Ein Todesfall ist nicht nur emotional belastend, sondern kann Familien auch juristisch an ihre Grenzen bringen. Besonders dann, wenn kein Testament vorliegt oder dieses unklar formuliert ist, kommt es häufig zu Erbstreitigkeiten. In Deutschland landen jedes Jahr tausende Erbfälle vor Gericht – ein vermeidbares Risiko, wenn rechtzeitig vorgesorgt wird und rechtlicher Beistand hinzugezogen wird.
Häufige Ursachen für Erbstreitigkeiten
Erbstreitigkeiten entstehen meist durch unklare oder missverständliche Nachlassregelungen. Zu den häufigsten Konfliktfeldern zählen:
- Unklare Testamente: Handschriftliche Testamente ohne rechtliche Prüfung bieten viel Raum für Interpretationen.
- Ungleichbehandlungen unter Geschwistern oder Familienangehörigen, etwa bei Alleinerbschaften oder Vermächtnissen.
- Streit über Pflichtteilsansprüche, insbesondere wenn Pflichtteilsberechtigte übergangen oder enterbt wurden.
- Zweifel an der Testierfähigkeit des Erblassers oder an der Echtheit des Testaments.
- Unklare oder fehlende Regelungen bei Patchwork-Familien und nichtehelichen Lebensgemeinschaften.
- Streit unter Miterben einer Erbengemeinschaft, z. B. über die Verwaltung, Verwertung oder Verteilung von Nachlassgegenständen.
Pflichtteil – häufig unterschätzt, oft Auslöser für Streit
Pflichtteilsberechtigte – in der Regel Kinder, Ehegatten und Eltern – haben auch im Falle einer Enterbung Anspruch auf einen Geldwert aus dem Nachlass. Die Höhe beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils. Pflichtteilsstreitigkeiten entzünden sich oft an der Bewertung des Nachlasses, Schenkungen zu Lebzeiten oder der Frage, ob Pflichtteilsberechtigte korrekt informiert wurden.
Erbengemeinschaften – Konfliktpotenzial durch gemeinsame Verantwortung
Erbengemeinschaften entstehen automatisch, wenn mehrere Personen gemeinsam erben. Entscheidungen über den Nachlass dürfen dann nur einvernehmlich getroffen werden – ein häufiger Nährboden für Streit. Uneinigkeit über Immobilien, Bankkonten oder Haushaltsgegenstände führt nicht selten zu jahrelangen Auseinandersetzungen.
Wie lassen sich Erbstreitigkeiten vermeiden?
Die beste Vorsorge gegen spätere Erbstreitigkeiten ist eine frühzeitige, rechtssichere Nachlassregelung. Empfehlenswert sind:
- Klare, juristisch geprüfte Testamente oder Erbverträge
- Berücksichtigung von Pflichtteilsansprüchen
- Transparente Kommunikation mit Angehörigen
- Vermächtnisse oder Teilungsanordnungen zur gezielten Verteilung von Vermögenswerten
- Einsetzung eines Testamentsvollstreckers, um Streit in der Erbengemeinschaft zu vermeiden
Fazit
Erbstreitigkeiten sind belastend, langwierig und oft teuer – sowohl emotional als auch finanziell. Wer erbt, sollte frühzeitig fachkundigen Rat einholen, um seine Rechte zu kennen und gegebenenfalls durchzusetzen. Wer vererbt, kann durch rechtliche Vorsorge für Frieden unter den Hinterbliebenen sorgen. Unsere Kanzlei begleitet Sie kompetent bei der Nachlassgestaltung ebenso wie bei der Durchsetzung oder Abwehr von erbrechtlichen Ansprüchen.