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    Home » Dänemark beendet Zustellung: Wenn der Brief zur Rarität wird
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    Dänemark beendet Zustellung: Wenn der Brief zur Rarität wird

    adminBy adminDezember 20, 2025Keine Kommentare4 Mins Read
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    Briefkasten der dänischen Post.

    Stand: 20.12.2025 14:07 Uhr

    Immer noch schreiben viele Menschen Postkarten und Briefe zur Weihnachtszeit. Aber es werden immer weniger. So auch in Dänemark, wo sich die Post nun aus dem Briefversand zurückzieht.

    Jens Eberl

    Ulrich Knümann steht im Leverkusener Schreibwarenladen „Papelito“ und sucht nach Weihnachtspostkarten. Der Rentner hält an seiner Tradition fest: Zu Weihnachten will er handschriftliche Grüße verschicken, digitale Nachrichten seien kein Ersatz. Viele Angehörige und Freunde leben weit entfernt. „Ich kann Hunderte Mails oder WhatsApp-Nachrichten schicken: Das ist unpersönlich. Wenn ich eine Karte schreibe, überlege ich, was ich genau dieser Person sagen will. Das ist wichtig.“

    Doch Menschen wie Knümann werden seltener. Die Zahl der Briefe schrumpft rapide. Laut Deutscher Post gingen 2024 noch etwas mehr als zwölf Milliarden Briefe auf den Weg – zehn Jahre zuvor waren es gut 20 Milliarden. Auch Postkarten verlieren an Bedeutung: 1998 wurden noch 400 Millionen verschickt, 2019 knapp 147 Millionen, im vergangenen Jahr nur noch 96 Millionen.

    Dänemark beendet Briefgeschäft

    Noch drastischer ist die Entwicklung in Dänemark. Das staatliche Unternehmen PostNord verzeichnet dort binnen 25 Jahren einen Rückgang des Briefvolumens um über 90 Prozent. Ab dem Jahreswechsel zieht das Unternehmen die Konsequenzen: Es fokussiert sich ausschließlich auf den Paketmarkt, baut öffentliche Briefkästen ab und dünnt die Zustellung aus.

    Möglich machte das eine Reform der Regierung in Kopenhagen, die 2024 die staatliche Zustellpflicht lockerte. Nun sollen private Anbieter wie Dansk Avis Omdeling (DAO) die wenigen verbleibenden Sendungen übernehmen. Rund 1.000 der roten Briefkästen aus dem 19. Jahrhundert werden derzeit verkauft – als „kleines Stück dänisches Kulturerbe“ für 1.500 bis 2.000 Kronen (etwa 200 bis 270 Euro).

    90 Prozent der Briefe geschäftlich

    Elke Wollenweber, die bei „Papelito“ Weihnachtspostkarten verkauft, könnte sich ein solches Szenario für Deutschland kaum vorstellen. Das Geschäft mit klassischen Motiven laufe derzeit hervorragend. „Da muss der Weihnachtsmann drauf sein – oder ein bisschen Kitsch“, sagt sie.

    In deutschen Briefkästen landet aber immer weniger private Post, bestätigt DHL-Sprecher Alexander Edenhofer. Die rund zwölf Milliarden Briefsendungen setzten sich zu über 90 Prozent aus Geschäfts-, Behörden- und Werbepost zusammen. „Nur ein Teil davon wird über Briefkästen eingeworfen“, erklärt Edenhofer. Großkunden wie Banken oder Versicherungen lieferten ihre Sendungen direkt in den Briefzentren an; die Kästen nutzten vor allem Privatkunden und kleinere Betriebe.

    Zahl der Briefkästen in Deutschland stabil

    Während die Briefmengen sinken, bleibt die Zahl der Briefkästen nahezu unverändert. Vor zehn Jahren gab es laut DHL-Sprecher bundesweit rund 110.000 Behälter, heute sind es 108.200. Ein Ende des staatlich gesicherten Briefsystems wie in Dänemark sei hier nicht absehbar. Die Post-Universaldienstleistungsverordnung schreibt eine Zustellung mindestens zweimal pro Woche vor – auch in abgelegenen Regionen.

    „Die Dänische Post ist nicht die Deutsche Post, die Märkte sind nur bedingt vergleichbar“, betont Edenhofer. Trotz rückläufiger Mengen bleibe der Brief in Deutschland relevant. „Wir gehen davon aus, dass wir noch viele Jahre Briefe bearbeiten und zustellen werden.“ Voraussetzung seien jedoch verlässliche politische Rahmenbedingungen. Die Entwicklung in Dänemark zeige, wie anspruchsvoll das Geschäft geworden sei: „Die Digitalisierung schreitet voran, Briefmengen schrumpfen europaweit. Das belastet alle Postdienstleister.“

    Zustelltage reduziert

    Die Politik hat bereits reagiert und der Post mehr Zeit gegeben, Briefe zuzustellen. Im Juni 2024 hatte der Bundestag eine Reform des Postgesetzes beschlossen. Danach müssen erst am dritten Werktag nach Einwurf 95 Prozent der Briefe zugestellt werden. Am vierten Werktag sollen es 99 Prozent sein. Zuvor war die Maßgabe, mindestens 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am Folgetag zuzustellen und 95 Prozent am übernächsten Werktag.

    Was das Briefeschreiben angeht, scheint es einen klaren Generationenunterschied zu geben, zumindest im Leverkusener Schreibwarenladen. Rentnerin Charlotte Maletz schwelgt in Erinnerungen: „Ich habe früher Liebesbriefe bekommen. Wenn man älter ist, holt man die raus und denkt: Das war schön. Man kann es immer wieder nachlesen.“ Für den 21-jährigen Tom Kreutz hingegen ist das Schreiben einer Postkarte schlicht zu anstrengend: „Du musst in den Laden gehen, dir eine Postkarte kaufen. Dann musst du dir Adresse raussuchen und musst dann schreiben. Und ich denke einfach, dass es dann auf jeden Fall ein größerer Aufwand ist.“ Er sendet seine Weihnachtsgrüße mit wenigen Klicks an alle – über eine WhatsApp-Gruppe.



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