Ein Blackout wie in Spanien ist auch in Deutschland nicht völlig ausgeschlossen. Wie gut die Deutschen darauf vorbereitet wären, zeigt jetzt eine Verivox-Umfrage. Auch nach dem Vertrauen in die Behörden bei einem solchen Fall wurde gefragt.
Nach dem massiven Stromausfall in Spanien halten Experten ein ähnliches Szenario in Deutschland zwar für weniger wahrscheinlich, aber nicht für völlig ausgeschlossen. Schließlich wird das Stromsystem beider Länder in ähnlich hohem Tempo auf erneuerbare Energien umgebaut, wobei stabilisierende, steuerbare Grundlastkraftwerke in rascher Folge abgeschaltet werden.
Würde es in Deutschland zu einem solchen Blackout kommen, wäre ein Großteil der Menschen hierzulande völlig unvorbereitet. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox, deren Ergebnisse WELT exklusiv vorliegen. Nur eine Minderheit der Befragten glaubt demnach, dass die Behörden gut auf einen flächendeckenden Stromausfall vorbereitet sind.
Die Umfragedaten wurden vom Marktforschungsinstitut Innofact unmittelbar nach dem Ausfall der Stromversorgung auf der iberischen Halbinsel am Montagmittag online erhoben. Die Befragten stammen aus einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmern. Befragt wurden laut Verivox 1007 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Die Befragung ist repräsentativ hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bundesland.
Von den Befragten gaben 73 Prozent an, sich nicht konkret auf einen Stromausfall vorbereitet zu haben. Nur 27 Prozent haben sich entsprechend gerüstet. Männer geben dabei signifikant häufiger (32 Prozent) an, auf einen Stromausfall vorbereitet zu sein, als Frauen (22 Prozent).
Wenn sich die Befragten auf einen Stromausfall vorbereitet haben, wurde am häufigsten (71 Prozent) für Beleuchtungsmittel wie Kerzen oder Taschenlampen gesorgt. Auch Vorräte an Nahrung (65 Prozent), Bargeld (57 Prozent) und aus dem Bereich Hygiene und Gesundheit (57 Prozent) werden häufiger angelegt.
Das entspricht weitgehend den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK), wobei eigentlich ein Schwerpunkt auf Trinkwasser liegen sollte. Wegen des Ausfalls elektrischer Pumpen fällt in der Regel auch die Wasserversorgung aus.
Allerdings empfiehlt das BKK auch, batteriefähige oder per Kurbel aufladbare Radios anzuschaffen, um Informationen zur Lage empfangen zu können. Während des Blackouts in Spanien hatten die Betroffenen oft überrascht feststellen müssen, dass auch ein aufgeladenes Handy nicht mehr funktionierte. Sie waren von jeglicher Kommunikation abgeschnitten.
21 Prozent der Deutschen gaben an, für die eigene Elektrizität per Notstromaggregat gesorgt zu haben. 13 Prozent gaben an, sich im Bereich Selbstverteidigung/Bewaffnung vorbereitet zu haben.
Eine Mehrheit von 69 Prozent hält die Stromversorgung in Deutschland für sicher. Womöglich haben dazu beruhigende TV-Äußerungen vom Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller beigetragen. 22,5 Prozent sind unentschlossen, während 8,5 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass die Stromversorgung nicht sicher ist.
Als größte Bedrohungen der Stromversorgung werden Cyber-Angriffe wahrgenommen (59 Prozent). Dieses Szenario war seinerzeit im gut recherchierten Bestseller „Blackout“ von Marc Elsberg ausgebreitet worden. 51 Prozent halten Terrorangriffe für eine Bedrohung für das Stromnetz, 43 Prozent Naturkatastrophen.
Das Stromnetz in Deutschland ist zwar nach dem Prinzip der sogenannten n-1-Sicherheit aufgebaut. Das bedeutet, dass beim Ausfall einer Stromleitung die Elektrizität sofort auf eine Alternativleitung umgeleitet wird. Allerdings hatte genau dieses Prinzip in Spanien versagt.
Laut Verivox-Umfrage gehen 47 Prozent der Befragten davon aus, dass die Behörden und Verantwortlichen nicht gut oder unzureichend auf einen Blackout vorbereitet sind. An eine sehr gute oder gute Vorbereitung glauben nur 22 Prozent der Befragten.
Daniel Wetzel ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Energiewirtschaft, Energiepolitik und Klimapolitik. Für seine energiewirtschaftlichen Berichte, Kommentare und Reportagen wurde er 2007 vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) mit dem Robert-Mayer-Preis ausgezeichnet und vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln 2009 mit dem Theodor-Wessels-Preis.