marktbericht
Nachdem sie in den vergangenen Tagen immer weiter abstürzten, haben sich die Börsen heute ein wenig gefangen. Dennoch geht der DAX minimal tiefer aus dem Handel – und auch an der Wall Street dreht sich das Bild.
Nach seinem jüngsten Kursrutsch hat sich der DAX heute zwar stabilisiert, am Ende aber dennoch knapp im Minus geschlossen. Der deutsche Leitindex ging 0,1 Prozent tiefer bei 23.163 Punkten aus dem Handel. Zwischenzeitliche Gewinne von bis zu 0,9 Prozent konnte er nicht halten.
Zuvor hatte der DAX binnen einer Woche mehr als fünf Prozent verloren und war am Vortag auf das niedrigste Niveau seit Juni gesackt. Er blieb auch zur Wochenmitte unter seiner 200-Tage-Durchschnittslinie als Indikator für den langfristigen Trend und gilt weiterhin als charttechnisch angeschlagen.
Nach seiner jüngsten Talfahrt startete auch der Dow Jones heute zu Handelsbeginn im Plus. Der US-Leitindex drehte jedoch ebenfalls im Verlauf ins Minus und notiert zur Stunde 0,2 Prozent tiefer bei 46.007 Punkten. Seit dem Rekordhoch vor einer Woche hat der bekannteste Wall-Street-Index in Summe fast fünf Prozent eingebüßt.
Der marktbreite S&P 500 legte zum Start um 0,7 Prozent zu, für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es sogar um 1,1 Prozent nach oben. Auch ihre Gewinne bröckelten allerdings nach und nach ab. Der Verlust des Nasdaq 100 beläuft sich seit seinem Rekordhoch Ende Oktober auf mehr als sechs Prozent.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit weltweit steht heute der KI-Primus Nvidia, der nach dem Börsenschluss über sein drittes Quartal berichten wird und einen Ausblick geben dürfte. Die Spannung und Nervosität ist hoch, denn der Bericht stellt eine Bewährungsprobe für die großen Technologie-Konzerne allgemein dar. Die Sorgen um die hohen Bewertungen von Unternehmen mit Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI) sind gewachsen, und sollte Nvidia den hohen Markterwartungen und der eigenen hohen Bewertung nicht gerecht werden, drohen Turbulenzen an den Märkten.
Den Resultaten wird nochmals mehr Bedeutung beigemessen als ohnehin üblich. Der Chipkonzern stehe vor der Aufgabe, hohe Erwartungen zu erfüllen und zudem die erhebliche Skepsis hinsichtlich der Investitionen in KI zu zerstreuen, so Analyst Vivek Arya von der Bank of America. „Im positiven Fall könnte der Chip-Gigant mit besser als erwarteten Zahlen und einem soliden Ausblick genau die Orientierung liefern, nach der die Anleger derzeit suchen“, sagte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.
Darüber hinaus hatten zuletzt Zweifel an weiteren Zinssenkungen in den USA die Stimmung an den Märkten getrübt. Sie seien sensibler gegenüber möglichen zurückhaltenden Tönen seitens der US-Notenbank Fed, hieß es von NordLB-Experten. Am Abend wird das Protokoll der jüngsten Notenbanksitzung veröffentlicht, ehe am Donnerstag nachgeholte Daten zur Entwicklung des US-Arbeitsmarkts von Bedeutung sein dürften.
Die nächste Zinsentscheidung steht im Dezember an. Laut dem „Fed Watch Tool“ der CME Group rechnen mittlerweile nur noch 51 Prozent der Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung. Zum Vergleich: Vor einem Monat waren es noch knapp 94 Prozent. Die Skepsis zeigt sich auch am Bitcoin. Wie bereits am Vortag rutschte die Notierung auf der Handelsplattform Bitstamp unter 90.000 Dollar. Da die Kryptowährung keine Zinsen abwirft, leidet die Nachfrage unter der Aussicht auf weiter höhere Zinsen unter anderem für US-Staatsanleihen.
Positiv am deutschen Aktienmarkt fielen heute Papiere von Nutzfahrzeugherstellern auf: Daimler Truck-Aktien gewannen an der DAX-Spitze 5,5 Prozent, Traton-Titel stiegen im MDAX zeitweise um 3,6 Prozent. Berichten zufolge hält die US-Umweltbehörde EPA zwar an neuen Abgasregeln für 2027 fest, will den Prozess aber schlanker gestalten. Außerdem spekulieren Anlegerinnen und Anleger, dass die Regeln 2026 in den USA zu vorgezogenen Lkw-Käufen führen könnten.
Rüstungswerte gerieten dagegen unter Druck. Mit einem Rücksetzer von 7,2 Prozent sackten die Rheinmetall-Aktien ans DAX-Ende. Hensoldt- und Renk-Papiere büßten 6,0 beziehungsweise 8,4 Prozent ein. Für Verkaufsdruck sorgte eine mögliche neue US-Initiative, um den Ukraine-Krieg zu beenden.
Das ließ auch die Ölpreise fallen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar sank um 1,60 Dollar auf 63,29 Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Dezember gab um 1,59 Dollar auf 59,15 Dollar nach.
Derweil haben neue mittelfristige Ziele von Nokia für Kursverluste beim Netzwerkausrüster gesorgt. Die Aktien sackten am Nachmittag um bis zu 6,3 Prozent auf 5,28 Euro ab. Der zwischenzeitliche Kurssprung Ende Oktober nach dem Einstieg von KI-Chipriese Nvidia ist damit wieder dahin. Vom damals erreichten Neun-Jahres-Hoch bei 6,65 Euro sind die Papiere mittlerweile um rund ein Fünftel zurückgefallen.
Nokia habe zu Beginn seines Kapitalmarkttags vorsichtige, aber vernünftige mittelfristige Ziele ausgegeben, schrieb JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande in einer ersten Reaktion. Das Management strebe zwar Wachstum an, lege den Fokus aber auf die Erreichbarkeit der Ziele. Der Mittelpunkt der für 2028 genannten Zielspanne für den operativen Gewinn liege knapp über der Konsensschätzung.
