Im Juni hat sich das ifo-Geschäftsklima erneut gebessert. Es stieg den sechsten Monat in Folge auf den höchsten Stand seit über einem Jahr. Ein Aufschwung wird damit immer wahrscheinlicher.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich weiter auf. Das Geschäftsklima legte im Juni um 0,9 Punkte auf 88,4 Punkte zu, wie das Münchener ifo-Institut mitteilte. Damit stieg das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer den sechsten Monat in Folge und erreichte den höchsten Wert seit Mai 2024.
„Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“, kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest das Umfrageergebnis.
Volkswirte hatten einen Anstieg des ifo-Index erwartet, aber im Schnitt nur auf 88,0 Punkte. Die Umfrage unter rund 9.000 Unternehmen zeigte bei der Bewertung der aktuellen Lage kaum eine Verbesserung. Die Befragten schätzten ihre Erwartungen für künftige Geschäfte aber deutlich besser ein.
Besonders stark hat sich die Stimmung im Bereich Dienstleistungen verbessert. In den Industriebetrieben hat sich das Geschäftsklima hingegen nur leicht aufgehellt.
Bessere Rahmenbedingungen und Finanzpaket
„Der sechste Anstieg in Folge beim ifo-Geschäftsklima ist ein klares Signal, dass das Konjunkturtief hinter uns liegt“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Von nun an dürfte sich die deutsche Wirtschaft erholen – nicht wegen besserer Rahmenbedingungen für die Unternehmen, sondern vor allem wegen des riesigen Finanzpakets der Regierung und der Zinssenkungen der EZB. Für 2026 erwarten wir ein Wachstum von 1,4 Prozent.“
Am Donnerstag soll der Bundestag über den so genannten „Investitionsbooster“ abstimmen. Dazu gehören verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und – in mehreren Schritten ab 2028 – die Senkung der Körperschaftsteuer für Unternehmen von derzeit 15 auf künftig zehn Prozent.
Unsicherheit über Nahost und Zölle
Die Umfrage bildet allerdings die Reaktion auf die jüngste Eskalation im Nahostkonflikt noch nicht umfassend ab. Nur rund 20 Prozent der Antworten wurden nach dem Beginn des Angriffs von Israel auf den Iran vom 13. Juni abgegeben. „Die Erwartungen sind nach den Angriffen auf den Iran schlechter ausgefallen, etwa bei der Industrie“, erläuterte ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Beim Handel und am Bau hingegen habe dies kaum eine Rolle gespielt. „Wenn es keine weitere Eskalation im Nahen Osten gibt, wird die Unsicherheit für die deutsche Wirtschaft weiter sinken“, sagte der Wohlrabe mit Blick auf die zuletzt angekündigte Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran.
Noch schwerer dürfte die Unsicherheit über die künftigen Handelsbedingungen mit den USA wiegen. Am 9. Juli endet – nach heutigem Stand – die von US-Präsident Trump festgelegte Verhandlungsfrist mit der EU. Zuletzt hatte sich Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche zuversichtlich gezeigt, dass es zu einer Einigung komme.