Die Menschen in Deutschland halten ihr Geld zusammen. Nach Daten des Handelsverbandes Deutschland ist die Konsumstimmung auf ein Jahrestief gefallen. Das dürfte das Weihnachtsgeschäft belasten.
Volle Fußgängerzonen, volle Einkaufstaschen: Das Weihnachtsgeschäft ist für viele Einzelhändler die wichtigste Zeit des Jahres. Die besinnliche Stimmung kann die Kauflaune der Menschen jedoch kaum beleben.
Die vom Handelsverband Deutschland (HDE) ermittelte Konsumlaune der Verbraucher in Deutschland hat sich verschlechtert. Der Index sank nach Angaben des Verbands auf den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn.
Verunsicherung bleibt hoch
Die Konsumforscher verweisen auf die anhaltend hohe Verunsicherung in der Bevölkerung. Der Blick auf die wirtschaftliche Gesamtlage falle pessimistisch aus, so der HDE. Die Erwartungen an die Konjunktur sind laut der Befragung auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2024 gefallen.
„Die Sparrate ist nach wie vor hoch und die Anschaffungsneigung gering. Da ändert auch das nahende Weihnachtsgeschäft kaum etwas“, so Handelsexperte Jörg Funder von der Hochschule Worms gegenüber der ARD-Finanzredaktion. Der Konsumforscher ergänzt, auch die Angst um den eigenen Arbeitsplatz belaste die Kauflaune: „Wir sehen, dass Geld zurückgehalten wird“, so Funder.
GfK und NIM sehen leichte Verbesserung
Zu etwas freundlicheren Ergebnissen waren zuletzt die Marktforscher der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) gekommen. Der Konsumklimaindex für den Dezember stieg leicht an.
„Dies ist auch für den Einzelhandel mit Blick auf das Jahresendgeschäft eine gute Nachricht“, so NIM-Experte Rolf Bürkl zur monatlichen Umfrage unter rund 2.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Händler erwarten maues Weihnachtsgeschäft
Auch wenn sich die Daten der Konsumforscher leicht unterschieden, ist die Gesamtstimmung unter den Einzelhändlern mau. Nach einer Umfrage des Münchner ifo-Institutes rechnet jedes vierte Unternehmen mit einem schlechten Verlauf des Weihnachtsgeschäfts.
Knapp die Hälfte erwartet in der Befragung mit einem durchschnittlichen Geschäft. Daran hat wohl auch das erste Adventswochenende nichts geändert. In einer HDE-Befragung berichten 60 Prozent von schwachen Geschäften in der letzten Novemberwoche.
Reallohnzuwachs kommt nicht im Handel an
Auch steigende Löhne haben bisher nicht dafür gesorgt, dass sich die Konsumstimmung merklich aufhellt. Seit etwa zweieinhalb Jahren legen die Bruttolöhne in Deutschland stärker zu als die Verbraucherpreise. Für das dritte Quartal hatte das statistische Bundesamt in der vergangenen Woche ein Reallohnplus von 2,7 Prozent gemeldet. Das war der größte Zuwachs des laufenden Jahres.
Nominal gesehen bedeutet das, dass auch die Kaufkraft der Menschen in Deutschland zunimmt. Gründe sind die abnehmende Inflation und höhere Lohnabschlüsse. Beides hätte aber kaum dazu geführt, dass sich die Konsumlaune verbessert, so Handelsexperte Jörg Funder von der Hochschule Worms: „Nur wenige Menschen in Deutschland fühlen sich finanziell abgesichert.“
Mit Informationen von Sebastian Schreiber, ARD-Finanzredaktion
