#Interview
Die Jungfirma AXO bringt Predictive Maintenance auf die Schiene bzw. die Weichen. „Über 20 % aller Zugverspätungen entstehen durch Weichenstörungen, das verursacht enorme Kosten für die Bahn, für uns alle und für die Volkswirtschaft“, sagt Gründer Oliver von Sperber.

Das Berliner Startup AXO, 2022 von Oliver von Sperber, Uwe Hübler, Wolfgang Merz gegründet, entwickelt “sensorbasierte Monitoringsysteme für die vorausschauende Instandhaltung bestehender Schieneninfrastrukturen”. In den vergangenen Jahren wanderten rund 1,5 Millionen Euro in das Unternehmen – unter anderem vom Business Angel Club better ventures. Derzeit arbeiten 14 Mitarbeitende für die Jungfirma.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer von Sperber einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei AXO.
Wie würdest Du Deiner Großmutter AXO erklären?
AXO sorgt dafür, dass bei der Eisenbahn alles reibungslos läuft. Unsere Technologie erkennt frühzeitig, wenn an Schienen oder Weichen etwas nicht stimmt, lange bevor etwas kaputtgeht. So können Reparaturen rechtzeitig erfolgen, Kosten werden gespart und die Züge bleiben pünktlich.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Ja, das war von Anfang an unser Plan. Als regelmäßiger Zugreisender habe ich mich gefragt, warum es so häufig Weichenstörungen gibt. Aus Neugier habe ich einen Weichenschlosserkurs gebucht und dabei gelernt, wie viele verschiedene Fehler auftreten können. Über 20 % aller Zugverspätungen entstehen durch Weichenstörungen, das verursacht enorme Kosten für die Bahn, für uns alle und für die Volkswirtschaft. Deshalb setzt AXO mit Predictive Maintenance an den Weichen an: Wir verlängern ihre Lebensdauer, verbessern die Pünktlichkeit und helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Im Oktober 2024 haben wir ein wichtiges Forschungsprojekt vom Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung am Eisenbahn-Bundesamt gewonnen. Dabei geht es darum, Service-Trupps mit Digitalisierung und Datenanalyse zu unterstützen. Der Bahnverkehr wächst, die Wartungszeiten werden knapper, und der Fachkräftemangel wird spürbarer. Bis 2030 sollen sich die Fahrgastzahlen verdoppeln und der Güterverkehr deutlich ausgebaut werden. Als energieeffizientestes Verkehrsmittel ist die Bahn ein Schlüssel zur CO2-Reduktion im Verkehrssektor. Digitalisierung kann dabei helfen, die Kapazität des Netzes um bis zu 30 % zu steigern.
KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
KI ist die Königsdisziplin und auch bei uns wichtig. Allerdings trainieren wir die KI erst, wenn wir unsere Daten genau verstanden und qualitätsgesichert haben. Nur so entstehen echte, belastbare Ergebnisse – besonders im sicherheitskritischen Bahnumfeld.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
An der Schiene wirken enorme Kräfte, wir messen Beschleunigungen von über 200 g. Zum Vergleich: Eine SpaceX Falcon 9 kommt auf 5 bis 6 g. Obwohl wir unsere Sensoren im Labor intensiv nach Bahnnormen getestet hatten, war die erste Elektronik nach zwei Wochen zu Pulver zermahlen. Heute hält unsere Hardware problemlos über fünf Jahre. Das zeigt, wie viel Entwicklungsarbeit wir auch in die Robustheit gesteckt haben.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Trotz unserer langjährigen Berufserfahrung haben wir uns den Mut und die Neugier bewahrt, ein echtes Impact-Startup zu gründen. Heute haben wir uns eine starke Marktposition erarbeitet und schaffen echten Mehrwert für Betreiber, Bahnunternehmen und nicht zuletzt für die Menschen und Unternehmen, die auf die Eisenbahn vertrauen.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Gut zuhören. Underpromise, overdeliver.
Wo steht AXO in einem Jahr?
In einem Jahr werden täglich 100.000 Fahrgäste von unserer Technologie profitieren.
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