marktbericht
Der Streit zwischen den USA und Venezuela belastet die Rohstoffmärkte. US-Präsident Trump will Öltanker aus dem südamerikanischen Land blockieren. Welche Folgen hat das für den Ölpreis?
Erst Drogen, jetzt Öl. US-Präsident Donald Trump legt im Streit mit Venezuela nach. Die US-Regierung hat angeordnet, sanktionierten Öltanker von und nach Venezuela zu blockieren. Der Ölpreis zog daraufhin an. Rohöl der Sorten WTI und Brent verteuerten sich im Vergleich zum Vortag um etwa 2,5 Prozent.
Unklar bleibt, wie die US-Regierung die Blockade durchsetzen will. In den vergangenen Monaten hat sie jedoch Soldaten und fast ein Dutzend Kriegsschiffe, darunter einen Flugzeugträger, in die Region verlegt.
Analysten reagieren gelassen
In der vergangenen Woche hatte die US-Küstenwache erstmals ein Schiff mit Rohöl des OPEC-Landes abgefangen. Zudem verhängte Washington Sanktionen gegen sechs weitere Schiffe und deren Eigner.
Setzt die US-Regierung ihre Blockade um, könnte sich der Druck auf die Ölpreise weiter erhöhen. Die Bedeutung Venezuelas für den internationale Ölmarkt ist laut Analysten aber begrenzt.
Rohstoff-Analyst Warren Patterson von der ING Groep geht davon aus, dass die Investoren einen kühlen Kopf bewahren. Grundsätzlich seien mögliche Angebotsrisiken einkalkuliert. Die jüngste Preisreaktion zeige, dass der Ölmarkt nicht sehr besorgt sei.
Reserven groß, Produktion schwach
Zwar verfügt Venezuela über die weltweit größten Ölreserven, doch ist die Produktion in den vergangenen Jahren massiv eingebrochen. Zuletzt förderte das Land etwa eine Million Barrel Öl am Tag. Noch vor zehn Jahren war die Fördermenge mehr als doppelt so groß. Damit gehört das Mitglied des Ölkartells OPEC gegenwärtig zu den kleineren Ölproduzenten.
Zum Vergleich: Die USA, der größte Ölproduzent der Welt, fördern laut der US-Energiebehörde EIA am Tag etwa die dreizehnfache Menge an Rohöl. Beobachter betonen, Trump könnte es nun auf die großen Ölreserven in Venezuela abgesehen haben.
Der US-Präsident wirft der Regierung von Machthaber Nicolás Maduro vor, Öl, Land und andere Vermögenswerte gestohlen zu haben. Die venezolanische Regierung wies das als groteske Drohung zurück.
Venezuelas Ölkunden fordern Rabatte
Der Niedergang der venezolanischen Ölproduktion hat aus Sicht von Analysten vor allem politische Gründe. Dem staatlichen Ölkonzern PDVSA wird Missmanagement vorgeworfen. Die Infrastruktur der Anlagen gilt als marode. Dazu fehlt es dem Land unter Maduro an Kapital und Devisen. Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump Sanktionen gegen den Ölsektor des Landes verhängt.
Die Probleme spiegeln sich auch in einem Preiskampf auf dem Ölmarkt wider. Venezuela muss seinen Kunden, hauptsächlich China, Rabatte einräumen. Der staatliche venezolanische Ölkonzern PDVSA steht in einem starken Wettbewerb mit ebenfalls sanktioniertem Öl aus Russland und dem Iran, das den chinesischen Käufern in großen Mengen zur Verfügung stellt.
Insidern zufolge haben sich die Preisnachlässe für die venezolanische Ölsorte Merey für Lieferungen nach China auf bis zu 21 Dollar pro Barrel ausgeweitet. Damit liegt der Preis etwa ein Drittel unter dem Referenzpreis für die Nordseesorte Brent. Die Preise für Öl aus Venezuela könnten nun weiter fallen. Händlern zufolge fordern die Ölkunden des Landes, etwa Raffinerien aus China, höhere Rabatte und geänderte Vertragsbedingungen.
DAX tritt auf der Stelle
Für den Handel am deutschen Aktienmarkt spielen die Bewegungen am Ölmarkt heute kaum eine Rolle. Der DAX setzt seine Seitwärtsbewegung fort. Am Mittag notiert die deutsche Leitbörse bei 24.069 Punkten und damit fast genau auf dem gestrigen Schlusskurs.
Die US-Arbeitsmarktdaten vom Vortag haben für die Aktienmärkte nicht die erhofften Impulse geliefert. Die nachgereichten Daten waren gemischt ausgefallen und sorgen heute eher für Ernüchterung, was weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve betrifft.
