Stand: 12. Juni 2025
Eine vertauschte Blutkonserve kann Organschock, Nierenversagen und lebenslange Dialyse auslösen. Wer lückenlos belegt, welche Untersuchungen unterblieben, welche Pflege- und Umbaukosten entstehen und wie groß das seelische Leid ist, erreicht Schmerzensgeld zwischen 80.000 und 400.000 Euro sowie Ersatz sämtlicher Heil-, Pflege- und Verdienstausfallkosten.
Bluttransfusion – kurz erklärt: Vor jeder Transfusion müssen Blutgruppe des Patienten und jene der Konserve zweifelsfrei übereinstimmen. Bereits wenige Milliliter der falschen Gruppe lösen eine massive Abwehrreaktion aus, die in Minuten zu Fieber, Blutdruckabfall, rotem Urin und Multiorganversagen führt.
Kreuzprobe und Doppelkontrolle – Sicherheitsvorgaben der Klinik
In einer Münchner Notaufnahme erhielt eine 56-jährige Patientin nach einer Hüftfraktur eine Blutkonserve der falschen Gruppe. Fieber, Atemnot und Kreislaufzusammenbruch traten binnen Minuten auf. Die Intensivstation stabilisierte den Kreislauf erst nach Dialyse und Kortison; zurück blieb eine dauerhafte Niereninsuffizienz.
Grundvoraussetzung jeder Transfusion sind zwei unabhängige Kontrollen: erst eine Kreuzprobe im Labor, dann ein Namens- und Blutgruppenabgleich direkt am Bett. Die zweite Kontrolle fehlte komplett – ein eindeutig vermeidbarer Arztfehler bzw. Klinikfehler.
Haftung der Klinik bei Transfusionsfehlern
Solche Fehler entstehen selten durch eine Einzelperson, sondern durch mangelhafte Abläufe: fehlende Barcode-Scanner, ungeschulte Nachtdienste oder Zeitdruck ohne Vier-Augen-Prinzip.
Juristisch trägt der Krankenhausträger für diese Organisationsmängel die Verantwortung (§ 823 BGB). Liegt ein grober Verstoß vor, muss die Klinik nachweisen, dass die Schäden auch ohne den Fehler eingetreten wären – in der Praxis nahezu ausgeschlossen.
Ersatzfähige Kosten – typisches Spektrum
Lebenslange Dialysepflicht verursacht derzeit rund 40.000 Euro Kosten pro Jahr. Hinzu kommen Umbauten (bodengleiche Dusche, Türverbreiterung), Taxi- und Pflegekosten, Verdienstausfall sowie Haushaltsführungsschaden.
Für dauerhafte Dialysepflicht sprechen Oberlandesgerichte regelmäßig sechsstellige Schmerzensgeldbeträge zu; bei weiterem Organversagen oder verkürzter Lebenserwartung kann die Summe deutlich steigen.
Fachanwalt Medizinrecht München: Schritt für Schritt zum Schadensersatz
Nach Vollmachterteilung fordert die Kanzlei Freihöfer die vollständige Patientenakte an. Ein Gutachter rekonstruiert den Ablauf. Jede Ausgabe – Dialysefahrten, Umbauten, Verdienstausfall – wird exakt einer Kostenart zugeordnet. Diese tabellarische Aufstellung bildet das Herzstück der Verhandlung mit der Haftpflichtversicherung. Ist der Schaden lückenlos belegt, erfolgt häufig schon außergerichtlich ein hoher Vergleich.
Lesen Sie hierzu auch unseren Rechtstipp „Behandlungsfehler – was tun?“ , um Beweise von Anfang an richtig zu sichern.
Ihr nächster Schritt
Sichern Sie über Ihren Patientenanwalt sofort medizinische Unterlage. So bleiben Pflegeprotokolle, Kreuzprobe-Berichte und Laborwerte erhalten, bevor sie archiviert werden oder gar verloren gehen. Die dreijährige Verjährungsfrist beginnt erst am Jahresende, in dem Fehler und Schaden erkannt werden; ein laufendes Schlichtungs- oder Gutachtenverfahren hemmt diese Frist.
Einen kompakten Überblick finden Sie in unserem Beitrag „Beginn der Verjährung bei Behandlungsfehlern – Wie lange kann man gegen einen Arzt oder eine Klinik vorgehen?“.
Ihr Patientenanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht
Christoph Theodor Freihöfer
Kanzlei Freihöfer – Ihr Patientenanwalt
Autor: Christoph Theodor Freihöfer, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Medizinrecht, Master of Laws Medizinrecht, Inhaber der Kanzlei Freihöfer – Ihr Patientenanwalt