Die Fertigstellung des Bauprojekts „Stuttgart 21“ verzögert sich weiter. Die für Dezember des kommenden Jahres geplante Eröffnung ist dadurch nach SWR-Informationen geplatzt. Schuld sind offenbar technische Probleme.
Die Eröffnung des milliardenschweren Großbauprojekts „Stuttgart 21“ der Deutschen Bahn im kommenden Jahr ist geplatzt. Das erfuhr der SWR aus Kreisen der an dem Projekt beteiligten Partner. Eigentlich war der Eröffnungstermin für Dezember 2026 geplant. Wann die Eröffnung stattdessen erfolgen soll, ist noch nicht ganz klar.
Über den geplatzten Eröffnungstermin informierte demnach Bahn-Chefin Evelyn Palla selbst. Nun werde 2027 angepeilt. Ein konkreter Termin könne voraussichtlich erst Mitte des kommenden Jahres genannt werden, wenn ein valides Konzept für die Fertigstellung der Arbeiten vorliege, zitierte der Spiegel aus Konzernkreisen. Andernfalls drohe ein weiterer Vertrauensverlust.
Wie der Spiegel weiter berichtet, sind technische Probleme am sogenannten Digitalen Knoten Stuttgart Schuld für die Verzögerungen. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, mit dem die Leit- und Sicherungstechnik der Bahn im Großraum Stuttgart digitalisiert wird. Laut Spiegel gibt es offenbar Probleme mit der Zulassung und Freigabe von Technik des japanischen Konzerns Hitachi, einem zentralen Projektpartner der Bahn beim Digitalen Knoten.
Starttermin bereits mehrfach verschoben
Der Start von „Stuttgart 21“ wurde bereits mehrfach verschoben. Ursprünglich war die Inbetriebnahme für 2019 angepeilt worden. Im Juli hatte die Bahn noch angekündigt, das Projekt im Dezember 2026 zumindest teilweise in Betrieb nehmen zu wollen. Der Fernverkehr und ein Teil des Regionalverkehrs sollten ab dann in den neuen Tiefbahnhof fahren, ein Teil des Regionalverkehrs dagegen bis Juli 2027 weiter im alten oberirdischen Kopfbahnhof enden, wie die Deutsche Bahn damals mitteilte.
Dem Bericht des Spiegel zufolge hätten schon im Sommer Analysen der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH sowie des Beratungsunternehmens PWC gezeigt, dass es mit dem geplanten Eröffnungsdatum erhebliche Risiken gäbe. Nach einer weiteren Überprüfung habe Palla jetzt die Reißleine gezogen.
Erster komplett digitalisierter Bahnkoten
„Stuttgart 21“ steht nicht nur für den Bau des neuen Hauptbahnhofs in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, sondern für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart. Gebaut werden neue Bahnhöfe, etwa ein neuer Fernbahnhof am Flughafen, sowie Dutzende Kilometer Schienenwege und Tunnelröhren, Durchlässe und Brücken.
Im Rahmen des Projekts wird der Bahnknoten in Stuttgart zugleich als erster bundesweit komplett digitalisiert. Züge des Fern- und Regionalverkehrs sowie S-Bahnen sollen dann mit dem digitalen Zugsicherungssystem ETCS fahren – und zwar nur damit. Klassische Lichtsignale werden im Stuttgarter Bahnknoten nicht mehr verbaut.
Kosten summieren sich auf mehr als elf Milliarden Euro
In die Kritik geraten war das Großbauprojekt auch wegen seiner explodierenden Kosten. In einem Finanzierungsvertrag aus dem Jahr 2009 ist nur die Verteilung von Kosten bis zu einer Höhe von gut 4,5 Milliarden Euro geregelt.
Bis vor Kurzem bezifferte die Bahn die derzeitigen Kosten auf rund elf Milliarden Euro, eingeplant ist zudem ein Puffer von 500 Millionen Euro. Dieser ist inzwischen schon fast aufgebraucht: In der Mai-Sitzung des Lenkungskreises informierte die Bahn die Projektpartner darüber, dass sich die Kosten inzwischen auf rund 11,3 Milliarden Euro summierten.
