Bei Unternehmenskäufen gibt es zwei häufig verwendete Konzepte, um den Kaufpreis zu berechnen: „Cash-free“ und „Debt-free“. Diese Begriffe stehen für die variable Festlegung des Kaufpreises nach der Bewertung des Unternehmens, in Abhängigkeit von bestimmten finanziellen Parametern. Diese Parameter bei der Bewertung des Unternehmens sind insbesondere vorhandene liquide Mittel (Cash) und vorhandene Verbindlichkeiten (Debt).
Cash-free-Modell
Bei der Berechnung des Kaufpreises auf Grundlage des „Cash-free“-Modells wird das Unternehmen zunächst bewertet und der Kaufpreis ohne Berücksichtigung des vorhandenen Bargelds im Unternehmen ermittelt. Das bedeutet, der Käufer übernimmt das Unternehmen, aber nicht das darin vorhandene Bargeld. Wenn also ein Unternehmen einen bestimmten Betrag an liquiden Mitteln (z. B. Bankguthaben) hat, wird dieser Betrag aus dem Kaufpreis herausgerechnet.
Beispiel: Angenommen, das Unternehmen hat einen Kaufpreis von 10 Millionen Euro, und es gibt 1 Million Euro an Bargeld im Unternehmen. Bei einem „Cash-free“-Kaufpreis wird der Kaufpreis auf 9 Millionen Euro reduziert, da der Käufer das Unternehmen ohne das Bargeld übernimmt.
Debt-free-Modell
Wird der Kaufpreis „Debt-free“ ermittelt, möchte der Käufer das Unternehmen ohne dessen Verbindlichkeiten (z.B. Kredite) übernehmen. Da das Unternehmen ohne diese Verbindlichkeiten einen höheren Wert besitzt, werden diese aus dem Kaufpreis „rausgerechnet“. Im Ergebnis bedeutet das, dass der Wert der Verbindlichkeiten auf den Kaufpreis aufgeschlagen werden.
Beispiel: Angenommen, das Unternehmen hat einen Kaufpreis von 10 Millionen Euro, und es gibt 2 Millionen Euro an Schulden. Bei einem „Debt-free“-Kaufpreis würde der Kaufpreis auf 12 Millionen Euro angepasst werden, um die Schulden zu berücksichtigen, die vom Käufer übernommen werden.
Kombination von Cash-free und Debt-free
Möglich ist auch eine Kombination von Cash-free und Debt-free. In diesem Fall werden sowohl die liquiden Mittel wie Bargeld als auch die Verbindlichkeiten bei der Berechnung des Kaufpreises ausgeklammert.
Beispiel: Ein Unternehmen hat einen vereinbarten Kaufpreis von 10 Millionen Euro. Es gibt 1 Million Euro an Bargeld und 2 Millionen Euro an Schulden. Der endgültige Kaufpreis würde dann 11 Millionen Euro betragen, da das Bargeld und die Schulden nicht berücksichtigt werden (Cash-free, Debt-free).
Warum werden diese Konzepte verwendet?
Die größten Vorteile der Cash- und Debt-free Berechnung sind verringerte Komplexität und erhöhte Flexibilität. Mit einem Cash-free-Kaufpreis bleibt für den Käufer ersichtlich, wie hoch der Wert des Unternehmens ohne die liquiden Mittel ist; für den Verkäufer bleiben die liquiden Mittel vorhanden, die er nach den eigenen Vorstellungen verwenden kann. Bei einem Debt-free Kaufpreis muss der Käufer sich keine Gedanken um bestehende Schulden und deren Rückzahlung machen, was das Kaufrisiko reduziert und die unternehmerische Planung erleichtert. Der Verkäufer kann durch ein Debt-free-Angebot häufig mehr Kaufinteressenten anziehen. In beiden Fällen reduziert sich der Aufwand für die oft komplizierte Bewertung eines Unternehmens und der darauf beruhenden Berechnung des Kaufpreises.
Dennoch müssen auch bei der Vereinbarung eines Cash-free oder Debt-free Kaufpreises – oder sogar einer Kombination der Konzepte – die Details im Vorfeld genau besprochen und im Kaufvertrag festgelegt werden. Nur so lassen sich spätere Unstimmigkeiten, Missverständnisse und im äußersten Fall gerichtliche Auseinandersetzungen vermeiden.