Im Herbst 2020 wurde der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) eröffnet – mit neun Jahren Verspätung und dreimal teurer als geplant. Weiter ist er in den roten Zahlen, auch die Passagierzahlen liegen unter den Erwartungen.
Auch fünf Jahre nach der Eröffnung am 30. Oktober 2020 hat der Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brand (BER) mit Problemen zu kämpfen. Der BER war erst mit neun Jahren Verspätung wegen schwerer Bau- und Planungsmängel eröffnet worden. Die Baukosten lagen mit 6,5 Milliarden Euro dreimal so hoch wie ursprünglich geplant. Die wirtschaftliche Lage der Flughafengesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) ist nach wie vor angespannt.
Netto-Verlust schrumpft
Im laufenden Geschäft erwirtschaftete die FBB im vergangenen Jahr dabei zwar ein operatives Plus von mehr als 152 Millionen Euro – vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern. Unter dem Strich – die entscheidende Bilanzzahl – machte das Unternehmen im vergangenen Jahr aber einen Verlust von mehr als 134 Millionen Euro. Die Entwicklung ist jedoch positiv: Im Jahr 2023 hatte das Minus noch bei 212,8 Millionen gelegen.
Noch kann sich die FBB also nicht selbst finanzieren, sodass die Eigentümer unterstützen müssen. Gesellschafter der FBB sind jeweils einem Anteil von 37 Prozent die Länder Berlin und Brandenburg. Der Bundesrepublik Deutschland gehört der restliche Anteil von 26 Prozent.
Noch müssen die Gesellschafter zuschießen
Unternehmensangaben zufolge hat die FBB noch eine sehr hohe Verschuldung aufgrund der Bauhistorie und der Corona-Jahre zu tragen. Deshalb hatte das Unternehmen mit den Gesellschaftern im Jahr 2021 einen Teilentschuldungsplan in Höhe von zwei Milliarden Euro vereinbart.
Darin enthalten waren rund 1,7 Milliarden Euro zum Ausgleich der Corona-Schäden. Weitere 660 Millionen Euro sollen im Jahr 2026 fließen. BER-Chefin Aletta von Massenbach hat sich zuversichtlich gezeigt, dass sich die FBB dann wieder selbst mit Krediten am Kapitalmarkt refinanzieren kann.
Weniger Passagiere als zuletzt Schönefeld und Tegel
Auch die Passagierzahlen erscheinen ausbaufähig, wenngleich der Trend hier ebenfalls positiv ist. Der Eröffnungszeitpunkt im Jahr 2020 war unglücklich, denn er lag mitten in der Pandemie und damit in einer der größten Krisen in der Geschichte der Luftfahrt. Aufgrund der Reisebeschränkungen lag das Geschäft damals nahezu komplett brach.
Von diesem Einbruch hat sich die Branche zum Teil erholt. Auch am BER begrüßten die Betreiber wenigen Tagen den 100-Millionsten Fluggast. Allein zwischen Januar und September dieses Jahres flogen der FBB zufolge rund 19,4 Millionen Menschen von Berlin aus los. Im Jahr 2024 reisten 25,5 Millionen Menschen über den BER, das waren 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Vom Vor-Corona-Niveau sind diese Zahlen aber weit entfernt. 2019, dem bisherigen Rekordjahr für den Luftverkehr in der Hauptstadtregion, waren es rund 36 Millionen Reisende an den damaligen Standorten Schönefeld und Tegel.
Nachfrage soll angekurbelt werden
Flughafenchefin von Massenbach und Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) fordern deshalb immer wieder mehr Langstreckenverbindungen am BER. So soll die Nachfrage angekurbelt und die Hauptstadtregion für internationale Reisende attraktiver werden. Massenbach kritisiert außerdem die hohen staatlichen Steuern und Gebühren für Flughäfen in Deutschland. Diese führten dazu, dass preissensible Fluggesellschaften wie Ryanair Verbindungen am BER abbauten.
Der BER spielt auch als Arbeitgeber für die Hauptstadtregion eine wichtige Rolle. Rund 20.000 Menschen arbeiten am Airport, etwa 2.000 davon bei der Betreibergesellschaft FBB.
