Es war eines der wenigen Projekte, bei denen die deutsche Discounterwelt nicht in Aldi Nord und Süd geteilt war: Der Webshop des Discounters Aldi. Der Onlineshop, den es seit 2021 gab, bot hauptsächlich Non-Food-Artikel wie Haushaltsgeräte, Elektronik und Einrichtungsgegenstände an, aber auch einige lang haltbare Waren aus dem Lebensmittelumfeld. Hierfür hatte Aldi seinerzeit die Aldi E-Commerce GmbH gegründet – ein gemeinschaftliches Unternehmen, an dem die beiden Unternehmen Nord und Süd jeweils zur Hälfte beteiligt waren.
Jetzt wird bekannt, dass das Unternehmen den Webshop nur noch bis zum 30. September dieses Jahres weiterführen und danach schließen wird. Zuerst berichtete darüber die Lebensmittelzeitung, Aldi bestätigte dies auf Anfrage der Deutschen Presseagentur, hat aber keine eigene Mitteilung hierzu herausgegeben.
Fokussierung aufs Kerngeschäft in den Filialen
Man wolle sich, so heißt es, wieder mehr aufs Kerngeschäft im stationären Handel konzentrieren. Aldi hat es mit dem Webshop nicht aus der Verlustzone geschafft. Der Umsatz 2023 lag bei 33,9 Millionen Euro, wobei hier nur provisionierte Umsätze gezählt wurden. Dennoch blieb ein Verlust von 4,8 Millionen Euro nach neun Millionen Euro Verlust im Jahr davor.
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Insgesamt ist es schon erstaunlich, dass ein Unternehmen mit einer so starken Marke es nicht schafft, hier in die Gewinnzone zu kommen. Es ist demnach schwer zu sagen, ob es mangelnder unternehmerischer Geduld oder falschen Entscheidungen zuzuschreiben ist, wenn kein besseres Ergebnis erzielt werden konnte. Laut Branchenexpert:innen hätte Aldi hier zusätzlich investieren müssen – Investitionen, die das Unternehmen nun offenbar scheut.
In vielen Fällen war der Aldi Onlineshop gerade bei knappen, schweren und sperrigen Produkten aus der wöchentlichen Aktionsware eine gute Anlaufstelle, um sich nicht anstellen zu müssen. Aldi konnte somit zusätzlichen Umsatz generieren – auch weil das Nadelöhr der oftmals zu kleinen Lagerräume in den Filialen umgangen werden konnte. Dennoch ist es Aldi offenbar nicht gelungen, mit dem Onlinezweig Gewinn zu machen.
Kein Problem mit Garantiefällen
Kund:innen, die im Aldi Onlineshop etwas erworben haben, müssen allerdings keine Sorge haben, dass sie im Garantie- oder Gewährleistungsfall im Regen stehen gelassen werden. Sowohl Aldi als Handelsunternehmen und Verkäufer bleibt bestehen als auch die Hersteller, über die oder deren Dienstleister Schadensfälle meist abgewickelt werden.
Insofern können Kund:innen bis zur Schließung des Shops auch weiterhin noch dort einkaufen, wenn sie beispielsweise den sperrigen Gasgrill oder die Gartenmöbel erwerben wollen, die sie ansonsten nicht ins Auto bekommen würden. Allerdings hatten Kund:innen in der letzten Zeit bei vielen Waren schon über Lieferverzögerungen berichtet – wobei sich die Frage stellt, wie viel davon der Lieferkette und dem Fulfillment zuzurechnen ist und inwieweit Aldi hier seine Prozesse nicht im Griff hatte.
Immerhin bleiben die weiteren Onlinepräsenzen von Aldi Talk über Aldi Foto bis hin zu Aldi Reisen erhalten, ebenso die Apps von Aldi Nord und Süd, die dem Vernehmen nach im Laufe des Jahres sogar weiter ausgebaut werden sollen.
Unterm Strich stellt das Ende des Onlineshops jedoch einmal mehr die Frage nach der Digitalkompetenz. Anders formuliert: Wenn schon die vergleichsweise einfach zu behandelnden Non-Food-Produkte sowie unempfindliche, langfristig zu lagernde Lebensmittel nicht rentabel in eine Onlinestrategie umzusetzen sind, ist die umfassende Lebensmittelzustellung erst recht problematisch. Was angesichts dessen aus den Testläufen von „Mein Aldi“ in einigen Testmärkten von Aldi Süd wird, bleibt abzuwarten.