Um rund sieben Prozent könnten Kfz-Versicherungen im Schnitt im kommenden Jahr teurer werden. Aber auch Wohngebäude-Versicherungen ziehen an. Was Verbraucher neben einem Wechsel noch tun können.
Alle Jahre wieder dreht sich im Herbst bei Autofahrern vieles um das eigene Fahrzeug. Denn bis Ende November können sie die Kfz-Versicherung wechseln. Viele setzen sich damit nicht gerne auseinander, denn Recherche-, Zeitaufwand und Papierkram sind lästig – und manchmal lohnt sich der Wechsel auch gar nicht.
Tatsächlich ändern im Durchschnitt gerade mal um die 15 Prozent aller Auto-Besitzer die Kfz-Versicherung. Das liegt zum Teil auch daran, dass die Branche sehr undurchsichtig ist und Tricks hat, die den Wechsel erschweren. So wird die Kfz-Versicherung nicht selten mit anderen Policen gekoppelt und als Paket verkauft – zum Beispiel mit einer Privat-Haftpflichtversicherung oder Hausratversicherung. Will man den Kfz-Versicherer wechseln, muss man auch das gesamte Paket aufschnüren. Davor scheuen viele Kunden zurück.
Im Schnitt sieben Prozent Erhöhung
Verbraucherschützer raten aber, sich davon nicht abschrecken zu lassen und sich trotzdem mit der Thematik auseinanderzusetzen. Denn die Kosten in dem Bereich ziehen auch in diesem Jahr wieder deutlich an, wenn auch nicht so stark wie in den Vorjahren. Nach Auskunft des Vergleich- und Maklerportals Verivox ist mit Preissteigerungen von durchschnittlich sieben Prozent zu rechnen. Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt auch Saidi Sulilatu vom Verbraucherportal finanztip.
Ein Grunde dafür seien die stark gestiegenen Kosten in den Werkstätten für Reparaturen. „Die Ersatzteilpreise sind seit 2015 um circa 80 Prozent gestiegen“, so Suliatu. „Da stecken natürlich auch höhere Lohnkosten dahinter.“ Allerdings sind Auto-Bauteile heute auch viel aufwendiger, mit Sensoren oder anderer Technik versehen und kosten deshalb immer gleich viel, auch wenn es nur leicht beschädigt ist.
Werkstattbindung kann Kosten senken
Hinzu kommt, dass viele Versicherer gerne mit günstigen Einstiegs-Prämien locken, die sich aber nicht rechnen. Danach werden die Tarife sukzessive deutlich angehoben, in der Hoffnung, der Kunde sei zu träge, zu wechseln. Tatsächlich verdient die Branche schon seit vielen Jahren in dem Sektor kaum noch, für manchen Anbieter ist die Kfz-Versicherung auch ein Verlustgeschäft. Um die roten Zahlen einzudämmen, werden die Prämien erhöht.
Um ihre Kosten unter Kontrolle zu bringen, haben Verbraucherinnen und Verbraucher aber mehrere Stellschrauben zur Hand, sagt Saidi Sulilatu. Er empfiehlt einer Werkstatt-Bindung zuzustimmen, weil dies die Kosten der Versicherung deutlich senken kann. Viele Kunden möchten das nicht, weil sie ihrer angestammten Werkstatt vertrauen. „Aber tatsächlich lohnt sich das in vielen Fällen schon“, sagt Suliatu. Und in der Regel „bieten die meisten Versicherung da auch ordentliche Werkstätten an.“
Auch eine Erhöhung der Eigenbeteiligung kann die Kosten deutlich senken – wie auch die Begrenzung der gefahrenen Kilometer im Jahr oder die Zahl der Fahrer, die den Wagen benutzen.
Auch Gebäudeversicherungen werden teurer
Doch nicht nur im Kfz-Bereich stehen wieder heftige Preissteigerungen an. Auch bei der wichtigen Wohngebäude-Versicherung. Die sichert Immobilienbesitzer vor Naturkatastrophen, Starkregen, Hagel, Sturm, Feuer und ähnlichem ab. Nicht zuletzt durch den Klimawandel haben sich in diesem Bereich die Gefahren in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, weshalb die Wohngebäude-Versicherung zwar höchste Priorität haben sollte, aber eben auch deutlich teurer geworden ist.
Nach Ansicht der Verbraucherzentralen sollte man hier mit dem Wechsel aber etwas vorsichtiger sein, da die Preisunterschiede nicht allzu groß sind und man nicht so leicht eine neue Police abschließen kann.
Selbstbehalt und nicht jeden kleinen Schaden melden
Das ist vor allem dann der Fall, wenn es in der Vergangenheit zu Schäden gekommen ist. Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen rät deshalb, an anderen Stellschrauben zu drehen. „Mein Tipp wäre, dass man in den aktuellen Tarif erst einmal einen Selbstbehalt einzieht.“ Der liege in der Regel bei 500 oder 1.000 Euro und senkt die Versicherungsprämie damit erheblich.
Außerdem rät sie, kleine Schäden nicht zu melden. Die Versicherung würde die zwar bezahlen, „aber auch kleine Schäden berechtigen die Versicherung nach dem Schadensfall zu kündigen“, so Lawrence. Und dann habe der Verbraucher ein Problem, weil es nicht so leicht ist, einen neuen Versicherer zu finden. Schließlich ist keine Assekuranz verpflichtet, dem Kunden ein Angebot zu machen.
Es gibt also einiges zu beachten bei Kfz- und Wohngebäudeversicherung, die zu den essentiellen Absicherungen gehören. Auch wenn es aufwendig ist und viel Zeit kostet: Ein Wechsel oder eine Veränderung der Tarif-Elemente lohnt sich in vielen Fällen und kann die Prämien häufig erheblich senken. Allerdings nicht immer.

