In vielen anderen Ländern ist es quasi Standard, dass man für nicht verschreibungspflichtige, frei verkäufliche Medikamente nicht in die Apotheke gehen muss. In Deutschland sorgt jetzt DM für einen Umbruch. DM-Med startet laut der Drogeriemarktkette am 16. Dezember 2025 – allerdings nur online. Rund 2.500 verschreibungsfreie Arzneimittel und 1.000 Produkte aus dem Bereich Hautkosmetik will die Drogeriemarktkette in Zukunft anbieten, bedient sich dabei eines kleinen Tricks.
Denn DM versendet die Medikamente aus dem benachbarten Tschechien, wo man eine Präsenzapotheke mit Versandberechtigung übernommen hat. Diese soll das Fremdbesitzverbot lösen, denn in Deutschland dürfen Apotheken nur von selbstständigen Apotheker:innen und nicht von Kapitalgesellschaften betrieben werden. In Bor in Tschechien, rund 30 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, betreibt das Unternehmen eine Logistik mit 60.000 Quadradtmetern.
Die rezeptfreien Arzneimittel (sogenannte OTC-Produkte) werden über den DM-Onlineshop und nicht über eine eigene Webpräsenz vertrieben, beim Versand sollen dagegen dennoch die Arzneimittel mit den anderen Produkten des Unternehmens verschickt werden.
Heftige Kritik von Apothekerverbänden
Den Apothekerverbänden gefällt das erwartungsgemäß wenig. Deren Vorsitzender Hans-Peter Hubmann kritisiert, der Unterschied zwischen Apotheke und Drogerie dürfe nicht verschwimmen. So sei „besonders bei wirksamen Mitteln der richtige Umgang entscheidend“. Er warnt davor, dass Arzneimittel „marketinggesteuert von einem Drogeriemarkt rausgehauen werden“ könnten – ein bemerkenswerter Vorwurf angesichts der Sortimentserweiterungen vieler Apotheken.
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Das will auch DM-Chef Christoph Werner im Interview mit dem Handelsblatt so nicht stehen lassen und weist die Kritik als „bizarr“ zurück. Werner glaubt, dass DM in Zukunft eine Rolle im Bereich Prävention übernehmen könne und sieht weiteres Potential bei Bluttests oder bestimmten Hautuntersuchungen. Hier hatte die Drogeriemarktkette bereits in der Vergangenheit im Revier der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gewildert. Die Wettbewerbszentrale urteilte kürzlich, dass das Augenscreening-Angebot rechtlich okay sei, doch hier ist Streit auch weiterhin vorprogrammiert.
Immerhin bleiben verschreibungspflichtige Medikamente weiterhin den niedergelassenen und expliziten Online-Apotheken vorbehalten, was auch für DM eine Vereinfachung bringt, da sich das Unternehmen nicht um die Abwicklung der Rezepte kümmern muss.
DM könnte den Apotheken Marktanteile streitig machen
Vieles spricht dafür, dass DM in diesem Kontext bei Kund:innen punkten kann. Die Marke steht bei preisbewussten Käufer:innen seit Jahren für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, gleichzeitig bietet das flächendeckende Filialnetz eine hohe Dichte an Abholmöglichkeiten. Diese Verbindung aus Verlässlichkeit und Alltagstauglichkeit könnte insbesondere jene Kund:innen ansprechen, die einfache Medikamente kurzfristig benötigen, sie aber nicht persönlich entgegennehmen können oder wollen.
Wie so oft im E-Commerce könnte auch hier die Bekanntheit und Glaubwürdigkeit einer etablierten stationären Marke den Ausschlag geben. Dennoch verfolgt DM nicht das Ziel, sich als vollumfängliche Versandapotheke zu positionieren. Hier hat sich die Drogerierkette vor allem wegen der deutlich komplexeren regulatorischen Anforderungen und eines Marktes, der bereits stark umkämpft ist, zurückgehalten.
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