Facebook ist tot! Aber neueste Zahlen belegen, die Plattform ist lebendiger denn je. Trotzdem läuten im Social Media Marketing immer mal wieder die Abgesänge auf Facebook. Warum eigentlich ist Facebook immer ein wenig bei der Kampagnen-Planung im Hintertreffen im Vergleich zu Instagram oder TikTok?
Ja, die Video-Features sind nicht gerade überzeugend und die Zielgruppen mögen vielleicht etwas älter sein. Wobei, das sollte doch relativ sein, nicht wahr? Beeindruckender hingegen ist die hohe Interaktionsrate der User*innen auf Facebook. Also genau der richtige Ort für Social Media Manager*innen, die auf der Suche nach hochwertigen Social Signals sind.
Lange vermisst, endlich wieder zurück. Unsere Wins und Fails! Was hat uns auf Social Media geschmeckt und was war nicht so bekömmlich? Mit dabei: ein Trip zum Big Apple, Marken, die Haltung zeigen und skurrile YouTube-Channels.
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Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 62 – Facebook Zahlen, Daten, Fakten
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 62 – Facebook Zahlen, Daten, Fakten
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu einer neuen Folge Feed & Fudder mit Alex und mir, der Niki. Hallo Alex. Na, Mittagszeit, Hunger? Total, bei mir geht es auch, wobei ich finde, wir sollten das Food-Thema wieder mehr beleuchten. Wir vernachlässigen das total. Aber vielleicht machen wir mal eine Folge nur über Food-Accounts.
Alexander
Hallo, herzlich willkommen. Oh, es geht bei mir, ich bin dort eigentlich richtig gut drauf – neue Podcast-Folge. Ja, dann kann ich ja kurz erzählen: Ich war gestern einkaufen, ich war neugierig, ob es dann noch Dubai-Schokolade gibt, und ich habe keine gefunden. Also der Trend – wir haben ja auch eine Folge dazu – ist irgendwie wirklich rum.
Nicola
Hat aber auch lange gedauert. Tatsächlich können wir offiziell sagen: Dubai-Schokolade ist vorbei. Das ist doch mal gut. Was übrigens nicht vorbei ist – und ich bin mal mega gespannt – ist das Thema Taylor Swift und wie verrückt das schon wieder alles ist. Jetzt hat sie ja announced, dass sie verlobt ist. Also es bleibt spannend. Ich habe mir eine Taylor-Swift-Kassette bestellt, die ist noch nicht angekommen. Und zwar aus dem Grund, dass ich noch Kassettenrekorder habe, Punkt 1. Ja, könnt ihr euch auch mal fragen: Habt ihr noch einen Kassettenrekorder? Ich habe noch einen. Und Punkt 2: Ich bin überhaupt kein Swifty-Fan und die Musik finde ich auch so semi, aber ich habe das Gefühl, es könnte eine gute Geldanlage sein.
Alexander
Dafür, dass du keinen Fan bist, würde ich mal sagen, es ist in unserem Podcast die am häufigsten erwähnte Person.
Nicola
Ja, schau, was für einen Einfluss die sogar auf uns hat. Aber was soll man sagen? Es muss eine clevere Überleitung geben zwischen Kassette und Facebook. Vielleicht beides – Facebook ist vielleicht die Kassette des Social Media Marketings, ne?
Alexander
Das hast du wirklich sehr cool hingekommen. Und Facebook wird ja eigentlich permanent für tot erklärt.
Nicola
Genau, und deswegen – so wie die Kassette. Und die habe ich immer noch. Ich habe immer noch Kassettendecks. Und auch immer noch, ne? Und eben Taylor Swift mit einer neuen Kassette. Und so ist Facebook. Facebook ist die Kassette, weil uralt, gefühlt. Ich meine, ich bin seit 2007 auf Facebook – wirklich Oma, damals studiert, Studium, Uni Mannheim, wir kennen uns daher. Und jetzt stehen wir 2025 da und sagen: Facebook lebt. Und warum machen wir eine ganze Folge über Facebook in diesem Jahr? Einfach, weil die Zahlen spannend sind. Und damit würde ich mal einsteigen. Soll ich dir mal so einen kurzen Überblick geben über die aktuelle Lage der Facebook-Welt?
Alexander
Ja, gerne.
Nicola
Also, es gab ganz aktuell den Transparency Report von Meta. Hintergrund: Die EU hat das auferlegt, dass die Social-Plattformen mehr Transparenz walten lassen müssen, und seitdem gibt es diesen Report. Und da kann man mal reinschauen. Facebook kommt aktuell auf 263,6 Millionen Monthly Active User in der EU – also 263 Millionen in der EU, so mal als eine Zahl – vor Instagram mit 281 Millionen. Monthly Active User sind ja die wichtigere Zahl, weil die reinen Follower helfen uns nicht. Sondern wer sich regelmäßig einloggt, wer regelmäßig etwas tut.
Weltweit sind es angeblich immer noch über 3 Milliarden aktive Nutzer – vor Instagram mit 2 Milliarden, vor TikTok mit 1,9 Milliarden. Also schon beeindruckend, dass Facebook immer noch bei den aktiven Usern vor Instagram liegt – also im Hause Meta vor Instagram – obwohl Instagram wächst. Instagram wächst laut diesem Transparency Report mit 6,17 %, und das ist rund zehnmal mehr als Facebook. Facebook wächst jetzt nicht mehr so, klar, nicht überraschend, aber es sind noch aktive User da und es ist immer noch die Nummer 1. Verrückt.
Alexander
Ich habe auch Zahlen mitgebracht. Und zwar, wir haben jetzt ja schon voll offen – es ist ja auch gerade neben Taylor Swift das Überthema: Geo, Gen AI, Search Optimizing. Es gibt von Semrush eine Studie aus dem Juni: Wo bekommt die KI ihre Fakten her? Und wir wollen ja alle gerade in den KI-Antworten auftauchen. Es gibt ja auch schon den Slogan: Wenn du in der KI nicht auftauchst, dann findest du nicht statt. Sag mal dahingestellt.
Aber da ist Facebook auf dem sechsten Platz bei den Antworten in LLMs – hinter Reddit, Wikipedia, YouTube, Google und Yelp. Aber es ist weit vor Instagram, das ist eher so in der Mitte, und auf den hinteren Plätzen liegt LinkedIn. Was ich hier interessant finde: Eigentlich ist YouTube die erste echte Social-Media-Plattform. Gut, Reddit ist Social Media, aber Wikipedia ist keine Social-Media-Plattform. YouTube hatten wir ja auch mal in einer Folge dazu – da ist immer die Frage, Definitionssache: Ist YouTube ein soziales Netzwerk?
Und Google ist sicher kein Social-Netzwerk. Ich finde es echt interessant, wie hoch Facebook da eingestuft wird. Ich muss aber auch sagen, es gibt ziemlich viele solcher Geo-Studien. Jetzt gibt es auch Studien, da ist dann LinkedIn weiter oben. Aber ich glaube, das Semrush ist doch ein…
Nicola
Valide, valide. Also ich würde sagen, Rush ist auch eher als valide einzustufen. Spannend natürlich in der Hinsicht, dass auch in Deutschland – also innerhalb der EU – wir bei 263 Millionen aktiven Usern im Monat liegen. Und wenn man das auf die Länder runterbricht, kommen wir in Deutschland – was nur Facebook betrifft – auf fast 33 Millionen aktive User. Das ist Platz zwei hinter Frankreich. Frankreich hat mit 43 Millionen noch mehr aktive User. Da muss ich sagen, das finde ich immer erstaunlich. So irrelevant ist Facebook dann doch nicht. Es ist vielleicht die Zielgruppe – man sagt, da sind nur noch Alte drauf. Aber im Schnitt – und jetzt halte ich fest – sind die Leute 33 Jahre alt. Allzu jung. Das ist eine Frage der Perspektive.
Alexander
Das ist ja auch die Folge, die wir mal hatten.
Nicola
Ja. Weißt du, was ich meine? Hätten wir die Folge vor zehn Jahren aufgenommen – ja, okay, Alter. Jetzt: wie jung? 33. Aber das finde ich durchaus spannend. Klar, die 16- bis 19-Jährigen – die sinken. 2017 waren fast 70 % der Facebook-User zwischen 16 und 19. Heute sind es immerhin noch 36 %. Also es ist nicht völlig irrelevant. Auf jeden Fall, ja.
Alexander
Ich weiß nicht – der Mensch ist ja auch so ein Gewohnheitstier. Facebook war ja dann das erste echte Netzwerk. Es gab davor noch StudiVZ in Deutschland, aber Facebook war das erste, das wirklich die ganze Breite erfasst hat. Und ich glaube, Facebook hat auch viele treue Anhänger, die seit jeher dabei sind.
Da habe ich jetzt keine Zahlen, das ist einfach nur ein Bauchgefühl – aber Facebook hat eine hohe Community, die sehr interaktionsbereit ist, die nicht nur passiv konsumiert, sondern tatsächlich viele Comments hinterlässt. Und da sind wir auch wieder beim Thema, das aktuell wichtiger denn je ist, gerade für diese Geo, aber auch für die SEO: Social Signals.
Schaffst du mit deiner Marke, deinem Unternehmen oder was auch immer, Social Signals zu erzeugen? Denn Social Signals werden in letzter Zeit, gerade durch diese KI-Suchen, immer wichtiger als Ranking-Faktor. Und deswegen wundert es mich auch nicht, dass Facebook von Semrush so hoch eingestuft wird – weil Facebook produziert sehr viele Social Signals.
Nicola
Was ich da vielleicht ergänzen kann – und das ist kein Bauchgefühl – Meta hat ja das Monetarisierungsprogramm vor allem für Publisher auf Facebook geändert. Generell ist ja diese ganze Monetarisierungsproblematik oder die Monetarisierungsmöglichkeiten auf Meta überschaubar, wenn es darum geht, direkt auf der Plattform Geld zu verdienen. Und da ist Facebook immer noch die wichtigste Plattform, weil dieses Monetarisierungsprogramm eigentlich nur auf Facebook in der Form stattfindet. Die ganze Zeit war es so, dass das auf Video-Watchtime ausgelegt war – also du bekommst Geld, wenn entsprechend Watchtime generiert wurde.
Das haben die jetzt umgestellt, und das finde ich wirklich spannend, gerade für Publisher: Nicht nur Videos, sondern jeder Content – also auch Grafikposts und so weiter – der Engagement erzeugt, bekommt einen finanziellen Ausgleich. Jetzt bin ich da vielleicht Porsche-Nerd, aber durch die Bank weg hat es bei vielen Publishern – und da rede ich jetzt von Kicker, Bild, Sport1 und so weiter, gerade Sportpublisher, da weiß ich es natürlich – für sehr erfreuliche Minen gesorgt. Zum einen, weil die Auszahlung sehr viel besser geworden ist – also wirklich sehr viel besser. Und zweitens, dadurch, dass nach Engagement bezahlt wird, scheint ja Engagement da zu sein. Also es ist genug Engagement da, und das finde ich voll interessant.
Nicola
Also das ist jetzt sehr nischig, dieses Monetarisierungsprogramm, aber es gibt es eigentlich nur für Facebook.
Alexander
Jetzt bist du auch gerade durch deinen Job im Sport recht nah dran. Was würdest du sagen: Warum taucht bei Kampagnen-Empfehlungen oder wenn man sich Social-Media-Gurus anschaut, immer wieder die Aussage auf, man müsse Videocontent machen – also sprich, man solle auf Instagram und TikTok sein, die ja die videozentriertesten Plattformen da draußen sind? Warum wird da Facebook so vernachlässigt, obwohl es doch so ein hohes Engagement hat und immer noch eine hohe Reichweite?
Nicola
Also ja, Facebook selber hat ja über viele Jahre das Thema Video Watch – Facebook Watch als stehenden Begriff – gepusht und wollte das auch. Es ist nur so, dass der Player halt schlecht ist. Also es ist kein besonders guter Player. Und Facebook ist nicht originär aus dem Videobereich. Man merkt, Instagram ist mit den Reels und der TikTok-Annäherung viel näher am Videobereich als Facebook, wo die Nutzung per se einfach anders ist.
Und ich glaube, das ist vielleicht das, was ihr als Social Media Manager nochmal echt anschauen solltet: Welcher Content funktioniert auf welcher Plattform? Zum Beispiel bei Facebook habe ich immer den Eindruck, dass zwar auch Videos geguckt werden – das ist nicht der Punkt – aber dass teilweise viel mehr auch Linkposts funktionieren.
Also wirklich Inhalte und sehr viele Special-Interest-Geschichten. Das kann auch ein Grafikpost sein, der viel Engagement erzeugt – ein Meme oder auch ein Thema. Und ich finde, das ist der Unterschied. Die Plattform selber hat zwar auch die Reels integriert, aber du merkst halt, die Struktur ist eine komplett andere als bei Instagram. Und sie ist, man muss sagen, immer noch eher desktop-orientiert.
Alexander
Und du hast gerade gesagt: Special Interest bei Facebook. Das ist natürlich als Marke sehr schwer, da reinzukommen, weil die Leute drin keine Werbung sehen wollen. Aber Facebook hat eine sehr hohe Community und bietet Features, die auf anderen Plattformen fehlen. Gut, LinkedIn hat es noch – aber auf Facebook wird die Gruppenfunktion extrem hoch genutzt.
Nicola
Auf jeden Fall. Also ich glaube, von allen Social-Plattformen, die es gibt, würde ich behaupten, ist Facebook die, die die Gruppenfunktion am besten benutzt – ja überhaupt etabliert hat – und wo sie auch am besten funktioniert. Die Gruppen haben auch recht hohe Reichweiten. Zum Beispiel bei LinkedIn gibt es zwar Gruppen, aber LinkedIn featuret sie nicht. Das heißt, die Gruppen auf LinkedIn bieten gar nicht so viel Reichweite und Sichtbarkeit.
Neue Follower zu finden ist dort gar nicht so einfach. Und ich finde, es ist super nischig, weil zu den Gruppen gibt es irgendwie keine richtigen Zahlen. Wir können nicht wirklich sagen, wie viel Engagement solche Gruppen erzeugen. Aber es ist schon echt ein Ding. Gerade in Special-Interest-Geschichten – im Tourismusbereich habe ich das oft gesehen – wenn es um Destinationsmarketing geht, ist es unfassbar, wie emotional die Leute täglich in solchen Destinationsgruppen sind.
Sie sagen: „Ja, da war ich auch schon“, und schicken aktuelle Bilder vom Berg, fragen nach dem Wetter. Also diese Sehnsucht nach dem Ort und der Austausch – das darf man echt nicht unterschätzen. Es ist wirklich noch ein Ding.
Alexander
Und ich kenne da die Gruppe, die ist witzig, die schafft nämlich auch Reichweite außerhalb von Facebook. Ich komme aus meiner Heimatstadt, das ist Friedrichshafen am Bodensee. Und da gibt es auf Facebook eine Gruppe, die heißt „Friedrichshafen damals, heute“. Da werden alte Bilder von Friedrichshafen gepostet – also wirklich historische, von den Gründungstagen, aus der Kaiserzeit, keine Ahnung. Mittlerweile sind da so viele Leute drin. Und bei manchen historischen Bildern erzeugt das so eine Reichweite auf Facebook, dass sogar die Lokalpresse schon häufiger über diese Gruppe berichtet hat.
Nicola
Ja, war spannend. Und das siehst du: Ich glaube, gerade im lokalen Bereich, aber auch im touristischen oder in sehr speziellen Interessenfeldern, wo du wirklich regelmäßig dieselben Leute treffen willst, haben diese Gruppen eine enorme Bedeutung. Mir fällt noch was ein – wenn wir Reddit mit reinnehmen, stimmt meine Aussage natürlich nicht, weil Reddit ist natürlich mega Community- und Gruppen-orientiert. Aber die Reddit-Logik funktioniert auch in diesen Gruppen bei Facebook – also Gemeinsamkeiten in einem geschützten Areal schaffen. Und ich finde, dafür ist Facebook immer noch voll spannend.
Wir haben halt aber nicht offiziell viele Zahlen. Facebook selbst, also Meta, featuret Facebook auch nicht mehr so. Das muss man ehrlich sagen. Es gibt kaum noch Feature-Updates. Die Plattform ist, glaube ich, einfach ausgelöst – ausgefeatured. Nein, die ist einfach fertig. Da wird nicht mehr viel investiert, habe ich das Gefühl, von Meta-Seite. Deswegen ist Facebook nicht mehr oft in den Nachrichten, es läuft einfach weiter. Instagram ist da viel wertvoller, weil Meta sieht, dass Instagram wächst, dass dort eine jüngere Zielgruppe aktiv ist. Für Publisher und vor allem für Medienmarken ist Instagram vielleicht relevanter und spannender – und natürlich pusht man das dann auch mehr.
Alexander
Da sagst du eine witzige Sache – da bin ich irgendwie ganz froh bei Facebook, weil es quasi ausmaximiert ist, dass nichts Neues mehr kommt. Ich finde nichts Schlimmeres als bei Instagram. Erinnerst du dich noch an unser Daumengedächtnis? Bei Instagram ist das so schlimm – jedes neue Feature verändert die Buttons, wo sie sind. Dann bin ich das so gewohnt, der war mal da und jetzt ist er da. Das passiert bei Facebook zum Glück nicht mehr.
Nicola
Ja, genau. Das kann auch ein Vorteil sein. LinkedIn lebt ja auch ein bisschen davon, dass sie nicht so viel verändern. Das ist vielleicht gerade für die ältere Zielgruppe ein Vorteil. Jetzt ist 33 im Schnitt nicht uralt – aber es muss gar kein Nachteil sein. Wie gesagt, Facebook ist halt die Oma oder der Opa unter den Plattformen. Ich finde es aber durchaus wichtig, sich das aktuell mal wieder anzuschauen.
Und wenn ihr lange nicht mehr auf Facebook wart: Geht mal rein und guckt, wer sich da noch tummelt. Ich war letztens echt überrascht – ich bin ja privat auch nicht mehr so oft auf Facebook, muss ich ehrlicherweise sagen. Aber wer mir da nochmal geschrieben hat in Direktnachrichten, im Facebook Messenger Chat – da kann man ja immer sehen, wer grün ist. Und da wunderst du dich manchmal echt, was für Menschen da wohl noch aktiv sind. Also ja, lohnt sich mal reinzugucken.
Alexander
Ja, ich finde auch – wie gesagt, man sollte, wenn man neue Kampagnen aufsetzt, nicht davon ausgehen, dass Facebook tot ist. Das ist es nicht. Es haben sich nur die Strukturen der Nutzerschaft etwas verändert. Und ich glaube, für lokale Kampagnen – gerade durch Gruppen – aber auch, wenn ich auf die Lokalpresse schaue: Die Lokalmedien bei mir im Bodenseeraum oder auch hier im Raum Mannheim sind da sehr fleißig am Posten, und die Beiträge werden auch sehr viel kommentiert.
Ich glaube, für lokale Storys und Kampagnen ist das extrem wertvoll. Und weil da doch so viele Nutzer sind, lohnt sich auch Local Ads zu schalten. Ich kann da aus dem Nähkästchen plaudern. Ich habe vor Corona für eine Fitnessstudio-Kette gearbeitet, wir haben Ads auf den unterschiedlichsten Plattformen geschaltet – und wir waren eine sehr lokale Kette im Bodenseeraum. Die meisten Probetrainings konnten wir tatsächlich über Facebook-Ads konvertieren.
Nicola
Ja, also wäre auch spannend, wenn ihr im Ads-Bereich unterwegs seid, ob sich da etwas verändert oder verschoben hat. Ich glaube auch, die Klickfreudigkeit – einfach weil die Features besser sind als bei Instagram. Du hast mehr Möglichkeiten zu klicken, und das Engagement ist nicht so schlecht auf Facebook, gerade für klickfreudige Inhalte. Das sollte man nicht vergessen und sich nochmal anschauen, ob es für das Thema und die Zielgruppe passt.
Deswegen: Facebook ist aus meiner Sicht nicht tot. Und ich finde es schön, dass wir das Thema mal wieder ein bisschen in den Vordergrund rücken. Aber wir haben eine Sache vernachlässigt – neben Facebook – und zwar unsere Kategorie: die Wins und Fails. Was hat uns geschmeckt und was hat uns wirklich gar nicht geschmeckt in dieser Woche? Ich würde das gerne mal wieder beleben. Was war denn dein Schmankerl der Woche – oder auch nicht Schmankerl der Woche?
Alexander
Ja, absolut. Ich finde es cool, dass wir sie so beleben. Ich habe einen Win-und-einen-Fail. Ich habe so eine Liste gefunden über die schrägsten YouTube-Kanäle, die am meisten Umsatz generieren. Und da gibt es einen Kanal, der beschäftigt sich mit Videos, in denen gezeigt wird, wie man Hautpickel ausdrückt.
Der macht einen monatlichen Umsatz zwischen 41.000 und 115.000 Dollar über AdSense und hat 6 Milliarden Total Views. Und da sage ich mal: Win für den, der diesen Kanal betreibt, und Fail für alle anderen. Wie kommt man auf die Idee, sowas zu suchen? Aber gibt es auch noch einen anderen? Gibt es zum Beispiel einen, der… Nein?
Nicola
Ganz kurz, ganz kurz – eklige Sachen. Ich habe gerade überlegt, wie kriegen wir den Food-Content rein. Das ist dann wie in Wien, kennst du das in Wien, die Eitrige? Weißt du, was das ist? Das ist der Käsekrainer, die Käsekrainer. Heißen in Wien die Eitrige. Das heißt also, manchen schmeckt’s, manchen wirklich nicht. Ich finde es einfach eklig. Okay.
Alexander
Da war zum Beispiel noch einer, den fand ich ganz cool. Der macht Consulting für Solarsachen, B2B, hat gerade mal 50 Videos, unter 1000 Subscribers, aber hat ein jährliches Revenue von 500.000 Dollar. Es ist irgendwie lustig, wie solche YouTube-Kanäle echt Gewinne machen. Einfach mal so voll in die Nische gehen.
Nicola
Ja, aber das zeigt es ja auch wieder: Das zu checken, was die Leute triggert. Und in dem Fall ist es Unterhaltung. Es ist nicht politisch, es ist nicht irgendwie verachtend, sondern es ist unterhaltend. Und ja, mit diesen Pickeln – das ist tatsächlich ein Ding. Es ist krass, aber sehr speziell. Ich finde es irgendwie eklig, aber naja, das ist für mich die Eitrecke quasi. Aber ich habe auch noch ein paar positive Schmankerl, die mir echt gut geschmeckt haben. Auch da: polarisieren in gewisser Weise. Und zwar auf Instagram ein Account, dem ich schon länger folge, der heißt Hausplan B. Und es ist die Cindy Adriana Speich. Die baut ihr Haus um.
Und im Laufe dieses Do-it-yourself-Umbau-Contents kamen natürlich sehr viele Kommentare, vor allem von gewissen Männern, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht haben, ständig zu kommentieren, was für einen Pfusch sie macht, dass ihr Mann das machen soll und wie hässlich oder fett sie sei – also die ganze Bandbreite. Und sie hat den Content einfach umgedreht und den Kommentar als Vordergrund genommen und auf Basis dessen ein sehr satirisches Video zum Thema gemacht, dass sie jetzt die Terrasse neu gestaltet.
Es ist wirklich unterhaltsam und unterm Strich würde ich sagen: gut. Sie hat viel Reichweite bekommen, es ist lustig, und es gibt ein aktuelles Werbevideo in Kooperation mit Hornbach. Ich finde es super, dass Hornbach sagt: Das passt voll zu uns, das ist lustig, vielleicht auch ein bisschen spitz. Und es ist so witzig, dieses Video. Ganz ehrlich, da hat die Kooperation richtig gut funktioniert. Ein gutes Beispiel, wie man mutig ist, sich aber nicht verkauft und wie es einfach zusammenpasst.
Alexander
Ich finde, das hatten wir schon ein paar Mal – ich finde es immer cool, wenn Marken genau sowas machen.
Nicola
Ja, auch mutig sind zu sagen: Ja, das ist ein polarisierendes Thema, aber es passt zu uns und wir supporten das. Deswegen fand ich das ein richtig gutes Beispiel – mutig, das Creator zu unterstützen.
Alexander
Können wir ja einen kleinen Seitenhieb raushauen – hatten wir auch in der Folge. Liebes Jaguar Marketing Team, ruft doch einfach mal bei Hornbach an.
Nicola
Ja, hat man lang nichts mehr gehört, gell? Hat man lang nichts mehr gehört. Zweiter Punkt – gut und schlecht. Und zwar: Wir begeben uns kulinarisch nach New York und es geht um Bagels und um einen frischen Kaffee auf der Fifth Avenue mit Annalena Baerbock.
Alexander
Das Video habe ich auch gesehen. Ich muss sagen, ich finde es super sympathisch und ich kann den Shitstorm, den sie jetzt abbekommt, absolut nicht verstehen. Wahrscheinlich halt auch, weil sie eine Frau ist. Aber ich finde es eigentlich gut, wenn Politiker sich auch menschlich zeigen. Sonst wird Politikern doch immer vorgeworfen, sie reden abstrakt von der Kanzel herunter, sind nicht volksnah. Aber wenn sich jemand wie ein normaler Mensch zeigt – so wie du und ich, und das sind sie ja auch – sollen Politiker jetzt einfach abgehobene Leute sein?
Es ist doch besser, wenn sie auch mal einen Einblick geben in ihr normales Leben. Als UN-Diplomatin ist „normales Leben“ natürlich in Anführungszeichen eine sehr hohe Position. Aber ich finde das Video sehr menschlich, wenn sie sich einfach freut, in New York zu sein.Das bringt sie rüber. Und einfach diese Freude ist auf Social Media etwas Schönes. Deswegen kann ich diesen Shitstorm da voll nicht verstehen.
Nicola
Auf jeden Fall hat dieses Video, das ein bisschen an die Anfangsszene von Sex and the City angelehnt ist, für Gesprächsstoff gesorgt. Und wie du sagst: Ich finde, es ist wahnsinnig positiv und macht Lust auf Politik. Da dachte ich mir auch ganz ehrlich – ging mir zumindest so – da überlegt man sich selbst: Politik machen mit so viel Engagement, Spaß und Leidenschaft? Vielleicht hätte ich da auch Bock drauf. Und ich glaube, darum geht es ja auch.
Sie will den Fokus nach New York versetzen, wo ihre neue Position und Aufgabe liegt. Und deswegen finde ich das extrem positiv, dass sie das so mit Elan angeht. Und ja, ich glaube, egal was sie machen würde, sie würde Hate bekommen. Es wäre völlig egal. Aber ich fand auch – mir hat es geschmeckt, vielen anderen wohl nicht. Aber es hat für Gesprächsstoff gesorgt und den Fokus nach New York verlagert. Und nicht zu Trump, sondern zu Annalena Baerbock, die sich einen Bagel und einen Kaffee holt.
Alexander
Jetzt fehlen eigentlich nur noch unsere Zimtschnecken.
Natürlich, Alexander. Hier ist der letzte Abschnitt in der gewünschten Form: Die Sprecher:innen wechseln sich ab, und ihre jeweiligen Beiträge sind als zusammenhängende Absätze formuliert – ohne Fettung, ohne Markups, bereit zum Kopieren:
Nicola
Ja, vielleicht holt sie sich bei der nächsten Folge so einen neuen Trend aus New York, so ein Trendgebäck. Aber ich finde, ganz ehrlich, es wird gerade Politikern immer vorgeworfen, sie seien zu steif und keine Ahnung was. Und ich finde, gerade aktuell ist es gut, wenn jemand Lust auf Politik macht und Lust auf ein schwieriges Amt. Ich bin gespannt, was folgt. Wenn wir ehrlich sind, die Produktionskosten von diesem Video waren wahrscheinlich relativ gering. Es sah aus, als wäre das mit dem Handy aufgenommen worden, relativ simpel geschnitten. Also man kann jetzt auch nicht vorwerfen, dass da groß Gelder verschwendet wurden.
Alexander
Den Vorwurf fand ich – sorry für die Wortwahl – einfach sowas von bescheuert. Wie kommt man auf die Idee, bei sowas von Steuergeldverschwendung zu sprechen? Wie du sagst, es war ein Reel mit dem Smartphone aufgenommen und dann wahrscheinlich durch ein Instagram- oder TikTok-Schneideprogramm gejagt und fertig.
Nicola
Ja, im Zweifel sogar direkt auf dem Smartphone gemacht. Weißt du, das dachte ich mir auch – wie viele Videos sehe ich im Privatbereich nach jeder Familienfeier? Die Idee stand im Vordergrund, sie haben es irgendwie witzig umgesetzt. Der Vorwurf war echt ein bisschen übertrieben, aber das war so aus der Kategorie: Was hat uns geschmeckt und was nicht. Und ja, ich finde es gut, mal ein paar positive, lebensbejahende, berufsbejahende Inhalte zu sehen. Das ist ja momentan nicht immer so einfach.
Alexander
Da können wir ja zum Abschluss noch einen kleinen Fun-Fact von uns erzählen. Diese Wins und Fails – wir haben festgestellt, wir beschäftigen uns ja auch mit dem Thema Social Signals und Geo. Die KI scheint diese Wins und Fails zu mögen.
Nicola
Wusste ich gar nicht. Danke, dass du mich da jetzt aufgeklärt hast. Siehst du, hast du mir auch nochmal eine neue Information gebracht. Unabhängig davon ist es einfach mal nett, darüber zu reden, was gerade im Netz so abgeht – es ist ja auch schnelllebig. Sei mal ehrlich, in zwei Wochen weiß keiner mehr, was Annalena Baerbock in New York gemacht hat. Also hey.
Alexander
Aber weißt du, wer in zwei Wochen sicher immer noch ein Trend sein wird?
Nicola
Jetzt hau raus.
Alexander
Taylor Swift.
Nicola
100 Prozent, irgendwann heiratet die ja auch noch. Also ich sage es dir, das ist das Phänomen unseres Jahrzehnts. Es ist einfach ein Superstar, das muss man sagen. Und ich bin kein Fan, aber es beeindruckt mich schon. Ja, diese ganze Maschinerie ist schon beeindruckend und da kann man nur den Hut ziehen. Gut gemacht.
Alexander
Da hatte ich eigentlich auch noch einen Win. Ich fand das mega lustig – als diese Ankündigung der Verlobung war, habe ich den Tweet gesehen: „Hey Marken, wenn ihr irgendwas Schlechtes zu veröffentlichen habt, macht es heute, weil heute wird es niemand mitbekommen.“
Nicola
Absolut, das sollte man sich merken. Ja, ja, das ist ein guter Tipp.
Alexander
Also wenn ihr mal so richtige Bad News habt – was weiß ich, schlechte Quartalszahlen…
Nicola
Wartet auf Release.
Alexander
Genau. Gerade wenn ihr ein Aktienunternehmen seid oder es nicht so gut läuft oder irgendeinen CEO gefeuert habt oder so – siehe Nestlé – dann wartet, bis die Hochzeit ist, und an dem Tag haut’s raus.
Nicola
Absolut, das ist, glaube ich, der Tipp der Woche. In dem Sinne wünsche ich dir eine gute Woche. Wir hören uns. Ciao.
Alexander
Macht’s gut.