Metzger, Landwirte oder Hoteliers: Immer mehr Unternehmer nutzen Automaten, um ihre Produkte zu verkaufen. Das Geschäft lohnt sich, zeigen Zahlen aus der Branche. Der Einstieg ist unkompliziert für jedermann möglich. WELT nennt die Anforderungen.
Manche Unternehmer träumen von der ganzen Welt, für andere reicht eine kleine Fläche von gerade einmal einem Quadratmeter aus. Und zwar mit einem eigenen Automaten-Geschäft.
Ein Beispiel dafür gibt es im kleinen bayerischen Ort Truchlaching, ein paar Kilometer vom Chiemsee entfernt. Schon lange setzt man dort nicht mehr auf den konventionellen Lebensmittel-Einzelhandel.
Stattdessen verkauft der örtliche Schlachter via Münzeinwurf-Maschine seine Ware. Einige Meter von dem kleinen Gebäude entfernt, in dem die Automaten stehen, gibt es Pommes frites auf Knopfdruck.
Branchen-Experten sprechen, wenn sie diese Geschäftsmodelle meinen, von „Mikromärkten“ – und die liegen nicht nur in Bayern gerade voll im Trend. Denn das Angebot der kleinen Geschäfte, die dank ihrer speziellen Vending-Maschinen ohne Personal auskommen und 24 Stunden geöffnet haben, reicht mittlerweile weit über die Produktpalette gewöhnlicher Snack-Automaten hinaus.
„Es handelt sich um kleine Läden, die das wichtigste Sortiment für den täglichen Bedarf anbieten“, sagt Sonja Klein vom Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft (BDV). In Bayern allein unterhielten nach Zahlen des Verbands 357 Landwirte insgesamt 512 Automaten. „Viele Betriebe starten mit wenigen Automaten und erweitern ihr Angebot, um die steigende Nachfrage zu bedienen“, sagt Klein.
Für Unternehmer lohnt sich das. Auch deshalb schätzt der Verband das Wachstum in der Automatenbranche für das Jahr 2024 auf 18,7 Prozent. „Für viele Betreiber ist Vending eine spannende Ergänzung ihres bestehenden Geschäftsmodells“, heißt es vom BDV.
Für die Unternehmer sei allerdings Geschick gefragt, etwa dabei, die Bedürfnisse ihrer Kunden richtig einzuschätzen. 31 Prozent der von dem Verband befragten Hotels hätten etwa schon passende Snack-Maschinen im Einsatz.
An Tankstellen und E-Auto-Ladeparks zum Beispiel lohne es sich, neben Getränken auch Reiseartikel zu verkaufen. „Automaten sind ein solides, oft skalierbares Geschäftsfeld“, so der BDV.
Besonders kompliziert ist der Einstieg ins Automaten-Geschäft nicht. Rechtlich gesehen, das steht in der Gewerbeordnung des Bundes, darf jeder einen betreiben – es gibt aber bestimmte Anforderungen.
So müssen Automaten, an denen frische Produkte verkauft werden sollen, eine Kühl-Funktion haben. Oder bestimmte Becher-Sensoren für Kaffee-Service aus der Kiste. Per Gesetz müssen Betreiber außerdem das Verkaufsgeschäft anmelden, ihre Lebensmittel richtig etikettieren und regelmäßige Kontrollen organisieren.
Die Geräte kosten mit einfacher Ausstattung meist schon mindestens 4000 Euro. „Wer langfristig erfolgreich sein will, sollte sich im Vorfeld gründlich mit den rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen vertraut machen“, sagt Verbandsvertreterin Klein. „Auch Aspekte wie Versicherungsschutz, Standortverträge und die laufende Betriebsorganisation sollten von Anfang an professionell aufgesetzt werden.“
Was wird in Zukunft gefragt sein? Ideen gibt es viele: Pizza-Automaten, bei denen sich die Bestellung von zu Hause per App aufgeben lässt. Oder Geräte, die mit Mehrwegbehältern funktionieren.
Auch an einem Automaten, der sich per digitaler Kommunikation selbst versorgt, arbeiten die Ingenieure schon. Bisher dauert eine manuelle Neubefüllung noch 20 Minuten.
Felix Seifert ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Innovation. Er schreibt unter anderem über die Themen Karriere, Verbraucher, Mittelstand und Immobilien.