Ein Roboter, der fühlen kann? Genau das hat der Tech- und Versandriese Amazon jetzt vorgestellt. Wie Geekwire berichtet, soll der neue Lagerhelfer mit dem Namen Vulcan nicht nur die Effizienz in den Fulfillment-Centern des Unternehmens steigern, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:innen verbessern. Vulcan wird schon jetzt in einigen Lagerzentren eingesetzt – auch in Hamburg. Eine breitere Einführung des neuen Roboters in Europa ist bereits geplant.
Der erste Logistik-Roboter, der fühlen kann?
Dass Roboter nicht „fühlen“ können, war in der Vergangenheit oft ein Problem. Entweder haben sie bei einem unerwarteten Widerstand sofort einen Notstopp eingelegt oder sind mit dem Hindernis kollidiert. „Oft haben sie gar nicht bemerkt, dass sie etwas getroffen haben – weil sie es schlicht nicht spüren konnten“, erklärt Aaron Parness, Director Applied Science bei Amazon. Was Vulcan von anderen Lagerrobotern unterscheidet: Er kann Berührung und Druck erkennen und damit Objekte so präzise wie ein Mensch greifen, bewegen und einsortieren. Er passt seinen Griff dynamisch an und weiß dank eingebauter Sensoren genau, wie stark er zupacken darf, ohne Gegenstände zu beschädigen.
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Die Einführung eines neuen Roboters kommt nicht überraschend, denn Amazon muss zunehmend mit anderen Händlern konkurrieren, die ebenfalls modernste Technologien in ihren Lagerzentren einsetzen. Gleichzeitig warnen Kritiker:innen davor, dass zu viel Automatisierung Arbeitsplätze gefährden oder neue Sicherheitsprobleme verursachen könnte. In einem Blog-Beitrag betont Amazon allerdings, dass Vulcan keine Jobs ersetzen, sondern Mitarbeiter:innen gezielt unterstützen soll. Gerade bei körperlich belastenden Aufgaben wie dem Greifen nach hoch oder tief gelagerten Objekten, die oft nur mit einer Leiter erreichbar sind, soll der Roboter für mehr Ergonomie und Sicherheit sorgen. In der Praxis können Mitarbeiter:innen dadurch auf Augenhöhe arbeiten, während Vulcan obere und untere Lagerreihen bedient.
Vulcan kann den Menschen nicht ersetzen
Das, was sich hinter Vulcans Fähigkeiten verbirgt, nennt sich „Physical AI“: Die KI wurde nicht nur mit Simulationen, sondern auch anhand realer Beispiele trainiert – vom Greifen von Socken bis zum Hantieren mit empfindlicher Elektronik. Das System lernt kontinuierlich dazu und verbessert sein Verständnis für das Materialverhalten, die Form und das Gewicht von Objekten. Mit einer Erfolgsquote von etwa 75 Prozent bei der Handhabung des Sortiments ist Vulcan laut Amazon schon heute ein effizienter Lagerhelfer. Wenn ein Objekt zu komplex ist, erkennt der Roboter seine Grenzen und fordert menschliche Unterstützung an.
Amazon will den Roboter mit Tastsinn in den kommenden Jahren auch an weiteren Standorten einsetzen. Das Ziel besteht laut dem Konzern darin, ein sicheres und effizienteres Logistiknetz zu schaffen, in dem Mensch und Roboter Hand in Hand arbeiten. So können Prozesse beschleunigt, die Produktauswahl erweitert und niedrige Preise bei wachsender Nachfrage gehalten werden. Und auch die Mitarbeiter:innen könnten profitieren: Durch die Zusammenarbeit mit den Robotern erlangen sie neue technische Kenntnisse und steigen dadurch in neue, spezialisierte Rollen auf. Der Einsatz von KI könnte also auch in dieser Branche dazu führen, dass Menschen nicht obsolet werden, aber sich ihre Aufgaben in andere Bereiche verlagern.
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