2014 gingen bei Opel in Bochum die Lichter aus und fast 3000 Arbeitsplätze verloren. Doch die Stadt hat sich erholt: Heute arbeiten auf dem ehemaligen Werksgelände mehr als doppelt so viele Menschen.04.01.2025 | 4:08 min
Bochum: Viele kleine Firmen statt ein Großkonzern
Bochum hat sich neu erfunden nach dem Nokia-Aus 2008 mit 2.000 verlorenen Jobs und dann dem Opel-Ende mit 2.700 Beschäftigten. Ralf Meyer von der Bochumer Wirtschaftsentwicklung „Bochum Perspektive“ ist von Anfang an einer der Vordenker des Projekts. Zentraler Pfeiler der Strategie: kein einzelner Groß-Konzern mehr, sondern viele mittlere und kleinere:
„In der heutigen Zeit ist es natürlich interessanter, Größenordnungen von 150 bis 1.000 Mitarbeiter-Unternehmen zu haben. Wenn da sich mal eins nicht mehr am Markt behaupten kann, tut es nicht so weh.“
Ralf Meyer
Als Opel Geschichte war, rückten gleich am nächsten Tag die Bagger an. Insgesamt flossen bisher 165 Millionen Euro in die Infrastruktur, Fördergelder und Verkaufserlöse. Schnelligkeit war Trumpf, sagt Meyer: „Wenn Flächen leer stehen, ein Zaun drum gemacht wird und der Schäferhund als Bewachung rumläuft, wird es immer schwieriger, solche Flächen aus der negativen Diskussion zu kriegen.“
Die deutsche Industrie kämpft mit schwierigen Rahmenbedingungen und einer anhaltenden Autokrise, die auch Stahl- und Chemieunternehmen belastet. Während viele Firmen im Ausland investieren, bleibt die Frage: Wie sieht die Zukunft 2025 aus?18.12.2024 | 2:37 min
Autoindustrie bleibt wichtiger Faktor
Es gibt auch wieder Autoindustrie, aber die Ansprüche haben sich verändert: keine Riesenproduktion mehr, sondern Zulieferung. So hat sich etwa ein Technologiezentrum des US-Unternehmens Keysight angesiedelt. 200 Mitarbeiter entwickeln und bauen hier Testsysteme, etwa für Batterien oder Ladegeräte. „Wir bleiben Autostadt, nur anders“, sagt der Geschäftsführer Michael Schugt:
Wir machen jetzt eben keine Produktion mehr, sondern helfen der Autoindustrie weltweit, wo immer sie etwas baut.
Michael Schugt
Streiks bei VW, Insolvenzen bei Zulieferfirmen, Ängste bei Beschäftigten: Es geht um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Zukunft für viele.20.12.2024 | 38:33 min
Ruhr-Universität als Standortvorteil
Seine Firma ist eine Ausgründung aus der Ruhr-Universität Bochum RUB, und die ist ein weiterer Pfeiler des Bochumer Wirtschaftswunders. Denn die Unternehmen schätzen die Nähe zur Uni und damit zu den Fachkräften von morgen. Die RUB betreibt selbst verschiedene Startup-Unternehmungen auf dem Standort, und zwar direkt in der alten Opel-Hauptverwaltung, die steht unter Denkmalschutz.
Eins der Projekte dort heißt „Makerspace“, eine riesige Werkstatt, wo an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Innovationsprojekte entstehen. „Wir haben hier 100 Ausgründungen in den letzten 5 Jahren gehabt“, sagt Robert Grosche, der stellvertretende Kanzler der RUB. Die Firmen seien nicht nur aus dem Technik-Bereich. „Bei den Geisteswissenschaften gibt es etwa ein Start-Up, dass sich mit der Frage beschäftigt, wie man sehbehinderte Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren kann, wie man also Arbeitgeber vom Wert dieser Arbeitskräfte überzeugen kann.“
Das Ruhrgebiet: Die ehemals reiche Industrieregion war einer der ersten Globalisierungsverlierer der Welt. Die Absatzkrise von Kohle und Stahl führte zu Arbeitslosigkeit, Armut, Abwanderung.04.06.2021 | 44:04 min
Gewerbesteuer seit Opel-Aus verdreifacht
Bochum hat neun Prozent Arbeitslose, deutlich weniger als die anderen großen Ruhrgebietsstädte. Die Gewerbesteuererträge haben sich auch wegen der Neuansiedlungen seit dem Opel-Aus fast verdreifacht. Bei Ralf Meyer klingelt öfter das Telefon aus anderen Krisenstädten. Die fragen dann: „Wie habt ihr das gemacht?“
Die deutsche Wirtschaft leidet unter Krisen und politischer Unsicherheit. Viele Wirtschaftsverbände erwarten ein schwieriges Jahr 2025.27.12.2024 | 1:30 min
Peter Böhmer arbeitet im Landesstudio Düsseldorf.
Quelle: ZDF