Mehr Wirtschaftsleistung und höhere Steuereinnahmen durch zusätzliche Arbeitstage sei die Theorie hinter der Idee, einen Feiertag zu streichen, erklärt ZDF-Börsenexpertin Haller. 19.03.2025 | 1:51 min
Wie können die geplanten neuen Milliardenschulden im deutschen Haushalt gestemmt werden? Zur Finanzierung der Krisenlasten kamen wiederholt Vorschläge von Wirtschaftsexperten, einen Feiertag abzuschaffen. „Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig“, sagte die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer am Mittwoch dem Magazin „Spiegel“. Und erst Anfang März hatte auch der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, für die Streichung eines Feiertages plädiert.
Doch kann so etwas funktionieren? Was würde es dem Staat einbringen – und welche Schwierigkeiten bringt so ein Plan mit sich? ZDFheute beantwortet die wichtigsten Fragen.
„Je nach Berechnungsmethode, würde das bis zu 8.6 Milliarden Euro pro Jahr bringen“ sagte Valerie Haller aus dem ZDF Finanzteam.19.03.2025 | 1:52 min
Was bringt die Streichung eines Feiertags?
Die Grundidee dahinter: Zusätzliche Arbeitstage erzeugen mehr Wirtschaftsleistung. Wenn an einem Tag statt Freizeit normal gearbeitet wird, steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) leicht an – und damit auch die Steuereinnahmen.
Feiertage wie Fronleichnam fallen immer auf einen Werktag. Das macht sich auch beim Bruttoinlandsprodukt bemerkbar. Doch wie viel kostet ein Feiertag?30.05.2024 | 1:14 min
Auf einen etwas geringeren Wert kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW): Ein zusätzlicher Werktag würde den Berechnungen zufolge etwa acht Milliarden Euro einbringen, schreibt das Institut auf Anfrage von ZDFheute.
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Was macht die Berechnung schwierig?
Die exakten Kosten eines Feiertags lassen sich kaum kalkulieren. Mehrere Faktoren machen die Berechnungen der konkreten Auswirkungen kompliziert – und die Diskussion über das Thema so vielschichtig:
- „Die exakten Berechnungen sind schwierig, weil sie beispielsweise auch von der Kapazitätsauslastung der Unternehmen abhängen. Mit mehr Zeit kann also nicht automatisch mehr produziert werden“, heißt es vom IW.
- Dazu kommt: Je nachdem, wann im Jahr ein Feiertag liegt, kann es unterschiedliche Auswirkungen geben. Je nach Branche und Jahreszeit wird unterschiedlich viel erwirtschaftet. Ein arbeitsfreier Tag im Sommer trifft beispielsweise die Baubranche härter als einer im Winter. Generell dürften zum Jahresende Feiertage „aufgrund von Weihnachtseffekten“ weniger Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, schreibt das Institut für Wirtschaftsforschung.
- Wie Arbeitgeber auf Feiertage reagieren, ist unterschiedlich: Während manche Unternehmen an Feiertagen schließen, wird in anderen gearbeitet und ein Feiertagszuschlag gezahlt. Und viele Branchen tragen nicht direkt zur Wertschöpfung bei, beispielsweise weite Teile des öffentlichen Dienstes. Dort müssten Menschen bei einem Feiertag weniger einfach einen Tag mehr arbeiten – für den selben Lohn.
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Deutschland hat dennoch eine vergleichsweise hohe Produktivität und ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, nach den USA und China. Es rangiert noch vor Japan, das rund 40 Millionen mehr Einwohner hat – wo Arbeitnehmer aber durchschnittlich nur zehn Tage Urlaub im Jahr nehmen.
Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?
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Auf welche Wochentage fallen die Feiertage?
- Neujahrstag (1. Januar): Mittwoch
- Karfreitag (18. April): Freitag
- Ostermontag (21. April): Montag
- Tag der Arbeit (1. Mai): Donnerstag
- Christi Himmelfahrt (29. Mai): Donnerstag
- Pfingstmontag (9. Juni): Montag
- Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober): Freitag
- Erster Weihnachtsfeiertag (25. Dezember): Donnerstag
- Zweiter Weihnachtsfeiertag (26. Dezember): Freitag
- Heilige Drei Könige (6. Januar): Montag (Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt)
- Internationaler Frauentag (8. März): Samstag (Berlin, Mecklenburg-Vorpommern)
- Fronleichnam (19. Juni): Donnerstag (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen (teilweise), Thüringen (teilweise))
- Friedensfest (8. August): Freitag (nur in Augsburg)
- Mariä Himmelfahrt (15. August): Freitag (Bayern (teilweise), Saarland)
- Weltkindertag (20. September): Samstag (Thüringen)
- Reformationstag (31. Oktober): Freitag (Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen)
- Allerheiligen (1. November): Samstag (Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland)
- Buß- und Bettag (19. November): Mittwoch (Sachsen)
Welche Nachteile brächte die Abschaffung eines Feiertags?
Die Abschaffung eines Feiertags hätte neben den erhofften fiskalischen Vorteilen auch gewisse Nachteile und Risiken, insbesondere für Arbeitnehmer: Feiertage dienen der Erholung, Familienzeit und gesellschaftlichem Leben. Fällt einer weg, kann das gerade in ohnehin häufig überlasteten Branchen wie Kitas oder Schulen den Stress noch vergrößern. Dazu würde der Schritt Einnahmeverluste für viele Beschäftigte mit sich bringen, die dann an diesem Tag keine Feiertagszuschläge mehr erhielten, zum Beispiel in Kliniken oder der Pflege.
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Aus Sicht der Bürger ist ein gestrichener Feiertag zunächst ein verlorener freier Tag – die versprochenen Vorteile wie eine Entlastung des Staatshaushalts sind abstrakt und kaum fühlbar. Das kann die Akzeptanz des Vorhabens erschweren.
Dazu kommt: Auch, wenn die Gesamtwirtschaft leicht zulegen mag, verlieren einzelne Wirtschaftsbereiche an Geschäft – ein verlorener Feiertag schadet Branchen, die von Feiertagen profitieren. Insbesondere der Tourismus, Freizeit- und Veranstaltungssektor sowie die Gastronomie erzielen an langen Wochenenden oder Feiertagen oft Spitzenumsätze. Wenn Menschen stattdessen arbeiten müssen, gehen Freizeitkonsum und Inlandstourismus an dem Tag zurück.
Fazit: Aus ökonomischer Sicht würde ein zusätzlicher Arbeitstag also einen gewissen positiven Effekt auf BIP und Steuereinnahmen haben. Ein solcher Schritt würde aber keinen Durchbruch für die öffentlichen Finanzen bedeuten und wäre mit manchen Nachteilen verbunden.
Quelle: dpa