Das Geschäft mit sogenannten Branded Residences boomt. Auch Mercedes hatte bereits 2024 seine Marke für einen Wolkenkratzer mit Luxus-Penthouses in Dubai hergegeben. Nun legt der Autobauer mit Partner Binghatti nach – und lässt gleich einen ganzen Komplex bauen.
Ein Hochhaus ist nicht genug: Mercedes erweitert seine Kooperation mit dem Immobilienentwickler Binghatti in Dubai und will in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ein kleines Marken-Stadtviertel bescheren. Mit einer geplanten Größe von rund 83,6 Hektar wäre es in etwa so groß wie 117 Fußballfelder und soll ein „Stadt in Stadt“-Konzept verfolgen – also Luxus-Wohnungen in mehreren Towern mit Kultur- und Freizeitangeboten, Mobilitätszentren und Gemeinschaftsflächen verbinden, heißt es in der Pressemitteilung des Stuttgarter Autobauers.
Mercedes baut damit sein Portfolio im Bereich der sogenannten Branded Residences aus. Erst Anfang 2024 hatte der Autobauer bekanntgegeben, zusammen mit Binghatti in Dubai einen Mercedes-Tower errichten zu wollen. Der soll auf seinen 341 Metern Höhe 150 Luxus-Apartments für bis zu 20 Millionen Euro bieten und der Skyline der Hauptstadt die Marke des Autobauers aufprägen. Nach Fertigstellung dürfte die Immobilie eines der 15 höchsten Gebäude Dubais werden. Kostenpunkt: Berichten zufolge rund eine Milliarde US-Dollar. Stehen soll das Gebäude bis Ende 2026.
Zu Baukosten und Zeitplan der nun angekündigten „Mercedes Benz Places | Binghatti City“ machten die Stuttgarter zunächst keine Angaben. Auch nicht darüber, wie viel Wohnraum das neue Stadtviertel bieten soll. Doch während er im Kernsegment – dem Auto – wie die gesamte Branche gerade zu kämpfen hat, setzt der Autobauer mit Branded Residences auf einen boomenden Markt. Das Prinzip: Partner Binghatti vermarktet und betreibt die Projekte und zahlt an Mercedes für die Nutzung des Markennamens Lizenzgebühren.
Luxus-Immobilien in Dubai boomen
Nach demselben Prinzip entstehen weltweit diverse Immobilien – die Mehrheit davon in Kooperation mit Hotelketten wie dem Four Seasons. Aber auch Luxusmarken holen auf – seien es Armani, Bulgari und Uhrmacher Jacob oder Automarken wie Aston Martin, Porsche, Bentley und Bugatti. Sie alle erschließen mit Hochhaus-Projekten den Markt für Luxus-Immobilien vor allem in den Städten Dubai, Miami und New York City. Weltweit gibt es der Immobilien-Beratung Knight Frank zufolge aktuell 611 solcher Branded Residences – bis 2030 dürften es der Beratung zufolge mehr als 1000 sein. Insbesondere in Dubai boomt dabei der Markt für Luxus-Immobilien: Knight Frank zufolge stieg das Verkaufsvolumen von Immobilien im Segment über 10 Millionen US-Dollar im dritten Quartal um 63 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum – auf 2,6 Milliarden US-Dollar.
Auch andernorts hatten Projekte von Autobauern für Aufsehen gesorgt. So beispielsweise Porsche Design Tower, der 2017 in Miami realisiert wurde – und in denen Bewohner ihre Luxus-Fahrzeuge per Autoaufzug in der eigenen Wohnung parken können.
Auch Mercedes-Benz Places plant bis Ende 2027, einen Wohnturm in Miami fertigzustellen – entwickelt von der JDS Development Group. Und mit dem Maybach Ocean Club eine Superyacht als Members Club.
Gleichzeitig fällt die Ankündigung mit einem breiteren Push im Nahen Osten zusammen: Erst Anfang Dezember hatte Mercedes angekündigt, künftig in Abu Dhabi seine S-Klasse als Level-4-Robotaxi fahren lassen zu wollen. Weitere Standorte in den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Märkten sollen im Anschluss an eine Testphase folgen. Lokaler Partner für den Betrieb der Robotaxi-Flotte ist Lumo, eine Tochtergesellschaft des Technologieunternehmens K2.
Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt.
Steffen Bosse ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie und der Beratungsbranche.
