Ein Viertel Prozentpunkt runter beim Leitzins: EZB in Frankfurt
Quelle: ddp
Niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum, weil Kredite tendenziell günstiger werden. Für Sparerinnen und Sparer hingegen ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für Gelder, die sie bei der EZB parken, senken sie meist die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft. Die Tagesgeldzinsen in Deutschland sind seit Frühjahr vergangenen Jahres kontinuierlich gesunken.
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Geldpolitik weniger streng
Volkswirte erwarten, dass die EZB den Einlagenzins bis Sommer noch etwas weiter heruntersetzen wird. Denn Handelskonflikte mit den USA könnten die Wirtschaft im Euroraum zusätzlich unter Druck setzen. Für weitere Zinssenkungen spricht auch, dass die Notenbank die Zielmarke von 2,0 Prozent Inflation mittelfristig in greifbarer Nähe sieht.
Dieser Wert gilt als weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten ebenso wie zu stark steigende Preise als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Für den Euroraum rechnet die EZB fürs laufende Jahr mit einer Inflationsrate von 2,3 Prozent, im Dezember hatte die Notenbank noch 2,1 Prozent vorhergesagt. Damit ginge die Teuerung langsamer zurück als zuletzt erwartet.
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Maue Konjunkturaussichten
Auch bei den Konjunkturaussichten ist die Prognose der EZB durchwachsen – auch wegen der drohenden US-Strafzölle: Fürs laufende Jahr geht sie nur noch 0,9 Prozent Wachstum im Euroraum aus. Im Dezember hatte die Notenbank ihre Erwartungen bereits auf 1,1 Prozent heruntergesetzt.
„Die Wirtschaft ist mit anhaltenden Herausforderungen konfrontiert“, erläuterte die Notenbank. Die Abwärtskorrekturen für 2025 und 2026 spiegelten niedrigere Exporte und anhaltend schwache Investitionen wider. „Dies ist teilweise auf eine hohe Unsicherheit hinsichtlich der Handelspolitik sowie auf eine allgemeine politische Unsicherheit zurückzuführen.“
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„An der erneuten Rücknahme des Leitzinses führte kein Weg vorbei“, erklärte Friedrich Heinemann vom Mannheimer Forschungsinstitut ZEW. Hintergrund sei die schlechte Wirtschaftslage, die weitere Eskalation im Handelskrieg und immer noch optimistische Inflationsprognosen. Lena Dräger vom Institut für Weltwirtschaft Kiel sprach von einem weiteren „Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik“, nachdem die EZB die Zinsen stark angehoben hatte. „Um der schwächelnden Wirtschaft im Euroraum auf die Sprünge zu helfen, müsste die EZB aber mehr tun.“
Der Ausblick ist für die EZB zunehmend komplizierter geworden, unter anderem wegen des Hin-und-Her im Handelskonflikt mit den USA. Auf der anderen Seite könnten eine militärische Aufrüstung in Europa und ein in Deutschland geplantes riesiges Finanzpaket das Wachstum bald kräftig ankurbeln.
Quelle: dpa, reuters, AFP