marktbericht
Die Angst vor einer KI-Blase und Zinssorgen halten die Anleger an den globalen Börsen weiter in Atem. Nach einer massiven Trendwende an der Wall Street rutscht auch der DAX erneut ab – auf den tiefsten Stand seit Mai.
Der Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt geht in die nächste Runde. Der DAX bricht im frühen Handel um 1,4 Prozent auf 22.943 Punkte ein. Der deutsche Leitindex notiert damit erstmals seit Mai unter der Marke von 23.000 Punkten.
Seit seinem Vorwochen-Hoch bei 24.441 Punkten hat der DAX nun bereits über 1.400 Punkte eingebüßt. Damit hat sich auch das charttechnische Bild im deutschen Leitindex massiv eingetrübt. Marktexperten gehen von weiterem Abwärtspotenzial aus, war der DAX doch bereits an den vergangenen Tagen unter die für den langfristigen Trend wichtige 200-Tage-Linie gefallen.
„Der DAX startet nach dem gestrigen Ausverkauf an der Wallstreet mit einer schweren Hypothek in den heutigen Handelstag“, kommentiert Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners das Marktgeschehen.
Die Angst vor der „KI-Blase“ sei an der Wall Street schnell wieder zurückgekehrt und die Freude über starke Nvidia-Zahlen habe nicht lange angehalten. Anleger hätten sich dort panikartig von Aktien getrennt und neue Käufer kämen derzeit auch aus saisonalen Gründen kaum in den Markt.
Die gestern vorgelegten US-Arbeitsmarktdaten für September hatten zudem die Zinssorgen der Anleger wieder verstärkt: „Die Fed wird sich in ihrer zuletzt wieder abwartenden Haltung hinsichtlich weiterer Zinssenkungen bestätigt sehen und steuert auf eine Zinspause im Dezember zu“, betont Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Mittlerweile rechnen laut dem „Fed Watch Tool“ der CME Group nur noch gut 33 Prozent der Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung der US-Notenbank auf der nächsten Sitzung am 10. Dezember. Zum Vergleich: Vor einem Monat waren es noch rund 98 Prozent gewesen.
Die US-Indizes hatten vor diesem Hintergrund am Donnerstag zum Teil empfindliche Kursverluste verbucht. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verlor bis zum Handelsende 0,8 Prozent auf 45.752 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 2,2 Prozent auf 22.078 Zähler nach, und der breit gefasste S&P 500 büßte 1,6 Prozent auf 6.539 Stellen ein. Auch die Aktie von Nvidia selbst drehte ins Minus und verlor knapp drei Prozent.
Die Sorge vor einer unsicheren US-Zinspolitik und ein Ausverkauf bei Technologiewerten haben am Morgen auch die asiatischen Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. In Japan sorgte zudem das neue Konjunkturpaket der japanischen Regierung im Volumen von umgerechnet 135,4 Milliarden Dollar für Verunsicherung, schürte es doch Sorgen über die Haushaltslage des Landes. Der Nikkei-Index brach um 2,4 Prozent auf 48.625 Punkte ein.
Die Flucht der Anleger aus riskanten Anlagen zeigt sich am Markt für Kryptowährungen unterdessen besonders eindrücklich. So bricht die älteste und wichtigste Cyberdevise, der Bitcoin, im frühen Handel um knapp sieben Prozent auf 86.131 Dollar ein.
Die gestiegene Risikoaversion der Anleger macht sich auch am Rohstoffmarkt bemerkbar: Die Ölpreise geben erneut nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verbilligt sich um 1,6 Prozent auf 62,40 Dollar.
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor sind dabei die Sorgen um ein Überangebot am Ölmarkt. Die Bemühungen der USA um ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine könnten eine Lockerung von Sanktionen gegen russischen Ölkonzerne zur Folge haben, was wiederum das globale Ölangebot erhöhen würde.
Der Euro notierte nahezu unverändert bei 1,1535 Dollar. Am Vormittag könnten die Erstveröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Eurozone für neue Impulse sorgen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion
