Das Gym Monster 2 von Speediance vereint Langhantel, Kabelmaschine, Rudergerät und weitere Fitnessgeräte für das Wohnzimmer. Im Test überzeugt das smarte Gerät mit seiner Übungs-Vielfalt. Der große Vorteil zeigt sich jedoch schon vor der ersten Nutzung.
Warum Speediance sein smartes Fitness-Gerät Gym Monster nennt, ist uns nicht bekannt. Aber es lässt sich erahnen. Denn geliefert wird das Gym Monster, inzwischen in der zweiten Modellgeneration, nur bis an die Bordsteinkante – und es wiegt mehr als 100 Kilogramm.
Allein bekommt man es also nicht bewegt und schon gar nicht die Treppe hoch. Das Krafttraining beginnt also schon vor dem Aufbau des schweren Heimtrainers. Während des Tests waren wir aber sehr froh, dass es so schwer und damit auch so stabil ist.
Steht der große Karton erst einmal an seinem Zielort, ist viel mehr Arbeit auch nicht nötig. Denn es muss nichts mehr geschraubt oder zusammengesetzt werden. Das Gym Monster 2 wird einfach aus dem Karton heraus an die Wand geschoben. Zwei Räder an der Unterseite erleichtern das.
Und schon vor der ersten Nutzung zeigt sich der große Vorteil des Heimtrainers: Er nimmt kaum Platz weg. Mit 37 Zentimeter Tiefe, 67 Zentimeter Breite und 185 Zentimeter Höhe wirkt das Gym Monster wie ein schmales Regal und nimmt noch nicht einmal ein viertel Quadratmeter Bodenfläche in Anspruch.
Unser „Testmonster“ wurde mit einer Hantelbank und einer Rudervorrichtung geliefert, in der Standardvariante aber fehlt die Ruderbank. Dazu gibt es jede Menge Zubehör, darunter zwei Knöchelriemen, eine Langhantel mit Polster, eine Ruderstange, ein Paar Griffe und ein Trizeps-Seil. Wer mit dem Training loslegen will, muss nur noch die Bodenplatte ausklappen.
So ganz stimmt das natürlich nicht. Denn das Herz des Gym Monster 2 ist ein 21,5 Zoll großes Display (55 Zentimeter), das auf Augenhöhe angebracht ist und per WLAN online geht. Hier werden alle Einstellungen vorgenommen, Work-outs vorgeschlagen oder selbst zusammengestellt und anschließend Leistungsstatistiken angezeigt.
Gym Monster 2 lernt seine Nutzer kennen
Am Anfang wirkt das alles sehr komplex und es empfiehlt sich tatsächlich, erst einmal alles durchzuklicken und auszuprobieren. Das beginnt schon mit dem Erstellen eines Profils.
Wollen mehrere Personen am Gerät trainieren, sollte jeder sein eigenes Profil erstellen, damit hinterher die Leistungsstatistiken zuzuordnen sind. Tatsächlich lernt das Gym Monster seine Nutzer kennen und macht entsprechende Vorschläge für Work-outs je nach Leistungsfähigkeit. Nach Angaben von Speediance ist hier künstliche Intelligenz am Werk.
Nutzer können nun einzelne Work-outs oder sogar mehrwöchige Kurse auswählen. Dafür stehen mehrere Kategorien zur Verfügung, darunter Kraft, Cardio, HIIT und Yoga. Die deutschen Übersetzungen sind allerdings fehlerhaft. Wer sich an Übersetzungen wie „Kraft Wachsen“ stößt, sollte die Systemsprache besser auf Englisch stellen. Auch später bei den Work-outs wechseln die gesprochenen Anweisungen manchmal zwischen Deutsch und Englisch. Hier ist Luft nach oben.
Ansonsten ist die Benutzeroberfläche erstklassig und gut durchdacht. Trainer zeigen in Videos die richtige Ausführung von Übungen, die auch noch einmal auf Textkacheln erklärt werden. Zudem gibt es Anweisungen für den Aufbau und die übungsspezifische Einstellung des Gym Monsters. Während der Übungen werden Countdowns heruntergezählt und Wiederholungen mitgezählt. Mogeln geht also nicht.
Je nach Übung müssen zwei Seilzüge am Gestänge in unterschiedlichen Höhen oder an der Seite der Bodenplatte befestigt werden. Die Seilzüge haben an ihrem Ende eine Metallkugel, in die das Zubehör eingeklinkt wird. Der Widerstand der Seilzüge wird von zwei Motoren im Inneren des Gehäuses gesteuert.
Über das Display lässt sich das entsprechende Gewicht auch manuell einstellen. Zwar wird das Gewicht in den jeweiligen Work-outs vorgegeben, aber es lässt sich natürlich auch erhöhen oder verringern.
Ein Ring ist das wichtigste Zubehör des Gym Monster 2
Im Test hat sich gezeigt, dass die Gewichtseinstellung über das Display etwas umständlich ist. Das weiß natürlich auch der Hersteller und liefert daher einen kleinen Ring mit einem Druckknopf und Drehrad mit. Der Ring verbindet sich mit dem Gym Monster per Bluetooth, wird während des Work-outs am Zeigefinger getragen und kann mit dem Daumen bedient werden.
Wir würden sogar so weit gehen, dass der Ring das wichtigste Zubehör überhaupt ist. Denn wer eine Langhantel auf den Schultern hat, will nicht die Stange loslassen, um mit einer Hand auf dem Display ein Gewicht von 30 Kilogramm zu aktivieren. Das könnte böse enden.
Kurse können nach Schwierigkeitsgrad (Anfänger bis Fortgeschrittene) aber auch nach Muskelgruppen, vorhandenem Zubehör und Dauer gefiltert werden. Während unseres mehrwöchigen Tests sind kontinuierlich neue Kurse hinzugekommen, inzwischen gibt es knapp 500 Trainings.
Auf dem Display oder in einer Smartphone-App können eigene Work-outs zusammengestellt werden. App und Gym Monster sind immer synchron, sodass Kurse vorweg auch auf dem Smartphone gewählt werden können.
Über die Seilzüge können Gewichte bis 100 Kilogramm simuliert werden, was für die meisten Nutzer mehr als ausreichend ist. Gewichte lassen sich in Schritten von 0,5 Kilogramm verstellen. Wer will, kann auch alle Kurse weglassen und im freien Modus trainieren, wie er es aus dem Fitnessstudio kennt.
Wir waren im Test überrascht, wie vielseitig sich das Gym Monster einsetzen lässt: Bankdrücken, Kreuzheben, Schulterdrücken, Langhantelrudern. Die Liste lässt sich lange fortsetzen. Das Gym Monster ersetzt eine Smith-Maschine, Langhantel, Hockergestell, Kabelmaschine, Kurzhantel, SkiErg und das Rudergerät.
Rudern mit Gym Monster 2 nur gelegentlich zu empfehlen
Die Motoren ermöglichen zudem Belastungen, die man mit klassischen Gewichten nicht erreichen kann. So lässt sich der Modus „Kette“ einstellen, bei dem das Gewicht schrittweise erhöht wird, wenn man sich dem Höhepunkt der Bewegung nähert. Im Modus „Exzentrisch“ wird das Gewicht erhöht, wenn man zur Ausgangsposition zurückkehrt.
Ein Assistenz-Modus sichert Nutzer ab, wenn sie während des Work-outs Schwierigkeiten haben, eine Bewegung mit dem gewählten Gewicht vollständig auszuführen. Dann wird das Gewicht reduziert, damit man die Übung doch noch zu Ende bringen kann.
Zum Rudern wird die Ruderbank auf die Bodenplatte gestellt und die Ruderstange in die Seilzüge geklinkt, die auf Schulterhöhe eingestellt sind. Wir würden das Rudern mit Monster Gym allerdings nur für gelegentliche Work-outs empfehlen.
Insbesondere Sportler, die es gewohnt sind, mehr als 30 Züge pro Minute zu machen, werden feststellen, dass die Seilzüge nicht schnell genug reagieren, um einen gleichmäßigen Zug zurück zu ermöglichen. Außerdem lässt sich beim Rudern der Widerstand nur sehr grob einstellen. Echte Rudergeräte bieten hier mehr Möglichkeiten.
Fazit: Das Gym Monster 2 dürfte wohl einer der vielseitigsten Heimtrainer überhaupt sein. Wir hatten ihn mehrere Wochen im Test und haben immer wieder neue Übungen entdeckt.
Mit einem Preis von 3599 Euro ist das Gym Monster aber auch äußerst kostspielig, wer die Ruderbank dazu haben will, zahlt sogar 4359 Euro. Da ist der Besuch im Fitnessstudio auch auf längere Zeit sicherlich meist günstiger, aber nicht immer so komfortabel. Gerät und Zubehör sind sehr gut verarbeitet und fühlen sich hochwertig an.
Wer bisher mit normalen Gewichten trainiert hat, wird sich beim Gym Monster erst daran gewöhnen müssen, das Gewicht in der Balance zu halten. Aber das gelingt nach einiger Zeit. Und die Möglichkeit, über den Ring mit Zeigefinger und Daumen das Gewicht einzustellen, ist sehr komfortabel und erspart viel Zeit für den sonst üblichen Umbau einer Langhantel.
Das Gym Monster 2 eignet sich besonders für Nutzer, die zu Hause für Kurz- und Langhanteln und eine Auswahl von Gewichten nur begrenzt Platz haben, aber alle Muskelgruppen trainieren wollen. Alle fast 500 Kurse der Bibliothek sind kostenlos abrufbar und bleiben es nach Angaben des Herstellers auch.
Im Juli will Speediance ein Abonnement unter der Bezeichnung Wellness+ für 21,90 Euro pro Monat einführen. Im Abo werden dann von der KI personalisierte Trainingspläne erstellt. Zudem soll die KI auch die Gesundheit des Nutzers bewerten. Alle bisherigen Funktionen sind aber weiterhin kostenlos nutzbar.
Tatsächlich beobachtet das Gym Monster bereits jetzt schon, wie genau die einzelnen Übungen ausgeführt werden. Zieht oder drückt man auf der linken Seite stärker als auf der rechten, wird das dem Nutzer auch auf dem Display mitgeteilt, sodass man Ungleichgewichte wieder korrigieren kann.
Das Gym Monster bietet auch einen rudimentären Musikdienst, die Auswahl ist aber eingeschränkt. Alternativ lässt sich auch Apple Musik einstellen. Während unseres Tests sind mehrere Software-Updates auf das Gerät gespielt worden, die neue Funktionen mitgebracht haben.
So lässt sich inzwischen auch ein Herzfrequenzsensor per Bluetooth koppeln. Während der Übungen wird dann auf dem Display der Puls angezeigt. Die Möglichkeit, einen Bluetooth-Kopfhörer zu koppeln oder das Gerät per Sprachbefehl zu steuern, haben wir aber bis zuletzt vermisst. Hier sollte Speediance in jedem Fall noch nachbessern.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.