Charles Hoskinson, einer der Mitgründer von Ethereum und heutiger Chef des Konkurrenzprojekts Cardano, sieht für seine ursprüngliche (Mit-)Schöpfung keine langfristige Zukunft mehr. In einer kürzlich abgehaltenen AMA-Sitzung (Ask Me Anything) prognostizierte Hoskinson, Ethereum werde die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht überleben.
Diese Aussage sorgt für Aufsehen in der Krypto-Community. Hoskinson gilt als einflussreiche, wenn auch oft polarisierende Stimme in der Branche.
Hoskinson: „Schlecht designt“ und „parasitäre“ L2s
Als Hauptgründe für seine pessimistische Prognose nennt der Cardano-Gründer fundamentale Designschwächen bei Ethereum. Das Kontomodell, die virtuelle Maschine und das Konsensmodell seien von Beginn an fehlerhaft konzipiert gewesen.
Auch aktuelle Lösungsansätze wie Layer-2-Skalierungen (L2s) sieht Hoskinson kritisch. Er bezeichnet sie als „parasitär“, da sie der Haupt-Blockchain Aktivität und Wert entzögen, anstatt sie nachhaltig zu stärken. Ebenso sei das aktuelle Proof-of-Stake-Verfahren nicht für die Ewigkeit gemacht.
Droht Ethereum das Schicksal von MySpace?
Hoskinson zieht Parallelen zu einstigen Tech-Giganten wie Blackberry oder Myspace. Ethereum sei, ähnlich wie diese, ein „Opfer des eigenen Erfolgs“ mit starkem Netzwerkeffekt, laufe aber Gefahr, von agileren und effizienteren Systemen überholt zu werden.
Ein weiteres Kernproblem sei die fehlende On-Chain-Governance. Hoskinson kritisiert damit das Fehlen eines klaren, im Blockchain-Protokoll selbst verankerten Mechanismus, durch den etwa Token-Inhaber:innen oder andere definierte Gruppen direkt über Regeländerungen oder die Weiterentwicklung des Netzwerks abstimmen könnten.
Stattdessen setze Ethereum stark auf informellere Koordinations- und Konsensprozesse verschiedener Akteur:innen außerhalb der Kette („Off-Chain-Governance“). Dieser Mangel an formalisierten, transparenten Entscheidungsregeln fördere, so Hoskinson, interne Konflikte. Diese könnten eines Tages so gravierend werden, dass sie selbst Ethereum-Mastermind Vitalik Buterin nicht mehr moderieren könne.
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Abwanderung zu Solana und Bitcoin befürchtet
Die Konsequenz laut Hoskinson: Nutzer:innen würden Ethereum zunehmend den Rücken kehren und zu Alternativen abwandern. Explizit nennt er hier das Ökosystem von Bitcoin-DeFi sowie den direkten Konkurrenten Solana, entwickelt von Solana Labs im US-amerikanischen San Francisco.
Ethereum werde von Solana regelrecht „bei lebendigem Leibe gefressen“, so der Cardano-Gründer. Diese Entwicklung spiegele sich teils auch im Markt wider, wo Ethereum zuletzt gegenüber Bitcoin an Boden verloren habe.