Manchmal gehen Hoffnungen von Investoren und Kanzler Hand in Hand. Anleger können darauf setzen, dass die Regierung sprichwörtlich die Kurve kriegt.
Es gibt Grafiken und Zahlen, die sprechen für sich. Die Grafik, die Friedrich Merz jüngst Pressevertretern und Mitgliedern der Koalition vor Augen hielt, ist so klar wie beängstigend. Sie stammt aus einem aktuellen Bericht des Ifo-Instituts und weist drei Entwicklungen aus. Seit 2015 steigt der Staatskonsum massiv an, während private Investitionen sinken und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagniert. „Ab jetzt wird mit der SPD Klartext gesprochen“, sagte Merz laut mehreren Teilnehmern der CDU-Fraktionssitzung explizit bezogen auf diese Entwicklung.
Nach Sichtweise von Merz müssten die staatlichen Ausgaben zurückgefahren oder die privaten Investitionen und das BIP wieder angekurbelt werden, und im besten Falle sogar beides. Andernfalls ist für Merz „diese Regierung gescheitert“. Bleibt die Frage, wo nun der Zusammenhang zum Aktienmarkt liegt. Dieser ist recht einfach. Im Börsenbrief von Feingold Research hatten wir Ende 2024 das Projekt „Deutschland 2025“ ausgerufen und auf starke deutsche Marken und Aktien gesetzt. Mit plus 40 Prozent hat sich das entsprechende Portfolio sehr anständig entwickelt.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Rendite im Wesentlichen zwischen Spätherbst 2024 und Frühjahr 2025 gemacht wurde. Seither stagniert auch der Dax, und das hat einen Grund: Die Vorschusslorbeeren für Friedrich Merz und die neue Regierung waren üppig – der Ertrag ist bisher dünn. Investoren hatten gehofft, dass ein echter Aufbruch stattfindet. In den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das Jahr 2026 liegt Deutschland beim Wirtschaftswachstum weltweit auf dem letzten Platz, flankiert von Ländern wie Äquatorial-Guinea.
Das Tröstliche für Investoren ist, dass am Finanzmarkt Hoffnung und Zukunft gehandelt wird. Und der Hoffnungslauf Teil zwei beginnt jetzt. Merz will die Kurve kriegen, und Anleger können ein zweites Mal darauf setzen, dass es gelingt. Profiteure wären zuerst Aktien aus der Industrie. Nun ist es mühsam, Thyssen, Hochtief, Infineon, Renk, Lanxess, Nemetschek oder Aurubis einzeln einzusammeln. Am Zertifikatemarkt gibt es für alle möglichen Ideen eine Paketlösung, und wie man in den letzten Jahren vor allem bei Paketen zu US-Aktien sehen konnte, sind diese Pakete häufig eine gute Alternative zu ETFs.
