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Der Fahrzeugschein soll bei jeder Autofahrt dabei sein. Künftig geht das auch auf dem Smartphone – eine neue App dafür ist nun verfügbar. Darüber kann eine digitale Bescheinigung heruntergeladen und bei Kontrollen vorgezeigt werden.
Beim Autofahren muss er immer mit dabei sein: der Fahrzeugschein. Viele haben ihn im Handschuhfach oder hinter der Sonnenblende – oder aber vergessen ihn zu Hause. Nun soll es möglich sein, den Fahrzeugschein auf dem Smartphone hochzuladen.
Dafür haben das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und die Bundesdruckerei im Auftrag des Verkehrsministeriums die neue i-Kfz-App entwickelt. Der Fahrzeugschein muss dann nicht mehr in Papierform auf Auto- oder Motorradfahrten mitgeführt werden. Der digitale Fahrzeugschein ist bei Verkehrskontrollen gültig.
Was genau ändert sich beim Fahrzeugschein?
Der Fahrzeugschein ist laut ADAC eine Art „Personalausweis“ des Fahrzeugs – offiziell heißt er Zulassungsbescheinigung Teil I. Diese enthält neben persönlichen Daten des Fahrzeughalters vor allem technische Angaben zum Fahrzeug.
Mit der neuen i-Kfz-App soll der Fahrzeugschein digital werden und „einfach, sicher und jederzeit griffbereit auf dem Smartphone“ sein, wie es auf einer Internet-Seite des Verkehrsministeriums heißt. Über die App soll er im Alltag bei Verkehrskontrollen oder beim Fahrzeugverleih vorgezeigt werden können.
Was kann die App noch?
Außerdem können Autofahrer laut Verkehrsministerium mit i-Kfz ihr Fahrzeug online an-, ab- und ummelden. Das spare den Weg zur Zulassungsstelle und die Wartezeit vor Ort.
Nach KBA-Angaben werden darüber hinaus auch neue Daten etwa für eine Hauptuntersuchung beim TÜV automatisch in die App übertragen.
Wie funktioniert die App?
Nach einer Testphase steht neue i-Kfz-App nun sowohl für alle Android- als auch für iOS-Nutzende zur Verfügung. In den jeweiligen App Stores kann sie bereits heruntergeladen und installiert werden. Ein Nutzerkonto wird nicht benötigt.
Um den Fahrzeugschein des eigenen Autos in der App hinzuzufügen, braucht man allerdings einen elektronischen Personalausweis. Mithilfe der Online-Ausweisfunktion kann man sich in der App identifizieren und so den digitalen Fahrzeugschein herunterladen. Seit 2010 sind alle ausgegebenen Personalausweise eID-fähig. Die Funktion muss jedoch aufwändig aktiviert werden.
Einer Studie des Max-PIanck-Instituts zufolge haben das nur 35 Prozent der Deutschen getan, 6 Prozent kennen die Funktion nicht einmal. Alternativ soll es deshalb laut Kraftfahrt-Bundesamt auch möglich sein, während der Zulassung des Fahrzeugs vor Ort oder online einen QR-Code zu erhalten und damit einen digitalen Fahrzeugschein herunterzuladen.
Die Person, die den Download durchgeführt hat, kann ihn dann über die App beliebig oft weitergeben – zum Beispiel an weitere Fahrer, mit denen man sich das Auto teilt. Die App überprüft laut KBA automatisch bei jedem Start, ob die Daten des Fahrzeugscheins noch aktuell sind.
Braucht man noch den normalen Fahrzeugschein?
„Für Verbraucher beinhaltet die Einführung eines digitalen Fahrzeugscheins durchaus Erleichterungen, weil sie nur noch ihr Handy vorzeigen müssten, wenn sie in eine Verkehrskontrolle kommen“, heißt es vom ADAC.
Das KBA rät aber, die Papierform weiterhin dabeizuhaben. Das geänderte Recht sei noch nicht allen Polizeibehörden bekannt. Bei Fahrten ins Ausland müsse der Fahrzeugschein in Papierform aktuell auf jeden Fall weiter mitgeführt werden.
Wenn der Fahrzeugschein bei einer Kontrolle nicht vorgelegt werden kann, kostet das laut Bußgeldkatalog ein Verwarnungsgeld von 10 Euro.
Was sagt die Polizei?
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt den Schritt zur Digitalisierung von Fahrzeug- und Fahrerlaubnis-Dokumenten. „Moderne, digitale Nachweise können Verwaltungsprozesse vereinfachen, Ressourcen sparen und den Bürgerinnen und Bürgern den Alltag erleichtern“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Mertens. Für Polizistinnen und Polizisten werde es einfacher – denn das Handy werde häufiger und verlässlicher mitgeführt als Personaldokumente oder Papier für das Fahrzeug.
Die Polizeibehörden seien aber von der Bundesregierung nicht gut vorbereitet worden. Es gebe bislang keine bundeseinheitlichen Schulungen, wie digitale Dokumente geprüft oder rechtssicher dokumentiert werden sollten. Digitale Nachweise müssten in Echtzeit gegen offizielle Datenbanken abgeglichen werden können. Ohne diese Möglichkeit bleibe die Kontrolle lückenhaft.
Die Polizei-Gewerkschaft weist außerdem auf die Gefahr hin, dass auch digitale Dokumente gefälscht oder manipuliert werden könnten – etwa durch gehackte Apps.
Und wann kommt der digitale Führerschein?
Ziel der Bundesregierung ist es, den nationalen digitalen Führerschein Ende 2026 zur Verfügung zu stellen – das wäre deutlich vor dem Einführungsdatum 2030 für den einheitlichen und EU-weit gültigen digitalen Führerschein. Auch die Handy-Fahrerlaubnis würde den Inhaber laut ADAC von der Pflicht entbinden, den Kartenführerschein beim Autofahren mitzuführen.
Digitalminister Wildberger plant darüber hinaus eine „digitale Brieftasche“. Diese nationale Wallet werde ab Anfang 2027 zur Verfügung stehen, wie ein Sprecher des Ministeriums sagte.
Was ist die „digitale Brieftasche“?
In der „digitalen Brieftasche“ sollen beliebige Dokumente gespeichert und verwendet werden können – wie der Personalausweis, der Führerschein oder andere offizielle Dokumente. Auch andere Nachweise sollen dort aufbewahrt werden können, etwa zur Eröffnung von Bankkonten oder für den Abschluss von Mobilfunkverträgen.
