Frauen haben im laufenden Jahr in Deutschland erneut deutlich weniger verdient als Männer. Pro Stunde erhielten Frauen rund vier Euro weniger – damit hat sich die Lohnlücke auch in diesem Jahr nicht verringert.
Der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern in Deutschland hat sich auch in diesem Jahr nicht verringert. Frauen verdienen im Schnitt 16 Prozent weniger als ihre Kollegen, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Sie kommen durchschnittlich auf einen Bruttostundenverdienst von 22,81 Euro, Männer auf 27,05 Euro. „Im Vergleich zum Vorjahr blieb der unbereinigte Gender Pay Gap somit konstant“, erklärten die Statistiker.
Knapp zwei Drittel der Lohnlücke erklärt das Statistikamt mit höheren Teilzeitquoten bei den Frauen und geringeren Gehältern in frauentypischen Berufen. Da Frauen immer noch den überwiegenden Teil der Sorgearbeit erledigten, schränke dies ihre Möglichkeiten zur Erwerbsbeteiligung ein, betont auch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
„[Es] liegt an fehlenden Möglichkeiten, Erwerbs- und Sorgearbeit zu vereinbaren“, sagte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch. Dies betreffe nicht nur die Phase der Kindererziehung, sondern etwa auch die Pflege von Angehörigen und sei daher nicht auf eine Lebensphase begrenzt.
Bereinigter Gender Pay Gap bei sechs Prozent
Auch unter Berücksichtigung der höheren Teilzeitquote und geringer Gehälter in bestimmten Berufen bleibt eine Lücke (bereinigter Gender Pay Gap) von 1,71 Euro oder rund sechs Prozent des Brutto-Stundenlohns ohne eindeutige Erklärung. Dieser Wert blieb auch 2025 unverändert.
Das bedeutet, dass auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie Frauen weniger verdienen. Die Behörde vermutet, dass hier Erwerbsunterbrechungen etwa bei Schwangerschaften, zur Kindererziehung oder zur Pflege von Angehörigen eine Rolle spielen, die aber nicht näher erfasst werden. Man gehe davon aus, dass sich damit weitere Anteile des Lohnunterschieds erklären lassen.
„Und natürlich werden Frauen auf dem Arbeitsmarkt auch oft diskriminiert und für dieselben Tätigkeiten schlechter bezahlt als Männer“, sagte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch.
Geringer Gender Pay Gap in Ostdeutschland
Nach wie vor ist der unbereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner als in Westdeutschland: In Ostdeutschland lag er 2025 bei fünf Prozent, in Westdeutschland dagegen bei 17 Prozent. Im öffentlichen Dienst liegt er bei vier Prozent, in der Privatwirtschaft bei 17 Prozent.
In sämtlichen Berechnungen sind nach europäischen Statistikvorgaben die Bereiche „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ sowie „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“ ausgenommen. Außerdem werden Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Dies soll eine europaweite Vergleichbarkeit gewährleisten, da die Datenerhebungen in den EU-Mitgliedstaaten unterschiedlich ausgestaltet sind.
