Derzeit kursieren betrügerische Schreiben, in denen angeblich im Namen der EOS Deutscher Inkasso-Dienst GmbHoffene Forderungen der Amazon Deutschland S.à r.l., Luxemburg geltend gemacht werden. Auch ich habe ein solches Schreiben erhalten – samt „Rechnung“, einer dreitägigen Frist und einer ausländischen Bankverbindung.
Die E-Mails oder PDF-Briefe wirken auf den ersten Blick täuschend echt: Mit Logos, formeller Sprache und konkreten Rechtsbezügen (Zwangsvollstreckung, §§ 829, 850c ZPO, SCHUFA). Der Aufbau ist professionell, die Druckoptik erinnert an echte Inkassopost. Doch bei genauem Hinsehen entlarvt sich das Schreiben als Fälschung.
Ein eindeutiges Warnsignal: Die Zahlung soll an eine italienische IBAN erfolgen:
IBAN: IT84Y0760115900001071253551
BIC: BPPIITRRXXX
Zahlungsempfänger: EOS Inkasso Europa
In Deutschland tätige Inkassounternehmen fordern üblicherweise auf ein deutsches Konto zur Zahlung auf. Eine solche IBAN aus Italien ist völlig untypisch – insbesondere, wenn angeblich im Auftrag von Amazon Deutschland gehandelt wird.
Zudem wurde die Mail in meinem Fall nicht an meine bei Amazon hinterlegte E-Mail-Adresse, sondern an die allgemeine Adresse meiner Kanzlei gesendet – ein weiterer Hinweis auf den wahllosen Massenversand.
Woran erkennt man den Betrug?
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Die angeblich beigefügte „vollstreckbare Ausfertigung“ fehlt.
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Der Ton ist ungewöhnlich scharf für eine erste Kontaktaufnahme – mit Androhung von Kontopfändung, Negativmerkmalen und Arbeitgeberüberprüfung.
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Es wird mit unnötigem Zeitdruck gearbeitet („Frist: 3 Werktage“).
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Die Angabe einer ausländischen IBAN (hier: Italien) ist für deutsche Forderungen unüblich.
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Rechtschreibung und Zeichensetzung wirken bei genauerem Hinsehen nicht professionell.
Was sollten Sie tun, wenn Sie ein solches Schreiben erhalten?
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Nicht zahlen. Überweisen Sie auf keinen Fall Geld – insbesondere nicht auf ausländische Konten.
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Keine Antwort senden. Reagieren Sie nicht auf die Kontaktaufnahme, auch nicht per Mail.
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Amazon-Konto prüfen. Loggen Sie sich direkt bei Amazon ein und prüfen Sie, ob dort offene Rechnungen vermerkt sind.
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Absenderdaten prüfen. Wurde das Schreiben an eine Adresse gesendet, die bei Amazon gar nicht hinterlegt ist? Das ist ein starkes Indiz für einen Betrugsversuch.
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Rechtsrat einholen. Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich gerne an mich für eine Prüfung – insbesondere, wenn es wie ein offizielles Dokument aussieht.
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Anzeige erstatten. Sie können den Betrugsversuch bei der Online-Wache Ihres Bundeslands melden.
Fazit
Der Betrugsversuch ist professionell gestaltet, aber mit wachem Blick gut zu durchschauen. Besonders auffällig: die italienische IBAN und der fehlende Bezug zu Ihrer echten Amazon-Korrespondenz. Wenn Sie betroffen sind, handeln Sie ruhig und besonnen – und kontaktieren Sie mich gerne bei Fragen. Ich unterstütze Sie gerne.