Gaming ist längst ein Massenphänomen. Und gezockt wird generationenübergreifend, wie man auf der Kölner Messe Gamescom beobachten kann. Stark im Kommen sind die „Silver Gamer“.
An einem Stand auf der Gamescom in Köln präsentiert Jenny Pankratz ihr eigenes Rollenspiel „Cralon“. Die Mitgründerin der Pithead Studios ist sichtlich stolz, dass Messebesucher ihr Spiel testen können. Dass das heute ihr Beruf ist, war für sie lange undenkbar. Ursprünglich arbeitete Pankratz als Sozialpädagogin, bis dann ihr Hobby zur Profession wurde.
Spieleentwickler in Deutschland – wie Pankratz und ihr Mann Björn – können seit 2020 Bundesförderungen beantragen – eine wichtige Unterstützung in einer von Unsicherheit geprägten Branche. Jenny Pankratz weiß um die Bedeutung dieser Gelder: „Eine Förderung hilft einem ungemein, aber müsste dann auch schnell und unkompliziert gehen, weil das Geld, das investiert wird, muss ja auch später wieder reinkommen.“
Fünftgrößter Markt
Am Stand der Pithead Studios spricht Pankratz auch mit Forschungsministerin Dorothee Bär, die zur Eröffnung der Gamescom nach Köln gekommen ist. Nach einer Phase, in der die Förderungen ausgesetzt waren, sind mit der neuen Regierung Anträge wieder möglich, und auch das Budget wurde erhöht. Für die Planbarkeit der Unternehmen ist dies ein wichtiges Signal. Dorothee Bär sieht großes Potenzial für den Standort Deutschland: „Wir wollen international wettbewerbsfähig sein. Wir sind momentan der fünftgrößte Markt, aber das kann auch noch besser werden.“
Das Aufholen von Rückständen ist entscheidend, da Länder wie Saudi-Arabien oder Katar stark in den Games-Markt investieren. Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands „Game“, ist optimistisch, was die Zukunft angeht: „Unsere Unternehmen können noch einsteigen und dann auch schnell Erfolge haben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dafür muss die Regierung sorgen, und dann kann der Erfolg aus eigener Kraft passieren.“
Während der Corona-Pandemie stieg der Branchenumsatz kontinuierlich an, da die Menschen mehr Zeit zum Spielen hatten. Im Jahr 2024 ist der Umsatz jedoch leicht gesunken, was der Branchenverband auf den geringeren Absatz von Spielekonsolen und weniger Neuerscheinungen zurückführt. Seit diesem Jahr geht der Umsatz wieder bergauf.
Gaming als Generationenphänomen
In der Gaming-Branche geht es um ein Massenphänomen, das alle Altersgruppen erfasst. Wie auch eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt, spielt mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland Videospiele. Dabei ist die Generation der „Silver Gamer“ besonders stark im Kommen: Jeder Fünfte über 60 spielt zumindest gelegentlich.
Falk bestätigt den demografischen Wandel: „Das Durchschnittsalter bei den Gamerinnen und Gamern liegt bei fast 40 Jahren. Das heißt Männer, Frauen, Alte, Junge – alle spielen in Deutschland, auch generationenübergreifend. Gerade die älteren Spieler, die viel auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets unterwegs sind, sind die am stärksten wachsende Zielgruppe.“
Potenzial des deutschen Marktes
Mobil bedeutet jedoch nicht nur auf dem Handy. Sondern allgemein sind Handhelds im Trend, wie die Nintendo Switch 2. Sie kam vor wenigen Monaten auf den Markt und trägt auch zum jüngsten Umsatzwachstum in Deutschland im ersten Quartal 2025 bei.
Das Potenzial des deutschen Marktes erkennen auch weitere große Unternehmen wie Microsoft mit seiner Xbox, die die Weltpremiere ihres neuen Handhelds ROG Xbox Ally gezielt auf der Gamescom feiern. „Deutschland ist ein so wichtiger und ambitionierter Gaming-Markt“, sagt Jason Ronald, Vizepräsident Xbox Gaming Devices & Ecosystem. „Daher wollten wir, dass hier weltweit der erste Ort ist, wo die Spieler unsere Neuheit testen können.“
Die Gamescom selbst, die stetig wächst, ist der beste Beweis für das enorme Potenzial der Branche. Und sie zeigt, dass der Spielemarkt ein weltweites Milliardengeschäft bleibt.