Vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft hat der Einzelhandel mit einem überraschenden Umsatzschwund zu kämpfen. Angesichts der schwachen Konjunktur halten die Bürger ihr Geld lieber zusammen.
Der deutsche Einzelhandel hat vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft einen überraschenden Umsatzrückgang erlitten. Die Einnahmen sanken im Oktober um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Inflationsbereinigt fiel das Minus mit 0,3 Prozent noch größer aus. Der Rückgang ist überraschend: Fachleute hatten zuvor mit einem leichten Wachstum gerechnet. Im September hatte es noch ein Plus von 0,3 Prozent gegeben.
Umsatz mit Lebensmitteln legt zu
„Vielleicht ist es noch etwas zu früh, aber eine Vorweihnachtsstimmung sieht anders aus“, kommentierte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger, die Entwicklung. „Verbraucher sind jedenfalls derzeit nicht dabei, Konsumbudgets auszuweiten.“ Arbeitsplatzsorgen, politische Unsicherheit und eine höhere Sparneigung blieben eine Belastung.
Im dritten Quartal waren die privaten Konsumausgaben um 0,3 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr gesunken – das erste Minus seit Ende 2023. Das trug dazu bei, dass Europas größte Volkswirtschaft erneut kein Wachstum schaffte. In vielen Branchen wie im Auto- und Maschinenbau kommt es zu Entlassungen. „Die Furcht vor dem Arbeitsplatzverlust lässt die Sparquote steigen“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Die privaten Haushalte legen lieber den Notgroschen zurück als das Geld auszugeben.“
Der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln legte im Oktober gegen den Trend um real 1,2 Prozent zu. Bei Nicht-Lebensmitteln gab es dagegen ein Minus von 0,7 Prozent, während der Internet- und Versandhandel 0,6 Prozent weniger einnahm.
Handelsverband rechnet mit Stagnation
Für den Einzelhandel beginnt mit dem Black Friday und dem ersten Adventswochenende die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts. Im November/Dezember machen die Geschäfte im Schnitt fast ein Fünftel ihres Jahresumsatzes. Die Erwartungen sind allerdings gedämpft: In den beiden letzten Monaten des Jahres dürften die Umsätze um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 126,2 Milliarden Euro wachsen, sagt der Handelsverband Deutschland (HDE) voraus. Inflationsbereinigt bedeute dies eine Stagnation.
Rund jedes vierte Unternehmen rechnet mit einem schlechten Verlauf des Weihnachtsgeschäfts, wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab. Knapp die Hälfte erwartet ein durchschnittliches Geschäft, nur zehn Prozent hoffen auf einen guten Verlauf. „Die Erwartungen der Einzelhändler sind gedämpft“, betonte Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo-Umfragen. „Viele Händler gehen ohne große Hoffnung in die wichtigste Verkaufsphase des Jahres.“
