Im Netz kursieren Videos und Posts, in denen scheinbar Frank Thelen Anlagetipps gibt. Dabei handelt es sich aber um Fakes. Alles Betrug! Thelen ist stinksauer – auf Meta.

Genau das! So geht das mit dem passiven Einkommen: Frank Thelen empfiehlt eine Aktie, die jetzt noch 65 Cent das Stück kostet, mit 98 Prozent Wahrscheinlichkeit aber in sieben Tagen schon elf Euro wert ist. Damit kann man allein in einem Monat 50.000 Euro verdienen. Steht da. Auf Instagram. Und sagt Frank Thelen. Der ist Multimillionär. Ganz offenbar kennt der sich mit so etwas aus, Aktien und reich werden.
Nur leider: So geht das eben auch mit der Abzocke durch Fake-Accounts und Deepfake-Videos und Bildern. Denn dieser vermeintliche Account „FrankThelen“ (man beachte das fehlende Leerzeichen zwischen Vor- und Nachnamen) ist natürlich NICHT von dem Techinvestor selbst. Und er empfiehlt auch nicht den Kauf irgendwelcher dubioser Aktien, indem er absurde Gewinnentwicklungen prophezeit. Das Ganze ist ein Scam. Betrug, Beschiss, kann man nennen wie man will. Und es ist nur ein konkreter Fall von vielen solchen Dingen, die derzeit im Netz kursieren.
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„Kriegen das Problem nicht in den Griff“
Der Investor selbst hat Ende der vergangenen Woche öffentlich in seinem Linkedin-Kanal und auf seiner Webseite auf das Problem hingewiesen: In der letzten Zeit seien ihm und seinem Team besonders viele Social-Media-Accounts, Videos oder WhatsApp-Kanäle untergekommen, die Thelens Namen und Bilder unerlaubterweise verwenden. „Fakes“, wie er es nennt. „Und wir kriegen das Problem auch nicht so richtig in den Griff.“
Über die Geschäftsmodelle hinter den Fakes kann man ziemlich leicht spekulieren. Im beschriebenen Fall der vom Fake-Thelen hochgepriesen Aktie dürfte sich dahinter wohl ein sogenannter „Pump-and-Dump-Betrug“ verbergen: Betrüger kaufen sich ungewöhnlich viele Aktien unbekannter und gering bewerteter Unternehmen, „irgendwelche Pennystocks“, wie Thelen sagt. Und dann pushen sie diese Aktien mit ordentlich Werbung dafür. Sie sprechen gezielt Kleinanleger über Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram an. Und zwar oft über Kanäle, die auf den ersten Blick aussehen, als wären sie von Frank Thelen. Oder von Ralf Dümmel. Von Carsten Maschmeyer oder Judith Williams – alle seinen DHDL-Mitjuroren passiere das gerade, sagt Thelen. Auch Namen und Gesichter von Finanz- und Börsenexperten wie Dirk Müller oder Marc Friedrich werden genutzt.
Pump-and-Dump-Betrug
Wenn viele sich überzeugen lassen und ebenfalls Aktien dieses Unternehmens kaufen, steigt die Aktie – „pump“. Die Betrüger verkaufen ihre vielen Anteile dann schnell und mit hohen Gewinnen – „dump“. „Aus Sicht des Betrügers, muss man leider sagen, das ist eine gute Idee“, so Thelen. Der Wert der Aktien fällt also sofort wieder und die Kleinanleger haben allesamt ein ziemlich schlechtes Geschäft gemacht.
In anderen Fällen wird Personal-Finance-Interessierten über Facebook und Instagram Werbung für Fake-Frank-Thelen-Whatsapp-Gruppen ausgespielt. Wer da reinkomme, bekäme exklusive Tipps, Vermögen zu vermehren – Zugangscodes gibt es dann aber nur gegen Cash. Um hundert Euro für einen Monat, beispielsweise.
Extreme Flut solcher Fakes
In den vergangenen Wochen würden sich die Fälle extrem häufen, berichtet Frank Thelen im Gespräch mit Gründerszene. Freunde und Bekannte sprechen ihn direkt darauf an, wenn sie etwas im Netz sehen. Andere wenden sich an sein Team: „Habt ihr schon diesen Fake-Account gesehen…?“ Die Antwort vom Team-Thelen dann meist stets: Ja. „Aber wir können einfach nichts machen“, sagt Thelen.
Es nicht das erste Mal, dass Thelen so etwas passiert: Bereist 2017 machte eine Webseite mit dem Namen BusyNews247 Werbung mit Thelens Gesicht für dubiose Finanzanlagen (Gründerszene berichtete). In einem Fake-Video von damals ging es um Dinge wie „Verdiene Millionen mit Bitcoin“, „Das beste Investment des Jahres“, „Bitcoin ist das Geld der Zukunft“ oder „Wir verdienen sehr viel Geld mit Bitcoin„. Alle diese Sätze wurden Thelen da in einem Video in den Mund gelegt – damals noch ein weitgehend KI-freier Zusammenschnitt von aus dem Zusammenhang gerissenen Aussagen des Investors bei unterschiedlichsten Auftritten. Und auch damals wehrte sich Frank Thelen und machte den Betrug schnell öffentlich.
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Im aktuellen Fall ist für Thelen völlig klar, wer in der Pflicht ist, zu handeln: die Social-Media-Unternehmen auf deren Plattformen die Fake-Accounts auftauchen. Also vornehmlich Meta. Aber Meta mache nichts. Reagiere auf Thelens Anfragen nicht, sperre Fake Accounts nicht. „Wir müssen Meta unter Druck setzen“, findet er.
Zweifelt der Technik-Fan Thelen da vielleicht auch an dem allen, was heute eben möglich ist? Es kursiert auch ein – zugegeben ziemlich schlechtes – Deepfake-Video, in dem ein falscher Frank Thelen Geld-zurück-Garantien bei Aktienverlusten gibt. Mit KI ist so etwas super schnell, easy und quasi umsonst gemacht. Ein Problem? Thelen winkt klar ab: „Das ist kein Deepfake-Problem. Das ist das Problem, dass Meta keinen Bock hat, das zu stoppen, weil sie damit Geld verdienen.“
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Die Lösung wäre seiner Meinung nach einfach: Celebrities wie er und andere müssten mit Meta vereinbaren können, dass ohne ihre explizite Zustimmung neben ihrem offiziellen Account keine weiteren Accounts und Kanäle mit ihrem Namen und Bild eröffnet werden dürfen. Eine WhatsApp-Gruppe mit „Frank Thelen“ im Namen und seinem Foto als Profilbild sollte nicht erstellt werden dürfen, ohne dass der echte Frank Thelen dem zustimmt. So die Idee von Thelen. „Das muss doch technisch möglich sein, Gesichtserkennung ist trivial!“ findet er. Dafür brauche es noch nicht mal echte KI, nur eine simple Gesichtserkennung: „Für sie ist Frank Thelen so einfach wie eine Katze zu erkennen.“ Bisher aber stoße der Tech-Investor bei Meta mit seine Idee auf taube Ohren.
Viele TV-Persönlichkeiten sind betroffen
Wie gesagt ist Thelen nicht der einzige, mit dessen Namen Scammer Schindluder treiben. „Ich habe letzte Woche alle anderen Löwen gefragt und alle sagen: Wir haben es mit Anwälten versucht, es bringt nichts.“ So habe Thelen es bisher gar nicht erst versucht, juristisch gegen den Betrug vorzugehen.
Der TV-Moderator und Mediziner Eckhart von Hirschhausen hingegen konnte einen ersten Erfolg in einem ähnlichen Fall verzeichnen: Auch mit seinem Gesicht wurde unerlaubterweise in zahlreichen auf Facebook ausgestrahlten Deepfake-Videos geworben. In seinem Fall statt für Aktien und Investmentopportunities eher für Abnehmpillen und Gesundheitspräparate. Dafür hat Hirschhausen Meta verklagt – und gewonnen.
Im Interview mit der Zeit erklärt Hirschhausen: „Unser Ziel war es, dass nicht nur ein einzelnes Video gelöscht werden muss, sondern auch alle, die so ähnlich sind. Denn wenn ein Video heruntergenommen wird, taucht es schnell mit geringfügigen Veränderungen wieder auf, zum Beispiel mit einer anderen Überschrift.“ Das Gericht hat beschlossen, dass Meta verpflichtet ist, fortan solche „sinngleichen“ Inhalte zu löschen. „Und, was noch wichtiger ist: Die Betreiber der Plattform müssen selbstständig nach solchen Inhalten suchen und überwachen, dass sie nicht erneut hochgeladen werden“, ergänzt Hirschhausen.
Das heißt allerdings nicht, dass Meta aktiv nach Fake-Accounts und Videos mit neuen und eben nicht „sinngleichen“ Inhalten suchen muss. „Es bleibt weiterhin mein Privatvergnügen, eine Agentur zu bezahlen, die solche Videos aufspürt, und einen Anwalt, um dagegen vorzugehen“, sagt Hirschhausen. „Aber dass die Plattformen jetzt eine aktive Prüfpflicht haben, ist dennoch ein großer Gewinn. Das wird auch anderen Betroffenen in ihrem Kampf gegen die Plattformen helfen.“ Vielleicht auch Frank Thelen und den Löwen.
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