Mit Urteil vom 10.05.2022 (1 O 4395/20) hat das Landgericht München II eine richtungsweisende Entscheidung zur Stärkung von Patientenrechten getroffen und im Falle eines Behandlungsfehlers nach einem Schlaganfall Schadensersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 120.000,00 Euro zuzüglich der Verpflichtung zum Ersatz künftiger Schäden zugesprochen. Bei der Klägerin kam es zu einem schweren Schlaganfall, auf den nicht fachgerecht reagiert wurde. Sie erlitt hierdurch dauerhafte Behinderungen.
Welcher Sachverhalt liegt der Entscheidung zugrunde?
Die Patientin wurde abends in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ärzte veranlassten zunächst eine CT-Untersuchung. Da keine Besserung der Symptome eintrat, wurde noch eine zweite Befundung angefordert. Gegen 21:45 Uhr wurde schließlich die Diagnose eines akuten ischämischen Mediainfarkts (Schlaganfall) rechts gestellt. Trotz dieser Erkenntnis verzögerte sich die Verlegung in ein spezialisiertes Klinikum erheblich, was die Klägerin im Gerichtsverfahren als grob fehlerhaft rügte und die Einschätzung vertrat, dass eine rechtzeitige Diagnostik und eine sofortige Behandlung den schweren Schlaganfall mit bleibender Behinderung hätten verhindern können.
Die Folgen des Schlaganfalls sind gravierend: Die Klägerin leidet dauerhaft unter einer spastischen Halbseitenlähmung, ist auf einen Rollstuhl angewiesen, benötigt Hilfe bei der Körperpflege und ist schwerbehindert (GdB 100). Sie steht unter Betreuung, leidet unter depressiven Verstimmungen und einer starken Affektlabilität.
Die Entscheidung des LG München II
Das Landgericht hat der Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 120.000,00 Euro stattgegeben. Es stellte fest, dass die Behandlung fehlerhaft war, insbesondere weil die CT-Angiografie um mindestens 80 Minuten verzögert wurde, weshalb hier ein grober Behandlungsfehler nach einem Schlaganfall festzustellen sei. Diese Verzögerung sei grob und habe die Chancen auf eine rechtzeitige Reanimation und damit auch auf eine Verhinderung des schweren neurologischen Schadens erheblich vermindert.
Hierbei betonte das Landgericht, dass eine rechtzeitige Diagnostik und sofortige Behandlung in einem solchen Notfall lebensrettend sein können. Die Verzögerungen seien auf organisatorische Mängel und unzureichende Koordination zwischen den beteiligten Kliniken zurückzuführen, was die Verantwortlichkeit der Beklagten begründe.
Was bedeutet das für Sie?
Dieses Urteil unterstreicht die Wichtigkeit einer schnellen und fachgerechten Behandlung bei medizinischen Notfällen, insbesondere bei Schlaganfällen. Es zeigt auch, dass ein grober Behandlungsfehler nach einem Schlaganfall, der zu dauerhaften Schäden führt, rechtlich konsequent verfolgt werden kann.
Für Betroffene bedeutet das: Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein grober Behandlungsfehler nach einem Schlaganfall vorliegt, sollten Sie sich frühzeitig von einem Anwalt für Arzthaftung rechtlich beraten lassen. Die Durchsetzung von Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüchen ist möglich, wenn nachweislich Behandlungsfehler vorliegen.
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