. Der US-Riese J.P. Morgan schafft aktuell 21 Prozent, selbst die italienische Unicredit steht mit rund 14 Prozent besser da.
Aber Sewing sieht die Bank auf einem guten Weg: „In den nächsten zwei, drei Jahren werden wir über Wachstum, einer konsequenten Handhabung der Kosten, mit einer soliden Bilanz meines Erachtens auch den Anschluss schaffen, um auf eine Eigenkapitalrendite deutlich über zehn Prozent zu kommen, und das wird sich dann auch im Aktienkurs sicherlich noch widerspiegeln.“
„Kunden wollen europäische Alternative zu den USA“
Denn der Aktienkurs ist bei weitem noch nicht da, wo er mal war. Aktuell steht er bei knapp 23 Euro. In den sieben Jahren der Amtszeit von Christian Sewing hat er sich damit verdoppelt. Und in den von Donald Trump angezettelten Turbulenzen gibt es durchaus Chancen für die europäischen Banken, also auch für die Deutsche Bank.
„Wir sehen den Drang der Kunden, eine europäische Alternative zu den USA zu haben“, sagte Sewing. „Und genau das muss die Deutsche Bank sein, und deswegen sind wir auf einem guten Weg und können von hier aus sicherlich noch deutlich weiter wachsen.“
Fusion mit der Commerzbank vom Tisch?
Weiter wachsen bedeutet allerdings nicht, sich weitere Kreditinstitute einzuverleiben. So war in den vergangenen Jahren immer mal wieder Thema, den deutschen Konkurrenten Commerzbank zu schlucken. Das Thema sei vom Tisch, so Sewing. Schließlich sei der Weg, Kosten zu senken und gleichzeitig den Profit zu steigern, erfolgreich.
„Wenn sie das aus eigener Kraft schaffen, und da sehen wir den Weg über die nächsten zwei, drei Jahre, dann ist jeder andere Fokus fehl am Platz, sodass für mich diese Diskussion in dieser Zeit keine Rolle spielt.“
Hoffen auf die neue Regierung
Über die kommende Bundesregierung sagt Sewing, diese müsse jetzt liefern. Vor allem solle Deutschland wieder deutlich mehr Gewicht in der Europäischen Union haben. „Ich glaube, die Abstimmung zwischen Brüssel, Paris, Warschau und Berlin ist jetzt entscheidend, um Europa zu positionieren. Deutschland muss die Lokomotive in Europa sein. Wenn wir das schaffen, dann werden wir auch interessanter für andere Weltmärkte, und auch das wird wiederum dann positiv für die deutsche Wirtschaft sein.“
Richtig viel Zeit gibt er der neuen Regierung nicht. „Geben wir der Koalition 90 Tage bis zur Sommerpause“, sagte der Deutsche-Bank-Chef. „Wenn sie bis dahin drei, vier große Entscheidungen getätigt haben, dann wird es der Stimmung in diesem Land sehr, sehr gut tun.“